Es ist 3 Uhr morgens, viele Menschen schlafen noch tief und fest. Das Morgenduo Philippe Gerber und Marco Thomann ist bereits hellwach, ihre Arbeit beginnt jetzt.
Vom Bett bis zur Arbeit: die Morgenshow auf SRF 3
Die Frühaufsteher checken die News der Nacht, damit sie nichts Relevantes für ihre Sendung verpassen. Bis die beiden on air sind – also für alle hörbar – dauert es noch zwei Stunden: Zeit für den letzten Feinschliff.
Dabei wissen sie genau, was wichtig ist für ihre Morgenshow. Denn seit rund drei Jahren starten sie zusammen mit den Hörerinnen und Hörern von SRF 3 in den Tag.
Wir sind sehr nahe dabei, an ganz intimen Orten wie Schlaf- oder Badezimmer.
Am Morgen schätzen die beiden, dass alles frisch und ruhig ist. Ein weiterer Vorteil der frühen Morgenstunden: Die Hörerschaft ist zu dieser Zeit am aufmerksamsten. Sie seien sehr nahe dabei, an ganz intimen Orten wie im Schlaf- oder Badezimmer, am Morgentisch oder im Auto, erklärt Marco Thomann. Sehr wichtig ist den Morgenmenschen der direkte Kontakt zu den Leuten, die ihnen zuhören. Denn für sie machen sie Radio.
Die SRF 3-Morgenshow soll für alle da sein. Natürlich kann man es nicht allen recht machen, aber «wir versuchen, niemanden zu vergessen und die wichtigsten, spannendsten und lustigsten Momente des Tages auf den Äther zu bringen», so Thomann. Wichtig sei, dass man sich selbst nicht zu wichtig nehme und den Hörerinnen und Hörern auf Augenhöhe begegne. «Gutes Radio heisst: sich viel Mühe geben für alle, die zuhören, ohne dass man es merkt. Es soll immer locker und authentisch sein», ergänzt Philippe Gerber.
Nacht: die Zeit von Ralph Wicki
Wenn das Morgenduo von SRF 3 mit den Gedanken schon bei der nächsten Sendung ist, fängt die eigentliche Arbeit von «Nachtclub»-Moderator Ralph Wicki erst an. Seit über zehn Jahren begleitet der Luzerner Hörerinnen und Hörer durch die Nacht bei Radio SRF 1.
Auch ihm ist der direkte Draht zu seiner Hörerschaft sehr wichtig. Die Hörerinnen und Hörer stehen im Zentrum seiner Sendung. Zusammen diskutieren sie drängende Themen, die zu intimen Radiomomenten führen. Was besprochen wird, entscheidet Wicki selbst. Denn der «Nachtclub» ist eine «One-Man-Nachtshow», wobei er alles selbst macht: von der Idee der Sendung über Gäste suchen und einladen bis hin zur Musikauswahl.
Der Nachtbegleiter liebt seine Sendezeit, weil sie gnädiger, grosszügiger und toleranter sei als Tageszeiten. Er liebe die «Nachtschatten-Gestalten», die oft etwas schräg seien, aber eben auch einen Teil unserer Gesellschaft abbilden, wie er sagt. Und genau das will er in den Fokus rücken: «Das ganz normale Leben, mit allen Überraschungen und Herausforderungen, wo Fehler erlaubt sind.»
Das Publikum in der Nacht ist zwar ein anderes als dasjenige tagsüber, aber nicht weniger anspruchsvoll. Auch deshalb bereitet sich Ralph Wicki sorgfältig auf seine Sendungen vor. Bereits einige Tage im Voraus liest er viel zu einem Thema und notiert sich das Wichtigste.
Um 24 Uhr bin ich total geschafft.
Am Tag der Sendung bereite er sich dann intensiv vor: zeitlich ist das jeweils um 15 Uhr. Sechs Stunden später erreicht Wicki dann sein Publikum mit Themen wie «Körper und Geist». Während drei Stunden begleitet er seine Hörerinnen und Hörer durch die Nacht. Der «Nachtclub» endet um Mitternacht: «Um 24 Uhr bin ich total geschafft. Dann muss ich tief durchatmen und kann gar nichts mehr machen, ausser eine rauchen, mit dem E-Trotti durch das nächtliche Oerlikon brettern und zu Hause einen Kaffee trinken.»
