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Im globalen Scheinwerferlicht Wie sieht eigentlich der Alltag auf Grönland aus?

Seit Donald Trump gesagt hat, dass er die Insel kaufen will, ist sie in aller Munde. Doch wie ist es dort?

Grönland ist nicht gleich Grönland. «In der Hauptstadt Nuuk gibt es Shopping-Malls, Clubs und Theater», weiss Beat Hächler. Er ist als Kurator der aktuellen Ausstellung «Grönland. Alles wird anders» im alpinen Museum Bern dreimal nach Grönland gereist. «Die Lebensrealitäten in Grönland sind extrem unterschiedlich.»

Zahlen und Fakten zu Grönland

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Satellitenaufnahme von oben von Grönland. Der Eisschild bedeckt das Land markant.
Legende: Grönland von einem grossen Eisschild bedeckt. Screenshot Google Maps
  • Fläche : 2.166 Millionen Quadratkilometer, 50 Mal so gross wie die Schweiz, die grösste Insel der Welt, die kein Kontinent ist.
  • Einwohner : Knapp 60'000, die meisten von ihnen wohnen an der Küste Grönlands in 17 kleinen Städten und der Hauptstadt Nuuk, wo etwa ein Viertel lebt. Es gibt keine Strassen- oder Eisenbahnverbindungen zwischen den Städten. Sie sind per Schiff, aber vor allem per Helikopter oder Flugzeug erreichbar.
  • Geografie : Rund 80 Prozent des Landes sind von einer Eiskappe bedeckt. Die eisfreie Fläche an der Küste, wo die Menschen leben, ist nach wie vor etwa so gross wie Schweden. Grönland besitzt wichtige Bodenschätze wie Kohle, Blei, Silber, Gold und Öl.
  • Wirtschaft : Die Hauptindustrie Grönlands ist die Fischerei. Gemäss einem Bericht der ARD sind über 85 Prozent aller Exporte Krabben und Fisch, Rohstoffe machen 7 Prozent aus. Da fast alle Produkte des täglichen Bedarfs eingeführt werden müssen, übersteigen die Importe die Exporte. Das BIP pro Kopf in Grönland beträgt gemäss Weltbank knapp 60'000 US-Dollar – dasjenige in der Schweiz über 93'000 (Stand: 2021).
  • Arbeit : Die meisten Menschen arbeiten in der Fischerei-Branche, viele weitere in verwandten Bereichen. Weitere wichtige Sektoren sind Handel, Bauwesen, Transport und Lagerung sowie Tourismus – ein wachsender Sektor. Die meisten Menschen, die nicht in den Städten wohnen, leben hauptsächlich vom Fischfang und der Robbenjagd – Tendenz abnehmend.
  • Politisches System : Grönland ist ein weitgehend selbstverwaltetes Gebiet innerhalb des Königreichs Dänemark.
  • Währung : Dänische Krone (DKK)

Im Dorf Kullorsuaq zum Beispiel, hätte wohl selbst manche Person aus Grönland einen Kulturschock. Das Fischerdorf liegt weit abgeschieden im Nordwesten Grönlands, 250 Kilometer von der nächsten Stadt entfernt. Nur 500 Menschen leben dort. Eine von ihnen: Birgitta Kammann Danielsen.

Zwischen Tradition und Moderne

«Die traditionelle Jägerkultur ist hier noch sehr lebendig. Robbenfleisch ist unser täglich Brot.» Auch Wale und Eisbären würden verzehrt. Bärenfelle werden zu Kleidern verarbeitet.

Person in Plüschhosen in einer unordentlichen Küche stehend.
Legende: Eisbär-Hosen und Kühlschrank. Einblick in den Alltag in Kullorsuaq. Alps / Gian Suhner

Es gibt in der Siedlung auch einen Laden mit Produkten aus dänischen Supermärkten. Da von November bis Mai aber keine Versorgungsschiffe fahren können, gebe es auch mal den einen oder anderen Engpass, erzählt die gebürtige Deutsche. Das Dorf ist im Winter nur per Schneetöff, Hundeschlitten oder Helikopter erreichbar. Überlandstrassen gibt es in Grönland keine.

