Seit den Olympischen Winterspielen 1948 in St. Moritz sind alle Kandidaturen aus der Schweiz gescheitert. Zuletzt traf es die Bewerbungen für die Winterspiele 2022 in Graubünden und für Sion 2026.
Das Bündner- und Walliser Stimmvolk hatte die finanzielle Beteiligung der Kantone in Millionenhöhe an der Urne verworfen. Danach war die Luft draussen, olympische Spiele schienen in weiter Ferne. Und jetzt ist plötzlich alles anders: Die Schweiz soll Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2030 werden. Eine gute Idee? Diskutieren Sie mit in der Kommentarspalte!
Internationales Olympisches Komitee unter Zugzwang
«Schneller, höher, weiter» ist das Motto der Olympischen Spiele. Es gilt nicht nur für die sportlichen Leistungen, sondern auch für den Anlass selbst, der in den letzten Jahrzehnten stetig gewachsen ist. Dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) wurde Gigantismus vorgeworfen. Unter den bestehenden Rahmenbedingungen gab es immer weniger Kandidaturen. Für die Winterspiele 2030 gibt es noch überhaupt keine.
Der Mangel an möglichen Durchführungsorten scheint beim IOC zu einem Umdenken zu führen. Im März dieses Jahres ist das IOC auf Swiss Olympic zugekommen und hat völlig neue Rahmenbedingungen präsentiert. Auch kleinere, dezentrale und nachhaltige Konzepte sollen möglich sein.
Machbarkeitsstudie und mögliche Daten
Im April 2023 hat Swiss Olympic eine Machbarkeitsstudie für Olympische Winterspiele in Auftrag gegeben. Im Gegensatz zu früheren Bewerbungen soll nicht ein einzelner Kanton Austragungsort sein, sondern die Schweiz als ganzes Land. Die Vorteile: Die Infrastruktur wäre grösstenteils vorhanden und man müsste nicht viel bauen.
Ein konkretes Austragungsjahr wurde offengelassen. Am wahrscheinlichsten ist jedoch eine Durchführung im Jahr 2030. Die Gegnerschaft ist überschaubar. Nur Schweden und die USA prüfen eine Kandidatur. Für 2034 scheint Salt Lake City gesetzt zu sein. Der nächste mögliche Termin wäre 2038. Aber auch ein Verzicht auf weitere Olympia-Experimente ist möglich.
Chance für die Schweiz?
Die Schweiz könnte das erste Land sein, das nachhaltige und kostengünstige Spiele organisiert. Zudem war oder wird die Schweiz in den nächsten Jahren Austragungsort verschiedener Wintersport-Weltmeisterschaften sein. Die Infrastruktur wird in Top-Qualität zur Verfügung stehen und es besteht viel Know-how für die Durchführung von Grossanlässen. Durch die dezentrale, nachhaltige Organisation erhoffen sich die Promotoren auch weniger Gegenwind aus der Bevölkerung.
Kritik
Die Umweltverbände sehen Olympische Spiele weiterhin kritisch. Sie rechnen nicht damit, dass das IOC seine Versprechen hält und tatsächlich nachhaltige Spiele ermöglicht. Zudem würden dezentral organisierte Spiele im ganzen Land zu viel Verkehr führen. Und ob die Spiele tatsächlich privat finanziert werden können, wie es die Promotoren vorschlagen, ist offen.
Die von Swiss Olympic in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie sollte Ende September fertig sein. Der Entscheid über eine Olympia-Kandidatur fällt bis Ende Jahr. Über die Vergabe der Olympischen Winterspiele 2030 entscheidet das IOC nächstes Jahr am Olympischen Kongress in Paris.