Freiwilligenarbeit im Tierschutz ist eine Möglichkeit, aktiv einen positiven Einfluss auf das Leben von Tieren zu nehmen. Viele Tiere leiden unter schlechten Lebensbedingungen, Misshandlung, Vernachlässigung oder werden regelrecht entsorgt. Freiwilligenarbeit kann Tiere vor diesem Leid bewahren.
Ein Rudel von rund zehn neugierig bellenden Hunden begrüsst mich auf dem Tiergnadenhof von Ivo Zürcher. Der Hof liegt etwas abgeschieden, an einer stark befahrenen Strasse im Jonental, das sich von Kappel am Albis ZH bis nach Jonen im Aargau erstreckt.
Sobald Ivo Zürcher vor die Tür tritt, ist das Rudel still und schaut zum Chef. Aufmerksamkeit, Verständnis und viel Liebe sind das Rezept, mit dem er seine Hunde erzogen hat. Und es immer wieder macht, denn die Arbeit von Ivo Zürcher geht nie zu Ende. Irgendwo sucht immer irgendein Tier einen neuen Platz.
Ich musste lernen, ‹Nein› zu sagen.
Gezweifelt hat der gelernte Bauer und Tierpfleger nie an seiner Tierliebe. Er hat es nie bereut, all den Tieren eine neue Heimat zu geben. Bereut hat er nur, dass er nicht immer alle aufnehmen konnte, die ihm angeboten oder abgegeben wurden. «Ich musste lernen, Nein zu sagen», sagt der grosse, bärtige Mann, der etwas von einem Bären hat.
Rund 200 Tiere leben bei Ivo Zürcher und seiner Familie. Auch zwei prominente Zwergschweine: Stan und Oli waren 2019 mit dem Satiriker-Duo Giacobbo/Müller auf Tournee mit dem Zirkus Knie und danach in einer Auffangstation im Thurgau. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion kamen sie dann zu Ivo Zürcher. Seither geniessen sie hier ihren Ruhestand.
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Bild 1 von 7. Auch in der Schweiz gibt es viele vernachlässigte Tiere, die auf die Hilfe von Tierschutzorganisationen angewiesen sind. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 2 von 7. Ivo Zürcher ist gelernter Bauer und Tierpfleger. Neben seinem Gnadenhof betreibt er auch das Tierheim in Sihlbrugg. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 3 von 7. Menschen, die sich im Tierschutz engagieren, sollten eine tiefe Empathie für Tiere besitzen. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 4 von 7. Auch Ivo Zürcher ist auf Hilfe angewiesen. Auf Sponsoren und freiwillige Helfer. Die Ziegenanlage wurde mithilfe der Susy Utzinger Stiftung gebaut. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 5 von 7. Viele Tiere auf einem Gnadenhof haben traumatische Erlebnisse hinter sich und benötigen umfassende Pflege und Therapie. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 6 von 7. Annette und Katia, freiwillige Katzenfängerinnen der Tierschutzorganisation NetAP. Wilde Katzen werden eingefangen, untersucht, kastriert und wieder freigelassen. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 7 von 7. Die Katzenfalle ist eine der Grösse der Tiere angepasste Lebendfalle, die durch ein Trittbrett ausgelöst wird. Die Lebendfalle ist ein schonendes Mittel, um verwilderte Katzen einzufangen. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
Szenenwechsel: Chäsalp bei Gockhausen zwischen Dübendorf und Zürichberg. Hier bin ich an einem kalten Wintertag mit Annette und Katja auf der Lauer nach wilden Katzen. Solche gibt es in der Schweiz zu Tausenden.
Haben Jungtiere keinen Kontakt zu Menschen gehabt, verwildern sie und lassen sich nicht mehr zähmen. Sie scheuen jeglichen Menschenkontakt und leiden oft an Hunger, Parasiten, Krankheiten oder den Folgen eines Unfalls.
Kastrationen sind das einzige Mittel, diese Überpopulation nachhaltig und tiergerecht in den Griff zu bekommen.
Um dieses Leid zu verhindern, hat sich Esther Geisser, Gründerin und Präsidentin der Tierschutzorganisation NetAp, zum Ziel gesetzt, möglichst viele wilde Katzen einzufangen und zu kastrieren. Für Esther Geisser ist klar: «Kastrationen sind das einzige Mittel, diese Überpopulation nachhaltig und tiergerecht in den Griff zu bekommen».
Eine solche Aktion braucht aber einiges an Vorbereitungszeit. Und Geduld. Rund eine Stunde warten Annette, Katja und ich in der Nähe der aufgestellten Fallen. Die verwendete Katzenfalle ist eine der Grösse der Tiere angepasste Lebendfalle, die durch ein Trittbrett oder von Hand ausgelöst wird.
Plötzlich geht es schnell: Der verschmähte Schinken lockt die Katze doch an. Katja löst die Falle aus und die Katze ist gefangen. Sofort wird der Käfig mit einem Tuch bedeckt und das anfängliche Schreien der Katze hört auf. Noch am nächsten Tag wird sie der Tierarzt kastrieren. Nach einer Erholungszeit wird Katja das Tier später wieder freilassen. Denn verwilderte Katzen zu zähmen und in Haushalte zu integrieren, ist so gut wie unmöglich. Auch Tierheime sind in der Regel keine Option.
Menschen im Tierschutz brauchen Empathie, Verantwortungsbewusstsein und Durchhaltevermögen. Sie sollten bereit sein, Zeit und Energie für das Wohl von Tieren einzusetzen, auch wenn die Arbeit oft anstrengend und emotional herausfordernd ist.