Es ist eine alljährliche «Déjà-Vu Erfahrung» wenn der Gesundheitsminister Alain Berset mit ernster Miene die höheren Krankenkassenprämien kommuniziert. Das ist auch dieses Jahr nicht anders: Je nach Kanton steigen die Prämien für die Grundversicherung um 6.5 bis 10.5 Prozent.
Seit der Einführung der obligatorischen Krankenpflegeversicherung 1996 sind die Prämien im Schnitt jährlich um 3.8 Prozent gestiegen. 1996 betrug die mittlere Prämie noch 128 Franken im Monat. Nächstes Jahr werden es 359.50 Franken sein – mehr als zweieinhalbmal so viel.
Kostenexplosion
Gründe für die steigenden Gesundheitskosten gibt es viele, bestätigen auch Verena Nold (Direktorin santésuisse) und Felix Schneuwly (Krankenkassenexperte comparis.ch). Die Medizin macht jedes Jahr Fortschritte, doch die neuen Behandlungen sind teuer. Und auch die höhere Lebenserwartung geht ins Geld. Es gibt mehr Alterserkrankungen, der Pflegeaufwand steigt und damit auch die Kosten.
Zudem gehen die Menschen häufiger zum Arzt. Grad bei den Physio- und Psychotherapien sind die Therapiezahlen stark angestiegen.
Weitere Kostentreiber sind die verhältnismässig hohen Medikamentenpreise in der Schweiz, die unterschiedliche Finanzierung von ambulanten und stationären Behandlungen in Spitälern, der Fachkräftemangel in Medizin und Pflege und die überbordende Bürokratie im Gesundheitswesen.
Lösungsansätze
Ein einfaches Rezept, um die Kosten im Gesundheitswesen in den Griff zu bekommen, gibt es nicht. Dies zeigt auch der Blick auf die Lösungsvorschläge der Parteien:
- Die SVP möchte in der obligatorischen Grundversicherung nur noch «wesentliche gesundheitliche Bedürfnisse» abdecken. Und sogar eine Abkehr von der obligatorischen Krankenversicherung steht im Raum.
- Die FDP will die Eigenverantwortung fördern und liebäugelt mit einer Budgetkrankenkasse, die nicht mehr alles bezahlt.
- Die Mitte will mit der Kostenbremse-Initiative erreichen, dass Bundesrat, Bundesversammlung und Kantone eingreifen müssen, wenn die Gesundheitskosten im Vergleich zu den Löhnen zu stark ansteigen.
- Die Grünliberalen möchten ein interkantonal abgestimmtes und koordiniertes Gesundheitswesen.
- Die SP setzt auf die Prämien-Entlastungs-Initiative und will die Kantone bei den Prämienverbilligungen mehr in die Pflicht nehmen.
- Die Grünen wollen u.a. die Medikamentenpreise senken.
Wie weiter?
Ideen gibt es viele, fertige Lösungen wenige. Bundesrat, Parlament, Kantone, Krankenkassenverbände, Ärzteverbände etc. streiten sich seit Jahren. Vorwärts geht es kaum. Zu unterschiedlich sind die Ansprüche, zu viel haben die unterschiedlichen Player zu verlieren. Mit den stark steigenden Prämien steigt aber vielleicht auch der Druck auf die Entscheidungsträger, endlich Nägel mit Köpfen zu machen.