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Fair gehandelter Kaffee Neue Plattform: Kaffee soll nachhaltiger gehandelt werden

Anstatt den Markt zu regulieren – wie es die EU macht – führt die Schweiz eine Dialogplattform für den Kaffee ein.

Die Schweiz pflegt ein inniges Verhältnis zum Kaffee – in mehrfacher Hinsicht. Zum einen gehört die Schweiz zu den Ländern, die pro Kopf am meisten Kaffee trinken. Zum anderen läuft 50 Prozent des weltweiten Kaffeehandels über unser Land. Und die Schweiz ist auch noch drittgrösste Exporteurin von geröstetem Kaffee.

Der Anbau von Kaffee geht allerdings mit ökologischen und sozialen Problemen einher. Das ist schon länger der Fall, der Klimawandel verschärft aber die Probleme. Das erklärt Monica Rubiolo. Sie arbeitet für das Staatssekretariat für Wirtschaft und gehört zum Gründungsteam der Schweizer Plattform für nachhaltigen Kaffee. 

 «Aufgrund der veränderten Umweltbedingungen steigt die Höhe, auf der Kaffee angebaut werden kann. Damit steigt auch den Druck auf den Wald auf höherem Niveau. Und die Erträge sind geringer geworden», so Rubiolo. Tiefere Erträge bedeuten weniger Einkommen für die Bauernfamilien. Zudem werden diese auch oft sozial benachteiligt, ihre Rechte missachtet, wenn sie zu Tiefstlöhnen lange arbeiten müssen oder schutzlos Pestiziden ausgesetzt sind.

 «Diese Plattform will die wichtigen Akteure zusammenbringen: Exportfirmen, Röstereien, Vertretungen der Konsumierenden, die Zivilgesellschaft, die Wissenschaft und den Bund. Dieser ist durch das Seco beteiligt», so Rubiolo. Mit von der Partie sind derzeit rund 40 Unternehmen und Organisationen, darunter auch Nestlé als Schwergewicht im globalen Kaffeegeschäft.

Public Eye ist kritisch

Carla Hoinkes ist bei der Nichtregierungsorganisation Public Eye zuständig für das Ressort Landwirtschaft. Sie kritisiert: Die Ambitionen dieser neuen Kaffeeplattform seien zu klein. So wolle sie nur einen Teil der Lieferketten von Kaffee nachhaltiger gestalten, nur gerade jene des in die Schweiz importierten Kaffees. Die Schweiz solle sich stattdessen mehr an der EU orientieren. «Wir haben auch in der Vergangenheit gesehen, dass man nicht reguliert und dann einen Dialog führt, sondern, dass man solche unverbindlichen Ansätze anstatt einer Regulierung einführt.»

Kaffeeebohnen an einem Strauch
Legende: Frische Kaffeebohnen, noch nicht getrocknet und geröstet. Reuters/ José Miguel Gomez

Die neue Plattform für nachhaltigen Kaffee orientiert sich bei Idee und Aufbau stark an der vor sieben Jahren gegründeten Schweizer Plattform für nachhaltigen Kakao. Deren Geschäftsführer Christian Robin wehrt sich: Die Zusammenarbeit von allen Beteiligten im Kakaomarkt habe sich durchaus bewährt. «Die Akteure sind näher zusammengerückt. Man tauscht sich mehr aus und es gibt mehr Vertrauen im Sektor. Und das ist die Basis für mehr Zusammenarbeit», sagt er.

«Man kann viel voneinander lernen»

Entsprechend sollen die beiden Plattformen im Rohstoffmarkt eng zusammenarbeiten. Neben den Problemen in den Herkunftsländern des Kaffees soll die Plattform auch Unternehmen unterstützen, wenn diese neue Regeln umsetzen müssen, zum Beispiel die neuen Entwaldungsregeln der EU, sagt Rubiolo vom Seco. «Die grossen Akteure sind vielleicht besser auf die neuen Regularien vorbereitet. Und dazu ist ein Beitrag von der neuen Plattform zu erwarten. Andererseits gibt es auch viele kleine Akteure, die einen direkten Zugang zu den Produzenten haben. Man kann sehr viel voneinander lernen.»

Ob die neue Plattform tatsächlich erreichen kann, dass der Kaffee auf dem wichtigen Handelsplatz Schweiz künftig ökologischer und sozial verträglicher angebaut, verarbeitet und transportiert wird, ist offen.

SRF 4 News, 11.07.2024, 07:25 Uhr

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