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Was ist ein viraler Food-Trend?
Aus A point vom 27.05.2024. Bild: SHUTTERSTOCK/NOVEMBER27
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 55 Sekunden.

Rezeptideen aus dem Netz Vier virale Food-Trends auf dem Prüfstand

Virale Rezeptvideos und Food-Trends sind aus dem im Internet und speziell aus den sozialen Medien nicht mehr wegzudenken. Doch wie wird ein Video von einem Gericht zu einem viralen Food-Trend? Und schmecken diese Gerichte tatsächlich so gut, wie sie aussehen? Wir haben vier Trends getestet.

Die Prämisse ist einfach: Innert 30 bis 60 Sekunden Videolaufzeit wird mit wenigen Zutaten etwas auf den Teller gezaubert, was bei der betrachtenden Person die Speicheldrüsen anregt und den Daumen auf den Like-Button springen lässt.

Zwei belegte Brote mit Lachs, Gurke, Kräutern, Schinken und getrockneten Tomaten auf Holzuntergrund.
Legende: «Smashed» Croissants sind ein Trend, der in den vergangenen Monaten Wellen geschlagen hat. Die zerdrückten Gipfeli sind echte Hingucker und können sehr individuell belegt werden. SRF / Max Fischer

«Damit etwas im Foodbereich viral geht, muss das Video in den ersten ein bis zwei Sekunden Aufmerksamkeit generieren», erklärt Gen-Z-Experte Yannick Blättler.

Yannick Blättler

Unternehmensberater

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Als Gründer und CEO von Neoviso kennt Yannick Blättler die Generation Z gut. Sein Unternehmen untersucht mit eigenen Studien die 15- bis 25- jährige Altersgruppe regelmässig. Mit einem Datenpanel hat die Firma Zugriff auf über 6000 Menschen der Gen-Z und befragen diese regelmässig nach ihren Bedürfnissen. Auf dieser Grundlage berät Neoviso andere Unternehmen mitunter zu den Themen digitales Marketing, Employer Branding und modernes Human Resources Management.

Blättler weiss, wie ein Food-Inhalt aufbereitet sein muss, damit er erfolgreich wird: Der Inhalt müsse optisches Neuland sein, und es sollten Leute dahinterstehen, die etwas zu sagen haben.

Ein Inhalt wird erfolgreich durch die Bestätigung der Community.
Autor: Yannick Blättler Gen-Z-Experte

«Ein Inhalt wird erfolgreich durch die Bestätigung der Community», so Blättler. Und solche Trends müssen authentisch wirken. Blättler sagt auch, dass Menschen, die solche Videos konsumieren, einen guten Radar dafür hätten, ob der Inhalt nur Aufmerksamkeit erzeugen möchte oder etwas hergibt.

Um zu prüfen, ob virale Rezepte und Food-Trends erfüllen, was sie versprechen, oder nur «Clickbait» sind, haben wir vier Rezepte ausprobiert.

1. «Chopped Sandwich»

Hier wird weder das Rad noch das Sandwich komplett neu erfunden. Trotzdem hat es dieses Rezept geschafft, viral zu gehen.

Gefülltes Baguette auf einem weissen Teller.
Legende: Chopped Sandwiches haben einen massgeblichen Vorteil: Mit jedem Biss kostet man jede Zutat. SRF / MAx Fischer

Im Gegensatz zum altbekannten Schichtverfahren legt man alle Zutaten (ausser das Brot) auf ein grosses Schneidebrett und hackt alles in mundgerechte Stücke. Dann gibt man die Masse auf ein Brot.

So wird ein «Chopped Sandwich» zubereitet

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Legende: Ein Spachtel oder Teighorn kann helfen, die ganze Masse auf dem Brot zu verteilen. SRF / Max Fischer

Zutaten: (für 2 Personen)

  • Brot (Focaccia, Toast oder generell weicheres Brot)
  • 3-4 Scheiben Schinken
  • 2 Blätter Lattichsalat
  • Einige Cherrytomaten
  • Einige Blätter Petersilie
  • 2 gekochte oder eingelegte Artischockenböden
  • 50-100 g Halbhartkäse
  • 1 Essiggurke
  • 20-30 g Mayonnaise
  • 10 g Senf
  • Öl, Apfelessig, Salz, Pfeffer zum Abschmecken

Zubereitung:

Alle Zutaten ausser das Brot auf einem grossen Schneidebrett in mundgerechte Stücke schneiden. Danach die Masse auf das Brot geben. Optional kann das Brot vorher angeröstet werden, mit wenig Butter oder Olivenöl.

Fazit: Alle Geschmacksprofile spürt man mit jedem Biss. Nicht unbedingt ein Sandwich für den Alltag, aber als Abwechslung sehr zu empfehlen.