So schafft es ein Song ins Radio
Das wohl Wichtigste in einer Radiosendung ist die Musik. Auch in diesem Fall kann man es nicht allen recht machen. Mit den unterschiedlichen Radio-Programmen von SRF sollen die Interessen der Schweizer Bevölkerung möglichst gut abgedeckt werden. Welche Musik bei einem Sender gespielt wird, hängt zu einem grossen Teil davon ab, ob sie zum jeweiligen Programm passt. Ein zweites, wichtiges Kriterium ist, dass die Qualität hoch ist. Beispielsweise sollte der Song «nicht in einer Garage aufgenommen sein», erklärt Sophie Gut von der Musikplanung.
Eigene Songs einreichen
Für die Radio-Sender bei SRF (SRF 1, SRF 2 Kultur, SRF 3, SRF Musikwelle usw.) gibt es Fachleute für die Musik. In diesen Teams werden Pro und Contra diskutiert und dann entschieden, ob ein Song ins Programm soll oder nicht. Bei SRF 1 und SRF 3 gibt es gewisse Gemeinsamkeiten. So laufen am Morgen die bekanntesten Songs. Das bedeutet viele Hits gespickt mit einzelnen Neuentdeckungen. Die Musik soll vertraut klingen in den Ohren der Hörerinnen und Hörern und die Songs dürfen nicht nerven.
Während des Tages darf die Intensität höher sein.
Man achtet darauf, dass am Morgen und am Abend die Musik stilistisch ausgewogen ist. Denn um diese Zeit hören jeweils am meisten Menschen zu. Nach 9 Uhr sind vermehrt Neuentdeckungen zu hören. «Während des Tages ist man offener für anderes, die Intensität darf höher sein», so die Musikplanerin.
Woran sich viele Radio-Hörerinnen und -Hörer stören, sind Songs, die gefühlt in der Dauerschleife gespielt werden. Die Musikplanung von Radio SRF achtet darauf, dass dies nicht geschieht. Bei SRF 3 läuft ein Song normalerweise maximal zweimal innerhalb von 24 Stunden. Bei SRF 1 gibt es noch weniger Wiederholung. Neuheiten werden beispielsweise zwei- bis dreimal pro Woche gespielt.
Aus dem Konzertsaal in die Welt hinaus
Apropos Musik: Diese wird nicht nur für die einzelnen Sender sorgfältig ausgewählt und entsprechend programmiert, sondern auch extra fürs Radio-Programm aufgenommen. Konzertübertragungen gehören seit jeher zum Senderprofil von Radio SRF 2 Kultur.
Konzerte sind auch live auf dem Sender zu erleben: «Wir wollen den Leuten zu Hause am Radio das Gefühl vermitteln, mit dabei zu sein», sagt Patricia Moreno, Moderatorin bei Radio SRF 2 Kultur. Am Eröffnungskonzert des Lucerne Festivals fängt sie die Stimmung für das Radiopublikum ein. Sie mag das Kribbeln der besonderen Atmosphäre des Live-Moments, in dem nicht alles planbar ist – was manchmal auch Improvisation ihrerseits erfordere.
Doch wie kommt der Klang aus dem Konzertsaal ins Radio? Moreno zeigt auf ihr Mikrofon: «Das ist mein Lieblingswerkzeug. Ich bin immer wieder fasziniert, wie ich dadurch nicht nur Klang, sondern auch Emotionen in die Welt hinaus senden kann.»
Mit allerlei Mikrofonen hantiert auch Ueli Würth. Er ist Tonmeister bei SRF und bereitet den Saal im KKL für die Live-Übertragung im Radio und Fernsehen vor.
Ganze 48 Mikrofone werden heute den Klang des Orchesters einfangen. 17 davon hängen an der Decke und nehmen den Gesamtklang auf. «Dieser Konzertsaalklang ist aber nicht der Sound, den man zu Hause hören will, der ist viel zu diffus und zu undefiniert.»
Nach einer langen Vorbereitung ist das Konzert die Kür.
Würth zeigt auf die restlichen 31 Mikrofone, die auf der Bühne verteilt sind. Mit diesen Stützmikrofonen kann er bestimmte Instrumente in den Vordergrund rücken und schön abmischen – je nachdem, wer gerade ein Solo spielt. Zusammengeführt wird der Klang der zahlreichen Einzelaufnahmen auf dem Mischpult im Sendewagen. Die Kunst seiner Arbeit sei es hier, die optimale Balance hinzubekommen – und das alles live. «Nach einer langen Vorbereitung ist das Konzert die Kür und es macht Spass, ein so grosses Publikum zu haben.»