Vor dem unbeständigen Aprilwetter flüchten und in der Sonnenstube der Schweiz etwas fürs Herz machen, das ist die Empfehlung für den Monat April des SRF-1-Outdoor-Reporters Marcel Hähni. Es geht ab ins Tessin nach Caslano am Lago di Lugano.
Ich muss zugeben, wer mit der Lugano-Ponte-Tresa-Bahn oder mit dem Auto an der stark befahrenen Hauptstrasse unterwegs ist und das Ortsschild Caslano sieht, bleibt in der Bahn sitzen oder fährt mit dem Auto weiter. Da in den letzten Jahren der Pendlerverkehr zwischen Lugano und Ponte Tresa stark zugenommen hat, entscheide ich mich meist für die Bahn, wenn ich nach Caslano reise.
Der erste Eindruck täuscht
Die Haltestelle befindet sich praktisch im Industriequartier von Caslano und ist keine Augenweide. Steuert man das Dorf mit seinem Hausberg Monte Caslano an, wird man jedoch nicht enttäuscht. Im Frühling und Herbst ist es hier noch ruhig. Erst in den Sommermonaten herrscht auf der Minigolfanlage, an der Seepromenade und den Restaurants Hochbetrieb.
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Bild 1 von 6. Der ursprüngliche Ortskern der Gemeinde Caslano liegt am Lago di Lugano. Weit weg von der stark befahrenen Hauptverkehrsachse zwischen Ponte Tresa und Lugano. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 2 von 6. Caslano liegt am Lago di Lugano in der Nähe der Mündung des Flusses Magliasina. Das Dorf ragt wie eine Halbinsel in den See. Über dem Dorf erhebt sich der Monte Caslano (auch Sassalto) genannt. Bildquelle: Keystone/Alessandro Della Bella.
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Bild 3 von 6. Der Cardiowalk (Herz-Gesundheits-Weg) führt rund 3.6 Kilometer am Seeufer um den Monte Caslano. Start und Ziel ist die Seepromenade von Caslano. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 4 von 6. Neben dem alten Dorfkern lockt in Caslano auch ein Besuch im Fischereimuseum. Hier gibt es eine grosse Sammlung historischer Fotografien, die von der Zeit der Fischerei, am Anfang des 20. Jahrhunderts stammen. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 5 von 6. Der Monte Caslano ist eine Halbinsel, die heute unter besonderem Schutz steht. Dank seiner reichhaltigen Fauna, Geologie und botanischen Raritäten wurde der Berg vom Bund sogar zum Naturschutzgebiet deklariert. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 6 von 6. Der Cardiowalk wurde zusammen mit dem Cardio Centro Ticino konzipiert und ist dank seiner Auf- und Abstiege um den Monte Caslano eine gute Gelegenheit, sein Herz zu trainieren und die körperliche Ausdauer zu verbessern. Egal, ob man ein erfahrener Wanderer oder ein Anfänger ist. Bildquelle: SRF/ Marcel Hähni.
Mein erster Besuch im Tessin in diesem Jahr möchte ich gemütlich angehen. Ich entscheide mich für eine Runde um den Hausberg von Caslano. In gut einer Stunde ist der Monte Caslano, auf einem gut ausgebauten Weg, umrundet.
Es ist mehr ein Spaziergang mit Aussicht auf die Bucht von Caslano und Agno, die Seeenge von Lavena und Ponte Tresa, als eine konventionelle Wanderung. Das Herz-Kreislauf-System wird dennoch angeregt. Denn es ist einer von mehreren ausgeschilderten Cardiowalks im Tessin. Nahe der Stadt Lugano kann man für gut eine Stunde in die Natur eintauchen und gleichzeitig etwas für seine Gesundheit tun. Bei den Einheimischen ist der Rundweg sehr beliebt.
Hinweisschilder liefern Informationen zu Bewegung und Ernährung. Die Tessiner Cardiowalks sind in Zusammenarbeit mit dem Cardio Centro Ticino und einem Facharzt konzipiert und gestaltet worden.
Caslano liegt am Lago di Lugano in der Nähe der Mündung des Flusses Magliasina. Das Dorf ragt wie eine Halbinsel in den See. Über dem Dorf erhebt sich der Monte Caslano (auch Sassalto genannt). Wer ihn auf dem Cardiowalk umrundet hat, kann mit oder ohne Pause gleich nochmal los.
Monte Caslano – ein Berg mit Optionen
Statt um, geht es dieses Mal auf den Berg. Der Monte Caslano ist auch bekannt für seine Farne. Rund 600 Arten von diesen Gefässpflanzen und mehr als 150 Moos- und Lebermoosarten zieren den Berg. Entdecken kann man diese Pflanzen auf einem ausgeschilderten, rund sieben Kilometer langen Lehrpfad, der zwischen Linden, Ulmen, Eschen, Robinien, Kirschen oder Kastanien-Bäumen den Hügel hinauf führt.
Auf dem Rückweg ins Dorf kommt man an der Schokoladenfabrik, mit ihrem Schokoladenmuseum und dem Fabrikladen vorbei. Daran vorbeilaufen geht nicht – ein Halt ist hier für mich Pflicht. Das Degustieren der neusten Schokotrends will ich mir nicht entgehen lassen und für den Heimweg in die Deutschschweiz kann ich gut etwas Schokolade brauchen.
Tagesausflug statt Weltreise
Von Caslano aus bringt mich die Ponte-Tresa-Bahn in rund 45 Minuten an den Bahnhof von Lugano und in weiteren knapp zwei Stunden bin ich in Zürich.
Seit der Eröffnung des 57 Kilometer langen Gotthard-Basistunnels ist ein Tagesausflug ins Tessin möglich geworden. Täglich fahren bis zu 260 Güter- und 70 Personenzüge durch das Jahrhundertbauwerk. Der Gotthard-Basistunnel wurde 2016, nach über 17-jähriger Bauzeit, eröffnet.