«Crazy In Love» sang Beyoncé schon vor 20 Jahren. Und verknallt scheint sie auch heute wieder zu sein: in die Country Musik. Mit ihrer Liebe ist sie aber nicht alleine. Immer mehr genrefremde Popstars nehmen sich dem Country an.
Country im Wandel
Beyoncé gilt als Königin des RnBs. Doch zurzeit schreibt sie Geschichte in einem anderen Genre. Aus der Queen wurde quasi ein Cowgirl. Ihre Single «Texas Hold 'Em» führt in der dritten Woche in Folge die amerikanischen Countrycharts an.
Die Streamingzahlen sind in keinem anderen Genre so explodiert.
Sie ist die erste schwarze Sängerin, die Platz 1 in diesen Charts erreichte.
Der Fakt, dass ihr das als erste schwarze Sängerin gelang, war eine positive Überraschung für Beobachter der nach wie vor weiss geprägten Country-Szene.
Dass ein Countrysong in der breiten Bevölkerung so gut ankommt, überrascht aber weniger.
«The music business is going country»
Diverse Popstars nehmen sich zurzeit diesem Stil an. Ed Sheeran hat vergangenen Herbst seinen Song «Life Goes On» als Duett mit Country-Star Luke Combs veröffentlicht.
Ein weiteres Beispiel ist Rapper Post Malone. Der US-Amerikaner hat seine Wurzeln im Hip-Hop. Vergangenes Jahr stand er mit verschiedenen Country-Stars auf der Bühne bei den «Country Music Association Awards» und kündigte ein Country-Album an.
Und auch die New Yorker Sängerin Lana Del Rey bewegt sich aktuell auf Country-Pfaden. Im Herbst erscheint ihr Album «Lasso». Die erste Single ist ein Cover des John Denver Klassikers «Take Me Home, Country Roads».
In einem Interview vor den Grammy-Awards zeigte sie sich überzeugt: «The music business is going country». Das Musikgeschäft bewege sich aktuell in Richtung Country.
Für Country Special Redaktorin Christa Helbling ist es nicht überraschend, dass viele Popmusikerinnen und -Musiker mit dem Genre liebäugeln: «Country ist gerade sehr im Trend». Mit angestossen habe diesen sicherlich auch Rapper Lil Nas X.
Bereits vor fünf Jahren landete er im Duett mit der Country-Legende Billy Ray Cyrus den grossen Hit «Old Town Road.» Gleichzeitig habe der afroamerikanische Musiker damit eine grosse Debatte über die fehlende Diversität in der Country-Szene ausgelöst, erinnert sich Helbling.
Aber warum Country Musik?
«Die Streamingzahlen sind im letzten Jahr in den USA in keinem anderen Genre so explodiert, wie bei Country», weiss Helbling. Aushängeschilder wie Luke Combs, Zach Bryan oder Morgan Wallen gehören in den Staaten zu den erfolgreichsten Musikern überhaupt.
Diese Stars aus der Branche wiederum setzten ihrerseits auch genrefremde Elemente ein. Morgan Wallen zum Beispiel integriere Hip-Hop in seinen Countrysongs.
Durch das Mixen der Genres könnten Musikschaffende «beider Seiten» ein grösseres und auch jüngeres Publikum erreichen. Dies ist eine Erklärung für den aktuellen Boom. Eine zweite sei eher politisch, so Helbling: «Alles wirkt vor den Präsidentschaftswahlen unsicher und chaotisch. Country hingegen ist etwas, das in den USA tief verwurzelt ist. Es ist ein Anker für die Bevölkerung, und wie es aussieht, nicht nur für die konservativen Republikaner, sondern auch für demokratische Kreise. Im besten Fall schaffen es also Songs wie ‹Texas Hold 'Em›, Gräben zu überwinden.»