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Ein Duft – eine Erinnerung
Aus Treffpunkt vom 03.04.2023. Bild: IMAGO / Image Source
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Gerüche im Altersheim Wie Gerüche sich auf unser Wohlbefinden auswirken

Der Umzug vom gewohnten Zuhause in ein Alters- oder Pflegeheim ist ein einschneidendes Erlebnis. Vielen ist dabei nicht bewusst, wie gross der Einfluss des neuen Geruches im Altersheim auf das Wohlbefinden ist. Das Forschungsprojekt «oHealth» widmet sich dem Thema.

Wie stark sich ein Geruch auf unser Wohlbefinden auswirken kann, merkt man oft erst, wenn ein gewohnter Geruch plötzlich nicht mehr da ist. So zum Beispiel, wenn eine Person in ein Altersheim umzieht. Der gewohnte Geruch des eigenen Zuhauses, in dem man sich geborgen und wohlfühlt, ist weg. Zusätzlich kommen viele neue, auch unangenehme Gerüche dazu. Das kann sich negativ auf das Wohlbefinden auswirken.

Gerüche wirken sich unmittelbar auf unsere Emotionen aus.
Autor: Stefan Zahler Co-Projektleiter «oHealth»

Diesem Thema widmen sich die beiden Forschenden Priscille Jotzu und Stefan Zahler von der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK). In ihrem Forschungsprojekt «oHealth» untersuchen sie, wie Gerüche das Wohlbefinden in Pflegeeinrichtungen beeinflussen. «Gerüche wirken sich unmittelbar auf unsere Emotionen aus», erklärt Zahler.

Forschungsprojekt «oHealth»

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Legende: Die beiden Köpfe hinter «oHealth»: Stefan Zahler und Priscille Jotzu. ZVG

Das «o» im Namen «oHealth» steht für «olfaction», also den Geruchssinn.

Sie untersuchen, wie stark das Wohlbefinden in Alters- und Pflegeheimen durch Gerüche beeinflusst wird und wie dieses verbessert werden kann. Sie arbeiten dafür mit verschiedenen Pflegeeinrichtungen zusammen. Die Ergebnisse werden in den nächsten Wochen auf einer eigenen Webseite publiziert. In der Zwischenzeit gibt es alle Infos zum Projekt hier.

Der Übergang vom Zuhause in ein Altersheim wird für viele Menschen irgendwann zur Realität. Damit man sich im neuen Umfeld dennoch wohlfühlt, habe der Geruch einen grossen Einfluss darauf.

Wo gelebt und gearbeitet wird, entstehen auch unangenehme Gerüche. Das ist menschlich.
Autor: Stefan Zahler Co-Projektleiter «oHealth»

Schweiss, Urin und Putzmittel können in Pflegeeinrichtungen dominierende Gerüche sein. «Wo gelebt und gearbeitet wird, entstehen auch unangenehme Gerüche. Das ist menschlich», sagt Zahler. Viele würden aber nicht darüber reden, was eine negative Auswirkung auf das soziale Zusammenleben haben könne.

Für ihr Projekt arbeiten sie mit mehreren Pflegeeinrichtungen zusammen. In einem ersten Schritt hat das Forschungsteam die Bewohnenden, deren Angehörigen sowie das Pflegepersonal aufs Thema sensibilisiert. Sie haben mit ihnen Gespräche geführt, mit Plakaten darauf aufmerksam gemacht und Workshops durchgeführt.

Massnahmen für angenehme Gerüche

In einem weiteren Schritt gab es dann konkrete Umsetzungen wie beispielsweise unangenehme Gerüche neutralisieren, ein Lüftungskonzept und angenehme Alltagsgerüche (z.B. frisch gebackene Kekse) fördern. «Wir haben auch Oshibori-Tücher eingesetzt, die aus Japan bekannt sind. Ein wohlriechendes Tuch, warm oder kalt, für die Hände», erzählt Zahler.

Durch die verschiedenen Massnahmen setzt man sich vermehrt mit Gerüchen auseinander und findet heraus, was als angenehm empfunden wird und was eher negativ konnotiert wird. «Ein Wohlgeruch sollte eine positive Anregung in uns wecken. Das ist sehr individuell», sagt Jotzu.

Ihrem Co-Projektleiter Zahler ist dabei aufgefallen: «Pflegemitarbeitende wissen recht wenig über die Geruchspräferenzen der Bewohnenden.» Es sei jedoch wichtig, dass man sich früh genug damit auseinandersetzt und die Menschen dazu befragt: «Spätestens in der Palliative Care ist es enorm wichtig zu wissen, auf welche Gerüche die sterbende Person positiv reagiert», erklärt Zahler.

Ältere Personen sitzen im Kreis an einem Tisch
Legende: In Workshops hat Stefan Zahler (rechts im Bild) die Bewohnerinnen und Bewohner im Altersheim aufs Thema aufmerksam gemacht, damit sie sich mit den verschiedenen Gerüchen auseinandersetzen. ZVG

Eine der Erkenntnisse des Forschers: «Geruch sollte als gestaltbare Dimension betrachtet werden.» Räume werden mit Farben, Materialien, Licht und Akustik gestaltet – genauso wichtig sei aber die olfaktorische Dimension. «Damit eröffnet sich ein kreatives Spielfeld, um unser Wohlbefinden zum Positiven zu beeinflussen», sagt der Projektleiter. Mit «oHealth» möchten sie den Zugang zum Thema vereinfachen und zeigen verschiedene Möglichkeiten auf.

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Archiv: Wie Gerüche von unserem Leben erzählen
aus Treffpunkt vom 24.07.2020. Bild: Colourbox
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Die Ergebnisse aus ihrer Forschungsarbeit werden auf einer interaktiven Webseite mit Leitfaden für interessierte Pflegeeinrichtungen. Die Website wird in den nächsten Wochen aufgeschaltet.

Radio SRF 1, «Treffpunkt-Teaser», 03.04.2023, 08:40 Uhr

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