Schweizerinnen und Schweizer lassen sich die Gesundheit etwas kosten: 11.3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts flossen letztes Jahr in den Gesundheitsbereich. Damit teilt sich die Schweiz gemäss der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD zusammen mit Grossbritannien im internationalen Vergleich den sechsten Platz. Am meisten geben die USA (16.6 Prozent) aus, gefolgt von Deutschland (12.7 Prozent), Frankreich (11.9 Prozent), Japan (11.5 Prozent) und Österreich (11.4 Prozent).
Ein Drittel der Kosten
2021 zahlte die obligatorische Krankenversicherung medizinische Leistungen in der Höhe von 36.3 Milliarden Franken. An erster Stelle stehen ambulante Arztkosten mit 23 Prozent, an zweiter Medikamente mit 22 Prozent und an dritter Stelle stationäre und ambulante Spitalaufenthalte mit 19 und 14 Prozent. Zusammen ein Drittel der Kosten – und damit ein riesiger Kostenblock – sind die Spitäler.
Ein Grund ist die hohe Spitaldichte mit 276 Spitälern. Die Schweiz habe, so der Direktor des Krankenkassenverbands Curafutura, im Vergleich mit anderen Ländern, aber auch für den eigenen Bedarf, zu viele Spitäler. Pius Zängerle: «Die Spitäler beschäftigen Personal, sie erbringen Leistungen, die teilweise doppelt und dreifach gemacht werden, die keinen Sinn ergeben.» Das trage auch zum Fachkräftemangel bei: «Indem wir Leistungen erbringen, die es so gar nicht braucht.»
Jeder Kanton schaut für sich
Doch bei der Spitalplanung schaut heute jeder Kanton für sich. Das führt zu einer Überversorgung. Denn teils bieten Spitäler in unmittelbarer Nähe, aber mit einer Kantonsgrenze dazwischen, die gleichen Leistungen an. Experten wie der Gesundheitsökonom Tilman Slembeck verlangen deshalb seit längerem kantonsübergreifende Versorgungsnetze für je rund 1.5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Sinnvoll wären demnach fünf bis sechs Gesundheitsregionen in der Schweiz.
Pro Region soll es ein grosses Zentrumsspital geben – im Idealfall eine Uni-Klinik. Dieses wäre in erster Linie für die komplexesten Behandlungen zuständig. Ergänzend würden Regionalspitäler, Gesundheitszentren, Hausärzte, Spitex und Co. eine medizinische Grundversorgung anbieten. Ziel der Gesundheitsregionen: ohne Qualitätseinbussen Kosten sparen, weil sich die Spitäler untereinander ergänzen würden und nicht mehr jedes alles anbieten müsste.
Unbeliebte Fusionen
Fusionen haben es schwer: Im Februar 2019 sagten 68 Prozent der Baselbieter Stimmbevölkerung Ja zur Fusion des Kantonsspitals Baselland und des Universitätsspitals Basel zum neuen Universitätsspital Nordwest. Doch die Stadtbasler lehnten den Zusammenschluss mit 56 Prozent deutlich ab. Und das, obwohl sich Gegner und Befürworterinnen eigentlich einig waren, dass es in der Region Basel zu viele Spitäler auf engem Raum gibt, und die Gesundheitskosten zu den höchsten in der Schweiz zählen. Jörg Leuppi, Chefarzt Kantonsspital Baselland: «Das wäre eine einmalige Chance gewesen, in der Region eine vernünftige Spitalplanung aufzusetzen.»
Es ginge auch anders. Pius Zängerle von Curafutura: «Heute ist das Spital Stans, wo ich mal Präsident war, voll integriert in das Luzerner Kantonsspital.» Dasselbe, gibt er sich überzeugt, wäre auch in Obwalden und, ein Stück weit, in Uri möglich: «Das ist der Weg, den man beschreiten muss – es dauert zwar und es ist ein steiniger Weg – aber es ist der richtige Weg.»