Eines steht fest: Geht es um seinen Körper, überlässt Cristiano Ronaldo nichts dem Zufall. Spezielle Ernährungspläne, Fitness auch in der Freizeit, genug Erholung, null Alkohol, schon gar kein Nikotin.
Was den Schlaf des portugiesischen Ausnahmekickers betrifft, hält sich ein Gerücht hartnäckig in den Medien. Ronaldo praktiziere Intervall-Schlafen, liest man immer wieder in Publikationen und auf Internetseiten aller Art. Albrecht Vorster, Schlafforscher im Swiss Sleep House am Inselspital in Bern, entkräftet diese Legende im Interview.
SRF: Herr Vorster, wie genau funktioniert Intervall-Schlafen?
Vorster: Intervall-Schlafen funktioniert gar nicht. Es gibt noch keine Studie, die gezeigt hat, dass es sinnvoll ist, in Intervallen zu schlafen, also immer mal wieder zum Beispiel anderthalb Stunden zu schlafen und dann wieder aufzustehen. Das ist abträglich für die Gesundheit und führt nicht zu einer Verbesserung des Schlafes. Im Gegenteil, es reduziert unsere Leistungsfähigkeit.
Was ist denn nun dran an der Geschichte mit Cristiano Ronaldo?
Nicht viel. Ronaldo schläft nicht in Intervallen. Das ist eine Mediengeschichte, die immer wieder repetiert wird, weil die Menschen die Originalquelle nicht prüfen.
Wer das Buch von Nick Littlehales, Ronaldos ehemaligem Schlaf-Coach gelesen hat, erfährt, dass Ronaldo eigentlich so schläft wie wir auch.
Was steht denn genau im Buch dieses Schlaf-Coaches?
Nick Littlehales hat eine spezielle Theorie. Er sagt, die Sportler sollen sich nicht darauf konzentrieren, wie sie in der Nacht vor dem Spiel, sondern wie sie in der ganzen Woche vor dem Match schlafen. Ausreichend Schlaf ist da berechtigterweise zentral.
Littlehales sagt weiter, dass wir jede Nacht etwa fünf Schlafzyklen an 90 Minuten durchmachen. Das ergibt pro Woche gesamthaft 35 Schlafzyklen, die es einzuhalten gibt. Wenn die Nacht mal kurz ist, lassen sich ein oder zwei Zyklen auch durch den Tag nachholen – mit einem Mittagsschlaf oder einem Nickerchen am Nachmittag. Hauptsache die gesamte Anzahl Schlaf stimmt.
Erachten Sie diese Theorie als sinnvoll?
Es ist wichtig, dass wir in der Nacht mindestens eine konsolidierte Schlafperiode haben, das würden die meisten Schlafforscher unterschreiben. Das sollten so zirka viereinhalb Stunden Schlaf sein. Den Rest können wir ganz gut durch den Tag kompensieren, wenn das unbedingt nötig ist.
Worauf achtet denn nun Cristiano Ronaldo bei seinem Schlaf?
Ich habe mich bei Recherchen für mein Buch «Warum wir schlafen» damit befasst. Ob nun am Stück oder nicht – Ronaldo probiert, jeden Tag rund siebeneinhalb Stunden Schlaf zu bekommen, wie viele von uns auch.
Über die ganzen 24 Stunden immer wieder mal 90 Minuten zu schlafen, würde sich ausserdem kaum mit dem Trainings- und Spielplan vereinbaren lassen.
Nochmals zurück zum Intervall-Schlafen. Inwiefern ist diese Methode schädlich für den Körper?
Wir sind evolutionär darauf programmiert, in der Nacht zu schlafen. Im Schlaf sinkt auch unsere Körpertemperatur und unser Blutdruck geht runter. Das ist zeitlich determiniert. Und das sollte zusammenfallen mit der Schlafperiode, damit unser Körper sich gut erholen und regenerieren kann. Ein ständiger Wechsel von Schlaf- und Wachperioden über den ganzen Tag verteilt führt zu schweren gesundheitlichen Konsequenzen, gar zu einer verkürzten Lebenserwartung.
Das Gespräch führte Luk von Bergen.