716 kg Abfall hinterlässt im Schnitt jede Person in der Schweiz pro Jahr. Davon werden knapp 53 Prozent rezykliert. Neben den klassischen Haushalts-Recyclinggütern wie Glas, PET und Papier, gibt es diverse Bereiche in der Wirtschaft und in Privathaushalten, an die man nicht als Erstes denkt, wenn man von Recycling spricht.
Recycling von «Coronamasken»
Seit Ausbruch der Pandemie sind Hygienemasken aus dem Alltag kaum mehr wegzudenken. Doch was geschieht mit der grossen Menge an Masken, die jeden Tag getragen wird? Meist landen sie im Abfall oder irgendwo auf dem Boden. Hier setzt Robin Müller von Precious Plastic Zurich an. Er macht aus gebrauchten Hygienemasken unter anderem Flaschenöffner, Wäscheklammern und Karabiner.
Wir wollen aufzeigen, dass der Plastikabfall ein grosses Problem ist und dass ausser PET kaum etwas rezykliert wird.
Zuerst werden die Bänder und Metalldrähte in den Masken entfernt. Der Rest der Maske besteht aus Polypropylen (PP). Es ist derselbe Plastiktyp, der zum Beispiel auch für grosse Jogurtbehälter genutzt wird. Die Masken werden zerkleinert und kommen in eine Spritzgussmaschine. Verflüssigt werden die Masken unter Druck in eine Form eingespritzt.
Mittlerweile werden Hygienemasken immer weniger gebraucht. Das heisse aber keineswegs, dass Precious Plastic Zurich das Material ausgehe. Plastikabfall gebe es schliesslich auch ohne Coronamasken genug, findet Robin Müller. Das langfristige Ziel sei es, für das Plastikproblem ein Bewusstsein zu schaffen: «Schön wäre, wenn nicht mehr so viel Abfall herumliegt und den Leuten bewusst wird, dass Plastik ein endlicher Rohstoff ist, den man sehr wohl rezyklieren kann.»
Wurmkompost für Zuhause
Ein Drittel des Inhalts eines durchschnittlichen Abfallsacks sind organische Abfälle. Einen Grossteil davon könnte man kompostieren. Für Leute, die keinen Kompost im Garten haben, stellt die Firma WormUp Wurmkomposter aus Keramik her. «Grundsätzlich ist es einfach. Man gibt seinen Abfall einfach in das Tongefäss mit den Würmern», sagt Erich Fässler von WormUp.
Die Würmer werden zu Haustieren, die Freude bereiten. Man braucht sich auch nicht zu ekeln. Sie bleiben im Kompost drin.
Erst werde der Abfall durch Mikroorganismen im Tongefäss zu einem Saft, den die Würmer dann aufsaugen und zu Humus verarbeiten würden. So entstehe aus ein paar Zentimetern organisches Abfalls ein paar Millimeter Humus. «Nach etwa vier bis sechs Monaten kann man das erste Mal ernten», sagt Fässler. Das heisst, man kann den Wurmkompost als organischen Dünger im Gartenbeet oder für Zimmerpflanzen verwenden.
Ein weiteres Ziel von Fässler ist, dass die Leute eine nähere Beziehung zu ihrem organischen Abfall haben und ihr Konsumverhalten besser verstehen. «Wenn man im Wurmkomposter viele Tomaten sieht, merkt man schneller, dass man zu viele kauft, die dann vergammeln.» Er ist überzeugt, dass somit Foodwaste vermieden werden kann.
Und was ist, wenn man sich vor Würmern ekelt? Fässler winkt ab. «Die Würmer bleiben im Kompost. Man hat keinen Kontakt zu ihnen. Und trotzdem werden sie mit der Zeit zu tollen Haustieren, die Freude bereiten.»
Matratzen rezyklieren statt verbrennen
Bis zu einer Million Matratzen werden in der Schweiz pro Jahr entsorgt. Würde man sie alle aneinander reihen, würden sie eine Strasse von Hamburg bis nach Neapel ergeben. Schweizer Matratzen werden heute verbrannt und nicht rezykliert. Das muss sich ändern, findet Esther Hidber. Sie ist Geschäftsführerin der Matratzen-Allianz, einer Organisation, die sich für das Recycling von Matratzen einsetzt. «Das Problem ist, dass wir in der Schweiz noch keine Infrastruktur haben, um Matratzen zu rezyklieren.»
Unser Ziel ist es, dass aus den Matratzen-Bestandteilen wieder neue Matratzen hergestellt werden.
Im Ausland, zum Beispiel in den Niederlanden, würden Matratzen schon länger rezykliert. Auch gebe es, Möglichkeiten Einzelteile von Matratzen vielfältig weiterzuverwenden, sagt Hidber. «Ich bin beispielsweise mit jemandem in Kontakt, der Schaumstoff aus Matratzen zu Hundebetten verarbeitet.» Auch könne man Unterlagen für Teppiche herstellen.
Das langfristige Ziel der Matratzen-Allianz sei, dass man die verschiedenen Bestandteile der rezyklierten Matratzen wiederverwenden könne, um neue Matratzen herzustellen. Hidber möchte das Recycling in der Schweiz etablieren und das Design neuer Matratzen vorantreiben, denn herkömmliche Matratzen seien oft so fest verklebt, dass man sie kaum trennen könne.