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Der Biber – ein vielfältiger Gestalter
Aus Ratgeber vom 23.04.2024. Bild: Colourbox
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Schutz des Bibers in Frage Biber in der Schweiz – Hilfe oder Plage?

Der Biber breitet sich in der Schweiz aus. Bauern wollen, dass die Tiere reguliert werden. Naturschützerinnen sagen: Pfoten weg.

Vor 100 Jahren war der Biber in der Schweiz ausgerottet. Heute leben wieder knapp 5000 Biber in Schweizer Flüssen und Seen: drei Mal mehr als noch vor 15 Jahren. Obwohl das Tier seit 2022 nicht mehr als gefährdet gilt, sind der Biber und seine Dämme noch immer geschützt. Nicht zur Freude aller. 

Für Bauern ein «Schädling»

Die rasante Ausbreitung des pelzigen Baumeisters sorgt für Konflikte: In der Landwirtschaft ist der Biber nicht gern gesehen. «Der Zeitpunkt ist gekommen, an dem man sich eingestehen muss, dass das geschützte Tier zum Schädling geworden ist,» sagte der Schweizer Bauernverband bereits vor einem Jahr zu SRF.

Bundesrat Rösti will Biber zum Abschuss freigeben

Bundesrat Albert Rösti schickt deshalb nun eine neue Jagdverordnung in die Vernehmlassung. Er findet: Wenn der Biber «erhebliche Schäden» anrichtet, soll man ihn schiessen dürfen. Allerdings erst, wenn die «zumutbaren Massnahmen» zur Schadensverhütung nicht wirken.

Das regelt die revidierte Jagdverordnung zum Biber:

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Gemäss Bundesrat Albert Rösti sollen Kantone künftig Abschussbewilligungen erteilen können, «wenn diese erhebliche Schaden anrichten» oder Menschen gefährden. Als erhebliche Schäden gelten beispielsweise Überflutungen von Siedlungen oder Rückstau von landwirtschaftlichen Drainagesystemen, wenn davon Ackerflächen betroffen wären oder wenn Biber sich in Anlagen zur Wasseraufbereitung oder Abwasserreinigung befinden.

Als Schaden wird aber bereits auch «der Beginn der Tätigkeit des Bibers, das heisst das Untergraben vor Einsturz oder das Aufstauen vor der Überflutung» bezeichnet.

Zusätzlich würden künftig auch Schutzmassnahmen gegen Biberschäden finanziert sowie von Bibern verursachte Schäden an Infrastruktur vergütet.

Betroffene Landwirtinnen und Landwirte sagen, eine Regulierung des Bibers sei zwingend nötig. Biber verstopfen Entwässerungssysteme, überfluten Äcker und vergreifen sich nachts an Zuckerrüben oder Raps. Auch Wege und Strassen können durch Biberbauten einbrechen oder Keller von privaten Häusern überschwemmt werden. Landwirte fordern deshalb, dass der Biber wie der Wolf reguliert werden darf.

Biber künftig nicht mehr unter Schutz?

Biberabschüsse sind zwar auch heute schon möglich, neu soll das aber explizit in der Jagdverordnung stehen. Einigen Bauern geht diese Reglung jedoch noch zu wenig weit: Sie wollen den Schutz des Bibers ganz aufheben. Der Präsident des Zürcher Bauernverbandes Ferdi Hodel sagt: «Man kann kritisch hinterfragen, ob der Schutzstatus des Bibers überhaupt noch berechtigt ist.»

Wie gefährdet ist der Biber heute noch?

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Dank der erfreulichen Entwicklung der letzten Jahre ist der Biber seit 2022 in der Roten Liste der Säugetiere nicht mehr als gefährdet eingestuft. Sein Schutz ist seit 1962 durch das eidgenössische Jagdgesetz (JSG) gewährleistet. Der in der Schweiz einst ausgerottete Biber ist heute mit gut 4900 Tieren zurück.  (Quelle BAFU)

Gewinn für die Artenvielfalt

Naturschutzverbände sind schockiert. Gemäss Experten stimmt es nicht, dass der Biber so viele Schäden anrichtet, wie überall zu hören sei. Oft werde masslos übertrieben. Der Biber sei ökologisch gesehen eine Schlüsselart. Eine vom Bund in Auftrag gegebene Studie zeigt, dass Biber die Artenvielfalt merklich steigern. Deshalb solle man den Biber wo immer möglich wirken lassen: Er krampfe gratis für die Biodiversität. Gewässer mit Biber seien zudem auch widerstandsfähiger gegen den Klimawandel. 

Naturschützer befürchten unnötigen Abschuss

Die Befürchtung von Pro Natura, WWF und Birdlife Schweiz ist es, dass der Biber künftig präventiv geschossen wird, quasi als einfachstes Mittel. Denn als «Schaden» wird in der revidierten Jagdverordnung bereits «der Beginn der Tätigkeit des Bibers, das heisst das Untergraben vor Einsturz oder das Aufstauen vor der Überflutung» bezeichnet. «Uns schockiert, was der Bund beabsichtigt», sagt Pro Natura. «Hier werden Tür und Tor geöffnet, den Biber breit zu bejagen.» Das betreffe potenziell sehr viele Tiere.

Gibt es in der Schweiz zu viele Biber? Soll ihr Schutz fallen? Oder müssen wir Biber dulden – weil sie wertvoll sind für die Artenvielfalt? Diskutieren Sie mit!

Gäste in der Sendung

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Legende: SRF

Zu Gast in der Sendung «Forum» sind:

  • Ferdi Hodel, Geschäftsführer Zürcher Bauernverband
  • Raffael Ayé, Geschäftsführer Birdlife Schweiz

    Radio SRF 1, 28.5.2024, Forums-Teaser, 16:40 Uhr

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