Nacht um Nacht verstreute der gelernte Gärtner Maurice Maggi in den 80er-Jahren Malvensamen auf öffentlichem Boden in Zürich, um so ein liebevolles und doch rebellisches Zeichen zu setzen gegen die nach seiner Ansicht zu «übergepflegten» Stadt. Mit Erfolg.
Gärtner brachten es nicht übers Herz, die bis zwei Meter grossen Malven, welche im Sommer in wunderbaren Rottönen erblühten, auszureissen.
Das Säen von wilden Pflanzensamen an Orten wie beispielsweise der Paradeplatz in Zürich ist mein wortloser Kommentar zur Stadtentwicklung in Zürich.
Malven als Markenzeichen
Auch die Bevölkerung erfreute sich über die immer mehr werdende Blumenpracht an den unvorstellbarsten Orten zwischen Asphalt und Zierbäumen.
Erst nach vielen Jahren des Säens erzählte Maggi von seiner Guerilla-Aktion oder wie er es lieber nannte: von seinen Blumen-Graffiti. Obwohl er sich selbst eher als Brennnessel sah, wurde die Malve zu seinem Markenzeichen, obwohl er nach und nach auch weitere wilde Pflanzen säte, wie Wiesensalbei, Wegwarten oder Mohn. Auch vereinzelte Früchte- und Nussbäume kamen sogar dazu.
Vor allem an den kargsten Stellen konnte sich Maggi besonders erfreuen, wenn sie dank ihm erblühten. «Die Malven am Paradeplatz sind mein wortloser Kommentar zur Stadtentwicklung in Zürich.»
Es blieb aber nicht beim Säen, obwohl er fast immer ein Säckchen mit Samen mit sich trug. Auch in anderen Städten, gar im Ausland.
Koch und Gärtner mit den Eigenschaften einer Brennnessel
Seine grosse Passion, das Kochen, verfolgte er die Jahre darauf immer mehr. Nicht nur als Koch in diversen Lokalitäten Zürichs, sondern vor allem als Autor von Kochbüchern erhielt er immer mehr nationale Aufmerksamkeit.
Wenn ich eine Pflanze wäre, wäre ich wohl eine Brennnessel. Sie hat das kantige, was ich auch habe.
Vor zehn Jahren veröffentlichte er das Buch «Essbare Stadt», in dem er wilde Pflanzen vorstellte, welche in den Städten zu finden sind, und beschreibt, wie sie in der Küche verwertbar sind.
Er leistete damit Pionierarbeit im Bereich der Sensibilisierung für unsere wilden Pflanzen direkt vor der Haustür. Mit seinen mutigen und teils experimentellen Kochideen war er mitverantwortlich, dass Kochen mit Wildkräutern nicht in Vergessenheit geriert, sondern sogar wieder Trend wurde.
Sei es eine Mohn-Pannacotta mit Eibenbeeren, Salate aus allen möglichen Blättern von Bäumen oder ein Risotto aus Malvenwurzeln und -samen: Maurice Maggi experimentierte gerne in der Küche.
Die wilde Natur im Herzen und Visier
Durch sein Guerilla-Gardening, seine Wildpflanzenspaziergänge und Kochbücher zeigte er auf eine verspielte Art und Weise und mit viel Leidenschaft die Vielfalt und ihren Wert unserer wilden Natur auf, welche direkt vor uns und um uns herum wächst und doch so oft übersehen wurde. Und immer noch wird.
Sein kulinarisches Erbe trägt auch nach seinem Tod dazu bei, dass diese Wertschätzung gegenüber der heimischen Pflanzenwelt – auch im urbanen Raum – nicht in Vergessenheit gerät.