Seit Oktober 2020 fällt am Horn von Afrika kaum mehr Regen. Die rote Erde ist staubtrocken, auf den Feldern kann das Korn nicht wachsen. Der Wasserspiegel im Brunnen sinkt immer tiefer und tiefer. Die Hungersnot treibt viele Einwohnerinnen und Einwohner vom Land in die Stadt. Dort ist die Lage aber kaum besser.
Hoffnung auf Regen
SRF-Afrikakorrespondent Samuel Burri war in den letzten Monaten in Somalia und im Norden Kenias unterwegs. Angetroffen hat er dort Menschen, die an Hunger, Durst und unter schweren Schicksalsschlägen leiden.
Impressionen von Samuel Burri
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Bild 1 von 7. Hawa Moalin mit Sohn Hussein. Beim Eintritt ins Spital wog der 19 Monate alte Knabe nur drei Kilogramm. Im Bild hat er fünf Kilogramm erreicht – und ist über den Berg, so die Ärzte. Bildquelle: Samuel Burri/SRF.
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Bild 2 von 7. Viele Familien können sich nicht drei Mahlzeiten am Tag leisten. Die meiste Hilfe kommt durch Geldtransfers aufs Handy, damit die Vertriebenen Nahrungsmittel kaufen können. Bildquelle: Samuel Burri/SRF.
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Bild 3 von 7. Naima Mohammed lebt in einem Zelt im Vertriebenenlager am Rande der Stadt Baidoa. Die Somalierin hat sieben Kinder, eines ist auf der Flucht ins Lager gestorben. Bildquelle: Samuel Burri/SRF.
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Bild 4 von 7. Auch die blinde Naregae Efu ist auf Unterstützung angewiesen. Aufgrund der Dürre hat sie 10 ihrer 12 Ziegen verloren. Bildquelle: Samuel Burri/SRF.
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Bild 5 von 7. Joyce Kataboi musste ein Bein amputiert werden. Die Dürre hat Wasserlöcher in ihrer Nähe ausgetrocknet, das ist für Kataboi ein Problem, denn sie kann keine weiten Wege gehen. Bildquelle: Samuel Burri/SRF.
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Bild 6 von 7. Mädchen graben nach Wasser in einem Flussbett in der Region Turkana im Norden Kenias. Normalerweise wäre im November Regenzeit – und Wasser im Fluss. Bildquelle: Samuel Burri/SRF.
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Bild 7 von 7. Überreste von Ziegen bei einem Wohnhaus. Tiere wie Ziegen und Kühe sind in der Region quasi eine Versicherung – sie werden nur im Notfall geschlachtet. Bildquelle: Samuel Burri/SRF.
«In der unwirtlichen Turkana-Region in Nordkenia sprechen die Leute von der schlimmsten Dürre, die sie je erlebt haben. Ihre Nutztiere sind gestorben, oder sie mussten sie verkaufen», erzählt Samuel Burri.
Die Menschen in den betroffenen Gebieten haben fast alles Vieh verloren. Es bleibt ihnen kaum noch was, ausser der Hoffnung auf Regen.
Kinder besonders betroffen
In der Stadt Baidoa leben inzwischen über eine halbe Million Flüchtlinge. Auf mehreren Feldern rund um die Stadt in halbkugelförmigen Zelten aus Ästen und Tüchern warten sie auf Nahrungsmittel und Wasser.
Kinder sind besonders von der Krise betroffen. Laut der Uno sind in diesem Jahr bereits über 730 Kinder an Hunger gestorben. Ein Drittel aller Kinder ist unterernährt.
Bleibt der Regen weiterhin aus, droht der Region eine schwere Hungersnot. Dass eine solche tatsächlich ausgerufen wird, ist selten. In den letzten 20 Jahren geschah dies weltweit zwei mal.
Steigende Lebensmittelpreise
Nebst der unterdurchschnittlichen Ernte kommen in Somalia und Äthiopien noch bewaffnete Konflikte und eine wirtschaftliche Krise zur dramatischen Situation hinzu. Auch steigen die Roh- und Treibstoffpreise weiterhin an. Dies ist eine direkte Folge des Ukraine-Kriegs.
Eine Besserung der Lage ist nicht in Sicht – im Gegenteil. Das Horn von Afrika ist auf Unterstützung angewiesen. Die «Glückskette» sammelt Spenden und ihre Partnerorganisationen kümmern sich um die Geldverteilung und den Zugang zu sauberem Trinkwasser, Gesundheitsleistungen und Nahrungsmittelverteilungen. Sie führen auch Projekte zur Behandlung und Prävention von Mangelernährung bei Kindern und schwangeren oder stillenden Frauen durch.