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Hochspannungsleitung in Menzingen im Kanton Zug.
Legende: Hochspannungsleitung in Menzingen im Kanton Zug. Keystone

Möglicher Mangel Risiko einer Stromlücke in der Schweiz: Das sind die 8 Gründe

Vor allem im Winter droht uns in Zukunft eine Strommangellage.

Das Risiko steigt, dass in der Schweiz – vor allem in den Wintermonaten – eine Stromlücke auftreten kann. Das bestätigen verschiedene Expertinnen und Experten. Diese acht Gründe stehen dahinter:

  • Die Schweiz braucht mehr Strom in der Zukunft, wegen der E-Mobilität und wegen des verstärkten Umstiegs auf Wärmepumpen, weg von den CO2-Emissionen. Gleichzeitig baut die Schweiz in den kommenden Jahren ihren AKW-Park ab und wird keine neuen AKW bauen.
  • Winterspitzen beim Stromverbrauch konnten bis jetzt problemlos durch Importe aus den Nachbarländern ausgeglichen werden. Ob unsere Nachbarn in jedem Fall genügend Strom liefern könnten, ist in Zukunft ungewiss. Sie bauen, wie die Schweiz auch, ihren Kraftwerkpark um und es ist nicht sicher, ob sie in Spitzenzeiten genügend Strom zum Exportieren haben werden.
  • Durch das Scheitern des institutionellen Rahmenabkommens mit der EU ist nun auch das Stromabkommen hinfällig und damit die Garantie, dass Nachbarländer in jedem Fall aushelfen werden.
  • Rein technisch gesehen lässt sich nicht beliebig viel Strom importieren, weil irgendwann einmal das Netz keine Reservekapazitäten mehr hat und es zu Schwankungen und Ausfällen kommen könnte.
  • Durch die in Zukunft unsichere Versorgungslage leidet auch das Stromnetz. Heute bekannte Ausfälle haben meist mit Problemen des Netzes zu tun. Für das stabile Verteilen von Strom ist, nebst der stabilen Produktion und des stabilen Stromimports von Strom in Spitzenzeiten, auch das Stromnetz wichtig.
  • Laut übereinstimmender Meinung verschiedener Expertinnen und Experten hat ein neues Atomkraftwerk in der Schweiz kurz- oder mittelfristig keine Chance. Zum einen verbietet es das Gesetz. Zum anderen: Sollte es theoretisch wieder einmal zum Bau eines neuen Kernkraftwerks kommen, würde dies – alle Schritte im Verfahren eingerechnet, und vorausgesetzt, es fände sich ein Investor für ein solches mehrere Milliarden schweres Unternehmen – mindestens 20 bis 25 Jahre dauern, bis ein Werk ans Netz gehen könnte. Das geht zu lange, angesichts der Gefahr einer Stromlücke bereits ab Mitte der 20er Jahre.
  • In der Schweiz ist niemand verpflichtet, in Stromproduktionsanlagen zu investieren. Und investiert wird nur, wenn dabei Geld verdient wird. Ein Kraftwerk zu bauen, um den Strommangel im Winter auszugleichen ist zum Beispiel nicht in jedem Fall ein gutes Geschäft, denn das Kraftwerk muss das ganze Jahr hindurch amortisiert werden.
  • Der Zubau von Solarenergie hat in den vergangen Jahren Fahrt aufgenommen, ausgehend allerdings von einem noch tiefen quantitativen Niveau. Zudem ist Solarstrom nicht sehr geeignet, um eine Strommangellage im Winter auszugleichen, weil Solarenergie keine Bandenergie ist, also nicht regelmässig produziert wird.
Audio
Der Solarstrom soll dereinst den fehlenden Atomstrom ersetzen
aus Treffpunkt vom 06.01.2022. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 57 Minuten 24 Sekunden.

Quellen der Aussagen

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Im «Eco-Talk» vom 30.8.2021 ging es um das Thema «Die Angst vor dem Blackout – und der Ruf nach neuen AKW». Gäste waren:

  • Suzanne Thoma, Ex-Chefin der BKW und heutige Verwaltungsratspräsidentin von Sulzer.
  • Werner Luginbühl. Präsident der eidgenössischen Elektrizitätskommission ElCom.
  • Gianni Operto, Präsident Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energiesuffizienz.

Radio SRF 1, Sendung «Treffpunkt», 6.1.2022, 10 Uhr

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