Wer zum ersten Mal auf einen Velogemel steigt, macht das am besten in Skikleidern, mit Skihelm und gutem Schuhwerk. Für die Fahrt ist eine nicht zu weiche Schlittelpiste optimal. Dazu braucht es beim Anfahren genügend Tempo, damit man das Gleichgewicht halten kann. Damit der Gemel so richtig in Fahrt kommt, schmieren Insiderinnen und Insider die Kuven mit Speck oder Speckschwarten ein. Gebremst wird mit den Füssen.
Wer gut Velo fährt, fährt auch mit dem Velogemel gut.
Den Velogemel-Spass gibt es nur in Grindelwald. Die urtümlichen Veloschlitten können im Dorf gemietet und auf jedem Schlittelweg gefahren werden. Am besten fährt man damit auf hartem Untergrund.
Der Velogemel und seine Geschichte
Vor 100 Jahren war es für die Talbewohnerinnen und Talbewohner im Winter nicht so einfach, sich im tiefen Schnee fortzubewegen. Dem gehbehinderten Grindelwaldner Wagner und Schreiner Christian Bühlmann war es zu mühsam, den Weg zu seinen Kundinnen und Kunden zu Fuss zurückzulegen. Dieses Problem wollte er lösen.
So erfand er den Veloschlitten: ein hölzernes Gestell mit zwei Kuven, vorne durch eine Lenkstange steuerbar. Die Grindelwaldner Einzigartigkeit garantiert ein Patent des eidgenössischen Amtes für geistiges Eigentum unter der Nummer 52628. Eingetragen ist der Velogemel als einspuriger Lenksportschlitten.
In Anlehnung an das Grindelwalder Dialektwort «Gemel» für Schlitten, nannten die Einheimischen den Veloschlitten bald einmal Velogemel. Einheimische Kinder gehen heute noch «gemeln» und nicht schlitteln.
Der Velogemel wird auch heute noch in Grindelwald hergestellt. Er besteht aus 24 Einzelteilen. Das Holzgestell des Velogemels besteht aus Esche und Ahorn, er hat metallene Kufen und ein paar Schrauben.
Weltmeisterschaft in Grindelwald
Seit 1996 findet jeweils im Februar in Grindelwald die Velogemel-Weltmeisterschaft statt. Jeden Winter messen sich in Grindelwald die besten Gemel-Fahrerinnen und -Fahrer an einer WM. Bei guter Unterlage werden mit dem Velogemel 70 bis 80 Kilometer pro Stunde erreicht.