Toni Kurz (30) trägt seit seiner Schulzeit Hut und schwimmt generell mit seinen Outfits gegen den Strom. Als CEO und Betreiber des grössten Outlet-Warenhauses der Schweiz beschäftigt er mit seinem Familienunternehmen rund 40 Mitarbeitende im Berner Oberland.
Früher seien bei der Firma Lastwagen angekommen, mit Ware, die teilweise schon ein Jahr in den Kisten gelagert war, erzählt Kurz. Ein Getto sei das gewesen, und als die Firma Investoren suchte, sagte ein reicher Mann: «Ich investiere nicht in diese Firma.» Nach dem Grund gefragt, meinte dieser: «Ihr verkauft einfach Produkte, ihr müsst ein Problem lösen.»
David klopft bei Goliath an
Das Online-Geschäft florierte in den vergangenen Jahren – insbesondere bei Kleidern. Unschön sind die vielen Retouren. Gemäss Zalando schicken Kundinnen und Kunden jedes zweite Kleidungsstück zurück. Und wie Toni Kurz weiss, wurden tonnenweise Retouren weggeschmissen. «Das Retourenproblem ist gigantisch», bekräftigt er. Deshalb habe er es sich zum Ziel gesetzt, bei Giganten wie Zalando einen Fuss in die Tür zu kriegen. Mit der nachhaltigen Lösung, Retouren direkt zu verarbeiten.
Ein grosser Teil davon fliesst heute in den «Outlet-King» im Berner Oberland. In Spiez werde die einwandfreie Ware kontrolliert und im Outlet-Warenhaus zu einem attraktiven Preis verkauft. Als Mini-Unternehmen hätten sie es geschafft, mit Giganten zusammenzuarbeiten, betont Kurz.
Wie er das geschafft hat? Er habe alle gestalkt, die auf der Business-Plattform LinkedIn mit dem Unternehmen in Verbindung standen und eines Tages sei ein Anruf gekommen.
Ich bin kein CEO. Ich bin ein Innovator.
Toni Kurz hat das Unternehmertum von seinem Stiefvater früh kennengelernt. Er habe ihm den Rampenverkauf, heute heisse es Pop-up, näher gebracht. «Willst du ein Unternehmen gründen und bist du bereit zu investieren», habe er ihn gefragt.
Kurz hatte 820 Franken auf dem Sparbuch und eröffnete mit 11 Jahren seinen ersten Mini-Retail Shop-in-Shop. Eine Verkaufsfläche von 30 Quadratmetern sei geplant gewesen. Am Ende waren es nur sechs Quadratmeter, weil seine Ersparnisse nicht für mehr reichten. Auch wenn er sich heute CEO nennen kann, sei er keiner. «Ich bin kein CEO. Ich bin ein Innovator», sagt der Berner.
Dass er es einmal so weit bringen wird, war in seinen jungen Jahren nicht klar. Toni Kurz bezeichnet seine Schulzeit als schwierig. Als Hutträger war er damals schon nicht systemkonform, hatte schlechte Noten und seine Tests glichen einem roten Schlachtfeld. Seine Lehrerin habe gesagt, er sei der dümmste Fünftklässler, den sie je gehabt habe. Toni Kurz musste die fünfte Klasse wiederholen. Das alles sei für ihn schlimm gewesen, habe ihn jedoch angetrieben, zu dem zu werden, der er heute ist.
Leiblicher Vater tödlich verunglückt
Den leiblichen Vater hat Toni Kurz nie kennengelernt. Seine Mutter war im sechsten Monat schwanger, als der Vater tödlich verunfallte. Eine Woche vor seinem Tod wollte er sich ein neues Motorrad kaufen. Die Mutter fand dies nicht nötig, weil er schon welche hatte.
Doch sein Vater sagte: «Ich weiss nicht, wie lange es mich noch gibt. Ich will das Leben geniessen, als gäbe es kein Morgen». Eine Einstellung, die Sohn Toni mit seinem verstorbenen Vater teilt. Er gebe ihm auf eine schöne Art viel Lebensenergie. Eine Energie, die mit jedem Satz, der Toni Kurz in der Sendung «Persönlich» von sich gibt, spürbar ist.