Die Kantone Graubünden, Glarus und Thurgau ziehen sich aus verschiedenen Gründen aus einem neuen Spitalprojekt in der Ostschweiz zurück. Bleiben nur noch die Kantone St. Gallen und Appenzell Inner- sowie Ausserrhoden übrig. Diese drei übrigen Kantone wollen die sogenannte «Spitalversorgung Modell Ost» aber weiter vorantreiben.
Grosse Kantone weg
Drei Jahre lang arbeiteten die sechs Kantone an einer gemeinsamen Spitalplanung. Ziele des Projekts: weniger Fehlversorgungen, die stationäre Versorgung besser abstimmen und so die Kosten senken oder allfällige Überkapazitäten abbauen.
Patientenströme machen keinen Halt vor Kantonsgrenzen.
So sollte sich die Gesundheitsversorgung für über 1.1 Millionen Menschen verbessern. «Patientenströme machen keinen Halt vor Kantonsgrenzen», sagt Yves Noël Balmer, der Ausserrhoder Gesundheitsdirektor. Mit Graubünden und Thurgau ziehen sich jetzt aber der zweit- und drittgrösste Kanton der Koalition zurück.
Gemäss einer gemeinsamen Mitteilung aller sechs Kantone begründet Graubünden seinen Rückzug mit der Anwendung von Mindestfallzahlen. Mindestfallzahlen geben an, wie oft eine medizinische Leistung innerhalb eines Zeitraums durchgeführt werden muss – ein in der Medizin gängiges Instrument, um die Behandlungsqualität sicherzustellen.
Graubünden sah sich darum nicht in der Lage, der Modellplanung zuzustimmen. Der zuständige Regierungsrat Peter Peyer: «Wir müssen die Gesundheitsversorgung auch in abgelegener Talschaften gewährleisten können. Unsere Situation ist anders als in St. Gallen oder Appenzell.»
Bündner Entscheidung mit Auswirkungen
Weil die Glarner Spitalversorgung eng mit jener in Graubünden verbunden ist, beschloss auch Glarus den Ausstieg. Benjamin Mühlemann, der Glarner Gesundheitschef, sagt: «Am Schluss waren verschiedene Punkte ausschlaggebend, aber wenn Graubünden nicht dabei ist, macht es für Glarus keinen Sinn.»
Nach den Rückzügen von Glarus und Graubünden sah auch der Kanton Thurgau eine Zusammenarbeit mit nur vier Kantonen als nicht mehr zweckmässig an und zog sich ebenfalls zurück. «Bei einem gemeinsamen Planungsraum würden heute ausserkantonale Hospitalisierung als innerkantonal angeschaut. Das hätte zu höheren Ausgaben für den Kanton und den Prämienzahler geführt», sagt der verantwortliche Thurgauer Regierungsrat Urs Martin.
Tür soll offen bleiben
Bleiben drei Kantone übrig. «Ich bedaure sehr, dass wir nicht zu sechst weitermachen. Aber die Türen sind nicht zu», sagt der Ausserrhoder Regierungsrat Yves Noël Balmer. Beide Appenzell und St. Gallen wollen weiterhin zusammenspannen. Für eine Zusammenarbeit im Bereich der Akutsomatik (stationäre Grundversorgung) wurde bereits eine Vereinbarung beschlossen – in den Bereichen Rehabilitation und Psychiatrie soll in den nächsten Jahren eine gemeinsame Planung erfolgen.
Die übriggebliebenen Kantone sind indes die drei mit den grössten Problemen in der Ostschweiz. Innerrhoden musste sein Kantonsspital schliessen, Ausserrhoden reduziert sich noch auf ein einziges Akut-Spital in Herisau und die St. Galler Spitäler leiden unter grossen finanziellen Problemen.