Wohl aber Tiefkühltruhen! «Das mag witzig klingen, aber ja, wir haben drei davon», so Kamman Danielsen. «Im Sommer kann es hier 20 Grad warm sein. Wir laufen im T-Shirt herum!».

Das passt nicht zum Bilderbuch-Grönland in unseren Köpfen, aber Grönland ist nicht per se weiss. Es gibt auch saftig grüne Matten. Im Süden werden Kartoffeln angebaut. Grönland bedeutet denn auch Grünland.

Grönland als Weltlabor

Doch nicht nur die Natur ist faszinierend. Grönland sei auch eine Art Weltlabor, findet Museumskurator Beat Hächler. In Grönland liessen sich Wandel im Kleinen beobachten, welche die ganze Welt betreffen.

Gelber Lastwagen vor Eisbergen und Felslandschaft.
Legende: Grönland verfügt über diverse Bodenschätze. Alps / Julian Jonas Schmitt
  • «Der Klimawandel: In Grönland schmilzt das Eis viermal schneller als noch vor 20 Jahren.»
  • «Der Rohstoffhunger: Die Welt braucht die Ressourcen für den Energiewandel - Grönland hätte sie. Doch wer darf unter welchen Bedingungen was abbauen?»
  • «Die postkoloniale Frage: Wie klärt man die Beziehung zwischen ehemals ‹ersten Welt› und dem ‹globalen Norden› auf Augenhöhe?»

Grönland und die Schweiz

Und bei seinen Reisen nach Grönland sind Beat Hächler auch gewisse Parallelen zur Heimat aufgefallen: Overtourism sei ein grosses Thema. Wie viele Touristen verträgt das Land? Oder auch der Umgang der Landwirtschaft mit wilden Tieren: «In Grönland werden die Schafe vom Eisbären gerissen, bei uns vom Wolf.»

Schneemobil vor blauem und rotem Holzhäusern auf grünem Gras.
Legende: Grönland heisst wörtlich übersetzt Grünland. Im Sommer gibt es mit 20 Grad auch mal T-Shirt Wetter. ALPS / Gian Suhner

Doch wo unterscheiden sich denn die Einwohner Grönlands und die Einwohnerinnen der Schweiz oder dem Rest der Welt? Womöglich in der Gelassenheit.

Es würde in Grönland nicht ‹ge-ellbögelt› oder herumgeschrien. Insbesondere im Vergleich zu Donald Trump sei das eine sehr andere Mentalität des Kommunizierens. Und Birgitta Kammann Danielsen, die seit 2007 in Grönland lebt, meint: «Die Leute nehmen die Dinge, wie sie kommen. Es herrsche eine gewisse Ruhe und Gelassenheit.» Aber klar gebe es auch in Grönland Leute, die sich in diesen Tagen sorgen würden.

Ausstellung zu Grönland

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Person in blauer Jacke fotografiert Eisberge von einem Boot aus.
Legende: Alps / Julian Jonas Schmitt

«Grönland. Alles wirds anders» ist die aktuelle Ausstellung des ALPS Alpines Museum der Schweiz in Bern.

Grönlands Wandel ist heftig und ungestüm. Wie sehen das die Menschen dort? Eine bewegende Filminstallation mit original Grönland-Soundtrack. Die Ausstellung läuft bis August 2026.

Doch etwas hätten alle «Kalaallit», wie sich die Grönländerinnen selbst nennen, gemein. Das aktuelle Interesse an ihrer Insel stärke den Wunsch nach Selbstständigkeit, so die Auswanderin. Grönland ist nicht zu kaufen und möchte kein geopolitischer Spielball sein.

Radio SRF 1, Morgengast, 14.1.2025, 7:15 Uhr

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