2. Blätterteig-Tartes: in umgekehrter Reihenfolge

Blätterteig-Tartes sind nichts Neues. Die Idee, auch salzige Blätterteig-Tartes wie eine Tarte Tatin aufzubauen, ist vielen Menschen vermutlich nicht sehr geläufig.

Zwei Gebäckstücke auf weissen Tellern auf einem grünen Tisch.
Legende: Wie ein Kissen: Die luftigen Blätterteig-Gebäcke können schön aufgehen, da der Belag nicht auf dem Teig liegt, sondern der Teig auf dem Belag. SRF / Max Fischer

Statt den Blätterteig mit Zutaten zu belegen, werden die Zutaten auf das Backblech geschichtet und dann mit dem Blätterteig belegt.

Fazit: Der Blätterteig wird luftiger und kann rundum eine schöne Farbe annehmen. Eine solide Idee, die ausserdem bei salzigen und süssen Speisen viel Raum für Kreativität lässt.

3. «Essiggürkli»-Fries?

Nein, diese Fries bestehen nicht aus Essiggurken, sondern aus handelsüblichen Kartoffeln. In diesem Fall mehligkochenden.

Schüssel mit Pommes frites neben einem Schälchen Sosse.
Legende: Hausgemachte laktofermentierte Pommes-Frites mit einer Pesto-Mayo. SRF / Max Fischer

Während vier bis sechs Tagen werden diese bei Zimmertemperatur in einem grossen Glasbehälter, ähnlich wie Essiggurken, fermentiert.

Anleitung zum Fermentieren

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Legende: SRF / Max Fischer

Zutaten: als Beilage oder Snack für 3-4 Personen

  • 1 kg Kartoffeln
  • 1.5 l Wasser
  • für eine 2-3 % Fermentation ca. 38 g Kochsalz
  • 1 Knoblauchzehe, geschält
  • 6 Pfefferkörner
  • 10-20 gelbe Senfsamen
  • 3-4 Piment-Pfefferkörner
  • 38.5 g Salz
  • 3-4 Sträucher frischer Dill und/oder ein grosser Zweig Rosmarin

Alle Zutaten in ein grosses, sauberes Gefäss aus Glas geben. Den Deckel nicht schliessen. Ansonsten droht das Gefäss im schlimmsten Fall zu explodieren. Bei geeigneten Fermentationsbehältern (siehe Bild) kann der Deckel mit der Dichtung aufgelegt werden. So können Gase, die während des Fermentationsprozesses entstehen, leicht entweichen. Die Pommes sollten mindestens 4 im besten Fall sogar 5 Tage oder länger fermentieren.

Keine Angst vor dem Fermentieren zuhause: Wer sauber und hygienisch arbeitet und genug Salz verwendet, hat nichts zu befürchten. Weitere Tipps zum Fermentieren gibt es hier.

Wie man Pommes-Frites zu Hause perfekt frittiert, hat Gastroexperte Andrin Willi hier notiert.

Fazit: Wenn man sich den Aufwand für Pommes-Frites machen will und bereit ist, die eigene Küche für kurze Zeit – zumindest olfaktorisch – zum Fast-Food-Restaurant zu machen, dann sollte man dies planen und die Kartoffeln mindestens vier Tage fermentieren lassen. Das Resultat zahlt sich aus und macht den Geruch in der Wohnung ertragbarer.

4. «Smashed» Croissants – ein Sakrileg?

Croissants werden von Bäckereien in aufwendiger Handarbeit hergestellt. Daher wirkt es bei erstmaliger Betrachtung möglicherweise auch unsinnig, dieses sowieso schon fast perfekte Produkt wieder zu «zerstören».

Hinter dem Food-Trend verbirgt sich die Idee, dass man «Gipfeli» flachdrückt und entweder wie ein Canapé belegt oder ein Sandwich daraus macht.

So bereitet man die Croissants vor

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Legende: SRF / Max Fischer
  1. Mit einem Wallholz setzt man an der dicksten Stelle des Gebäcks an und wallt der Länge nach in beide Richtungen das Croissant aus.
  2. Auf einem Backpapier die Gipfeli mit wenig Butter und wenig Honig oder Ahronsirup bestreichen. Dann die Gipfeli mit nochmals einem Backpapier bedecken.
  3. Bei mittlerer Hitze in einer Pfanne die Croissants zusammen mit dem Backpapier (kein Risiko, dass der Zucker verklebt) etwas anrösten. Je Seite ca. 2-3 Minuten.

Danach die Gipfeli belegen, wie es einem beliebt.

Fazit: Es ist zu schön (und fettig), um wahr zu sein. Es schmeckt sensationell, ist aber keine leichte Kost. Wer beim nächsten Brunch beeindrucken will, serviert seine Gipfeli so.

SRF 1, À Point, 27.5.2024, 11:40 Uhr

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