Bei den alkoholischen Getränken hat Bitter einen festen Platz in der Zutaten-Liste. So etwa erhalten bekannte Drinks wie Negroni oder auch Gin Tonic ihre Spannung dank Bitternoten. Aber auch Magenbitter wie Averna, Fernet Branca oder Appenzeller sind aus den Spirituosen-Regalen nicht wegzudenken.
Von süss zu bitter
Verzichtet man auf Alkohol im Glas, wird die Bitter-Komponente in Drinks fast noch wichtiger. Vor allem in den Anfangszeiten des Alkoholfrei-Trends waren Getränke oft ganz einfach sehr süss, bestanden sie doch oft zu einem grossen Teil aus Fruchtsäften. Das hat sich nun geändert und auf der Suche nach mehr Komplexität in alkoholfreien Drinks werden oft auch bittere Komponenten eingesetzt. «Bitter puffert Süsse ab und sorgt für einen eleganten Ton im Drink», schreibt die Berliner Autorin und Expertin für alkoholfreie Getränke Nicole Klauss in ihrem neuen Buch «Alkoholfrei – Grundlagen, Rezepte, Pairings». Bitter, so ist da auch zu lesen, sei wie der Tanzpartner der Süsse.
So gelangen Bitterstoffe in (alkoholfreie) Drinks
Weil Kinder bittere Getränke oft nicht mögen, wird die Geschmacksrichtung häufig auch mit etwas Erwachsenem gleichgesetzt. Und: Eine Mischung aus süss, salzig, sauer und bitter ist definitiv spannender als wenn man nur eine vorherrschende Note im Glas hat.
Ich mische beispielsweise Fruchtsäfte mit bitterem Gemüse wie Chicorée, Radicchio oder Spinat.
Bitterstoffe bringt man auf verschiedenen Wegen in alkoholfreie Drinks. «Man kann ganz einfach Bittertropfen in der Drogerie oder Apotheke kaufen», erklärt Nicole Klauss. Aber Achtung: Oftmals sind diese auf der Basis von reinem Alkohol, in dem bittere Kräuter-Auszüge konserviert sind. Klauss weiss: «Heute gibt es auch alkoholfreie Varianten, das ist jeweils auf der Flasche gekennzeichnet.»
Möchte man selbst aktiv werden und auch die Drink-Grundlagen zu Hause herstellen, hat die Getränke-Expertin einige Tipps. «Ich mische beispielsweise Fruchtsäfte mit bitterem Gemüse wie Chicorée, Radicchio oder Spinat», so Klauss. Sie mixt es und siebt es dann durch ein Tuch ab. Die so aufgepeppten Säfte kann man entweder direkt trinken – oder aber als Grundlage für Drinks verwenden.
Mit Wermut selbst bittere Essenzen herstellen
Und natürlich lassen sich auch sehr bittere Essenzen selbst herstellen. «Wermut etwa kann man in der Apotheke kaufen und daraus einen Auszug kochen», so Klauss. Weil man davon nur ganz wenig benötigt und die selbst gekochte Essenz ohne Alkohol schnell verdirbt, friert die Berlinerin ihre Kräuter-Essenzen in Würfeln ein.
Die kann man dann übrigens auch benötigen, wenn man einen alkoholfreien Kräuterbitter möchte, ein Verdauerli alkoholfrei sozusagen: einfach die Eiswürfel mit der Kräuter-Essenz in Wasser auflösen. Was eigentlich ohnehin Sinn ergibt. Denn: Nicht der Alkohol im Kräuterbitter regt die Verdauung an, sondern die Bitterstoffe. Alkohol, das haben Studien gezeigt, soll die Verdauung sogar eher hemmen, weil er die Magenwände eher lahmlegt, als aktiviert. «Aber natürlich kann man nach dem Essen auch einfach einen Espresso trinken, der hat auch Bitterstoffe drin», ergänzt die Expertin für alkoholfreie Getränke.
Hier geht es zu den Sendungen zum Thema «Bitter» von Esther Kern bei A Point.