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Kaffeepreis im Hoch Schwarzes Gold in der Krise – wer ist gefordert, was ist zu tun?

An der Rohstoffbörse hat sich der Kaffeepreis seit dem letzten Jahr mehr als verdoppelt. Im Restaurant zahlt man für eine Tasse Kaffee im Durchschnitt 4.58 Franken. Den Produzenten hilft das wenig, sie brauchen Kaffeesorten, die dem Klima trotzen.

Kaffee war über Jahrhunderte ein stabiler Rohstoff, doch nun steckt die Branche in der Krise. Auf der «International Coffee Convention» warnen Experten: In vielen Regionen wurden Kaffeeplantagen aufgegeben, weil der Anbau nicht mehr rentiert. Klimawandel, steigende Kosten und neue Regulierungen setzen die Produzenten unter Druck. Jetzt sind Industrie und Forschung gefragt.

1. Steigender Kaffeepreis – was steckt dahinter?

Der Klimawandel, steigende Zinsen und die Krise am Roten Meer setzen die Lieferketten unter Druck. Höhere Transport- und Versicherungskosten belasten den Handel, da Schiffe Umwege fahren. Neue EU-Regulierungen gegen Abholzung stellen Produzenten vor Hürden. Während sich manche Faktoren beruhigen könnten, bleibt der Klimawandel eine Herausforderung.

2. Beliebte Kaffeesorten vom Klima bedroht

Kaffee wächst in Äquatornähe im Kaffeegürtel und braucht bestimmte klimatische Bedingungen. Diese verändern sich – mit Folgen für den Anbau.

Es ist noch keinem so richtig bewusst, dass das zu einer kompletten Transformation führen wird.
Autor: Dirk Lachenmeier Lebensmittelchemiker und Kaffeeforscher

In den traditionellen Gebieten wird es wärmer und trockener, Regen fällt oft zur falschen Zeit und schädigt die Kaffeekirschen. Erträge sinken, Krankheiten breiten sich aus. «Es ist noch keinem so richtig bewusst, dass das zu einer kompletten Transformation führen wird», sagt Kaffeeforscher Dirk Lachenmeier. In 20 bis 30 Jahren könnte Kaffee, wie wir ihn heute kennen, verschwinden.

Bei der Rösterei Rast in Ebikon LU sieht man das anders. «Die meistgehandelten Sorten wird es immer geben», sagt Beatrice Rast. Entscheidend sei, widerstandsfähigere Pflanzen zu züchten.

3. Kaffee-Alternativen: Welche Sorten überleben den Klimawandel?

Weil der Klimawandel auch im sogenannten Kaffeegürtel bereits seine Auswirkungen zeigt und die beliebten Sorten Robusta und Arabica bedroht sind, müssen andere Sorten her, heisst es in Fachkreisen. Die Zeit dränge, Produzenten bräuchten rasch klimaresistentere Sorten, die ihnen die Erträge sichern.

Liberica: Die vergessene Kaffeesorte als Rettung?

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Kaffeekirsche der Liberica-Pflanze.
Legende: Kaffeekirsche der Liberica-Pflanze. Imago/Dreamstime

Liberica ist eine alte Sorte und bekannt für ihre besonders grossen, unregelmässig geformten Bohnen und ihr unverwechselbares Aromaprofil, das stark von den gängigen Arabica- und Robusta-Bohnen abweicht. Sie hat auch einen geringeren Säuregehalt.

Kenny Lee, ein Kaffeeunternehmer in Malaysia, experimentiert auf Borneo mit Liberica. Die alte Sorte sei vor rund 200 Jahren auf die Insel gekommen. Weil Liberica als geschmacklich minderwertig und weniger ertragreich galt, wurde sie von der heute beliebten Robusta verdrängt.

Jetzt möchte Lee diese alte Sorte weltweit neu lancieren. Liberica sei deutlich weniger anfällig auf klimatische Veränderungen. Um einen guten Kaffee zu machen, müsse er jedoch anders verarbeitet werden als die bekannten Sorten, meint Lee. Mit guten Löhnen möchte er die lokalen Produzenten dazu bringen, Liberica anzubauen.

Es gehe aber auch darum, neue Sorten von Kaffee zu erforschen. Aus einem Genpool von 132 Sorten will man neuen Kaffee entwickeln, aber die Zeit drängt. Es brauche Lösungen in den nächsten zwei Jahren, sagt ein Kaffeeforscher an der Fachtagung.

 4. Folgen für Röstereien

Die hohen Kaffeepreise setzen auch Röstereien unter Druck. Beatrice Rast, Geschäftsleitungsmitglied der familieneigenen Rösterei, sagt, dass sie ihre Preise ab 1. März um zwei Franken pro Kilo anheben müssen. Ob und in welchem Ausmass sich das auf die Gastronomie auswirkt, bleibt abzuwarten.

5. Wie die Börse den Kaffeepreis beeinflusst

Die Rösterei von Beatrice Rast kauft Kaffee nicht über die Börse, sondern verhandelt direkt mit den Produzenten. Die Börse sei zwar ein Barometer, aber grosse Preisschwankungen erschweren die Planung für Röster und Produzenten.

Selbst bei einer Marktberuhigung bleibt der Klimawandel die grosse Unbekannte. Fällt die nächste Ernte schwach aus, droht ein weiterer Preisschock.

Ein Kaffee zu Hause koste die Konsumentinnen und Konsumenten 20 bis 30 Rappen und beim Ausserhauskonsum spiele der Kaffeepreis eine untergeordnete Rolle bei dem, was der Konsument bezahle, sagt Rast. Miete, Personalkosten, Strom etc. spielten eine viel grössere Rolle. Insofern glaube sie nicht, dass plötzlich kein Kaffee mehr getrunken werde.

Radio SRF 1, 28.02.2025, 06:20 Uhr

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