Früher war die Philosophie der Zoos eine gänzlich andere: Möglichst viele Tierarten wollte man zeigen, je exotischer, desto besser. In Käfigen, damit die Besucherinnen und Besucher sie auch exakt und aus der Nähe bestaunen konnten. Heute möchte man die Wildtiere in einem, ihrer ursprünglichen Lebenswelt angepassten Umfeld zeigen. Zudem sind die Anlagen nicht mehr von überall her einsehbar. Aber: Gehege bleibt Gehege. Der Platz ist endlich.
Artenschutz
Viele Zoos berufen sich auf den Artenschutz. Der europäische Wisent zum Beispiel konnte nur dank Zoos und spezialisierten Zuchtstationen wieder in freier Natur angesiedelt werden. Doch solche Wiederansiedlungskonzepte sind kompliziert.
Zoos sind ein Erbe der Kolonialzeit, warum sollten wir sie beibehalten? Meine Kritik lautet, dass der Ertrag den Einsatz nicht wettmacht und dass es bessere Alternativen gibt.
Ein Problem ist zudem häufig der Mensch. Oft fehlen Lebensräume, wo man die Tiere wieder ansiedeln könnte.
Philosoph und Tierethiker Markus Wild sieht den Zoo kritisch. «Zoos sind ein Erbe der Kolonialzeit, warum sollten wir sie beibehalten? Zoos können ethisch nur gerechtfertigt werden, wenn sie zu Bildung, Tierschutz und Wissenschaft beitragen und wenn es den Tieren darin gut geht». Doch der riesige finanzielle Aufwand, der ein Zoo betreiben müsse, stehe einem bescheidenen Ertrag gegenüber. Warum die finanziellen Mittel nicht direkt vor Ort investieren, gibt Tierethiker Markus Wild zu bedenken.
Bildung
Zoos braucht es, sagen Befürworter. Wir Menschen schützen nur, was wir kennen. Die verstädterte Gesellschaft hat im Zoo die Chance, Wildtiere zu beobachten und dabei etwas zu lernen. Schaut euch Tierdokumentationen im TV an, sagen Kritiker. Dort ist man nahe am Tier.
Moderne Zoos werden nicht nur von Jahr zu Jahr beliebter, sie haben auch ein enormes Potenzial im Kampf gegen das Artensterben.
Tierdokumentationen ersetzen niemals die tatsächliche Begegnung, sagt Severin Dressen, Direktor des Zoos Zürich. «Moderne Zoos werden nicht nur von Jahr zu Jahr beliebter, sie haben auch ein enormes Potenzial im Kampf gegen das Artensterben. Durch die einzigartige Kombination der vier zentralen Aufgaben Natur- und Artenschutz, Forschung und Bildung können wissenschaftliche, moderne Zoos wie keine andere Organisationsform nicht nur ganz konkret etwas zum Artenschutz beitragen, sondern auch den Millionen von Zoobesucherinnen und -besuchern die Natur wieder näher bringen und sie für deren Schutz sensibilisieren.»
Publikumsmagnete
Jungtiere im Zoo sind bei Besucherinnen und Besuchern besonders beliebt. Das herzige Orang-Utan Baby, das sich an die Mutter klammert, der kleine Elefant, der Schutz sucht in der Herde, man möchte das sehen. Nachwuchs ist für einen Zoo wichtig. Heute in erster Linie wegen der Zuchtprogramme. Stirbt eines der jungen Tiere - besonders im Fokus die Elefanten - wird das breit und kritisch diskutiert.
Aber auch der überzählige Nachwuchs gibt zu reden. Zum Beispiel, wenn die überzähligen Gazellen, Zebras und Antilopen, den Wildkatzen verfüttert werden.