«Es braucht Trendumkehr, sonst droht Triage»
Es bestehe das Risiko, dass das Gesundheitswesen vor Weihnachten erschöpfe, sagte Urs Karrer, Vizepräsident der nationalen Covid-19-Taskforce des Bundes am Dienstag vor den Medien. «Es braucht in Kürze eine Trendumkehr.» Sonst würde eine Triage nötig, auch nicht dringliche Eingriffe müssten verschoben werden.
«Die Situation ist äusserst prekär»
Dies sagt Christian Bürkle. Er ist Leiter der Intensivstation am Spital Grabs im Kanton St. Gallen. Um zu verdeutlichen, wie schwierig die Arbeit momentan ist, hat das Spital ein Video gedreht.
«Mit der Impfung könnten wir die Zahl der schweren Verläufe massiv nach unten drücken», sagt Christian Bürkle im Video. Er berichtet auch von offenen Anfeindungen gegen seine Person und seine Familie, die er wegen solcher Aussagen erleben muss.
Wer erhält das Intensivbett?
Ärzte stehen vor der schwierigen Frage: Erhält der Covid-Patient das benötigte Intensivbett oder der Mann, der wegen eines Hirnschlags operiert wurde und ebenfalls ein Intensivbett braucht? Und was, wenn der Covid-Patient nicht geimpft ist?
Aktuell würden im Spital vor allem 40- bis 70-Jährige behandelt, die nicht geimpft sind. Die zweite Gruppe seien ältere Leute, die noch keine Boosterimpfung erhalten hätten, sagt Urs Karrer von der Covid-19-Taskforce.
Darf der Impfstatus bei einer Triage eine Rolle spielen?
In den neu überarbeiteten Richtlinien der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften steht folgendes: «Der Impfstatus muss als Triage-Kriterium ausgeschlossen sein».
In den Richtlinien ist aber auch festgehalten, dass bei der Triage der intensivmedizinische Aufwand berücksichtigt werden muss. Covid-Patienten mit einem schweren Verlauf liegen sehr viel länger auf der Intensivstation als andere Patienten und brauchen intensive Betreuung. Ein Nachteil für Covid-Patienten. Im Durchschnitt verlassen Patienten die Intensivstation nach zwei bis vier Tagen.
Falls es zu Triagen kommt, stellt das für Ärzte und das Pflegepersonal eine enorme Herausforderung dar. Und eine grosse Belastung.
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