Die Babyboomer gehen in Rente und fehlen auf dem Arbeitsmarkt. Ob im Maschinenbau, der Gesundheit, im Gastgewerbe, der Informatik oder im Baugewerbe. 120'000 Stellen sind unbesetzt. Der Arbeitgeberverband will mit verschiedenen Massnahmen Gegensteuer geben.
Starker Anstieg der Teilzeitarbeit
Die Teilzeitarbeit hat in der Schweiz in den letzten 30 Jahren stark zugenommen. Zu Beginn der 1990er-Jahre arbeitete ein Viertel der Erwerbstätigen Teilzeit, heute ist es mehr als ein Drittel. Ein grosser Teil sind nach wie vor Frauen. 2022 machten sie 76% der Teilzeiterwerbstätigen zwischen 15 und 64 Jahren aus. Bei den Frauen ist diese Arbeitsform dreimal häufiger als bei Männern. Als Hauptgründe für die Teilzeitarbeit werden Kinderbetreuung und andere familiäre Verpflichtungen genannt. (Quelle: Bundesamt für Statistik)
Spannungsfeld Teilzeit
Das Forschungsinstitut Sotomo hat im Februar 2023 die «Teilzeit-Studie» veröffentlicht. Dabei zeigt sich bei den Befragten «ein beträchtliches Spannungsfeld» betreffend ihre Einstellung zur Teilzeitarbeit. So sind 56% der Meinung, dass angesichts des Fachkräftemangels und der Alterung der Gesellschaft eigentlich mehr gearbeitet werden müsste. Gleichzeitig finden jedoch 68% der Befragten, dass wir in der Schweiz ganz grundsätzlich zu viel arbeiten.
Länger arbeiten können
Die Schweiz hat verglichen mit anderen Ländern in Europa ein tiefes Rentenalter mit 65 Jahren. Wer weiterarbeiten möchte kann dies oft nicht. Diese starren Reglemente möchte der Schweizerische Arbeitgeberverband abschaffen. Einen Weg sieht der Verband in der sogenannten «Bogenkarriere». Der Arbeitnehmer reduziert sein Pensum, kann zum Beispiel seine Führungsverantwortung abgeben und so über das Pensionsalter hinaus und bestenfalls bis 70 Jahre arbeiten.
Ideales Pensum für Väter 80%
In der Praxis arbeiten die Mütter von betreuungspflichtigen Kindern im Durchschnitt 55 Prozent, die Väter 91 Prozent. Aus Sicht der Schweizer Bevölkerung liegt das ideale Erwerbsmodell für Eltern von Kleinkindern bei 80% für den Vater und 50% für die Mutter. Dies ein weiteres Ergebnis der Sotomo Teilzeit-Studie.
Mütter sollen weniger arbeiten als Väter
Die Studie des Forschungsinstituts Sotomo zeigt auch, dass sich beide Geschlechter einig sind, dass Mütter weniger arbeiten sollten als Väter – das Familienmodell mit dem Mann als Haupternährer findet noch immer Anklang. Bei Frauen zwischen 15 und 29 Jahren arbeiten doppelt so viele Teilzeit im Vergleich zu den Männern.
Kinderlose sollen Pensum aufstocken
Kinderlose Teilzeitarbeitende stossen auf gewisse Vorbehalte. So sind knapp 50 Prozent der Befragten der Meinung, dass kinderlose Teilzeitarbeitende ihr Pensum aufstocken sollten, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Zudem sprach sich eine deutliche Mehrheit dafür aus, dass eigentlich gutverdienende Teilzeitarbeitende keinen Anspruch auf Vergünstigungen bei den Kita-Kosten oder Krankenkassenprämien haben sollten.