Zum Inhalt springen

Wanderung des Monats April Cardiowalk im Tessin – ein Rundweg fürs Herz

In Caslano gibt es einen von sechs Wegen im Tessin, die das Herz-Kreislauf-System ansprechen.

Vor dem unbeständigen Aprilwetter flüchten und in der Sonnenstube der Schweiz etwas fürs Herz machen, das ist die Empfehlung für den Monat April des SRF-1-Outdoor-Reporters Marcel Hähni. Es geht ab ins Tessin nach Caslano am Lago di Lugano.

Marcel Hähni

Outdoor-Reporter

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Marcel Hähni, Jahrgang 1970, ist Redaktor und Produzent bei Radio SRF 1 und ausgebildeter Wander- und Schneeschuh-Wanderleiter. Zu seinen bevorzugten Wanderzielen gehören die Zentralschweiz und die Ostschweiz mit dem Alpstein, dem Rätikon und dem Engadin. Regelmässig berichtet er auf srf1.ch und am Radio über seine neuesten Abenteuer und verrät Tipps und Tricks für die Outdoorwelt.

Ich muss zugeben, wer mit der Lugano-Ponte-Tresa-Bahn oder mit dem Auto an der stark befahrenen Hauptstrasse unterwegs ist und das Ortsschild Caslano sieht, bleibt in der Bahn sitzen oder fährt mit dem Auto weiter. Da in den letzten Jahren der Pendlerverkehr zwischen Lugano und Ponte Tresa stark zugenommen hat, entscheide ich mich meist für die Bahn, wenn ich nach Caslano reise.

Der erste Eindruck täuscht

Die Haltestelle befindet sich praktisch im Industriequartier von Caslano und ist keine Augenweide. Steuert man das Dorf mit seinem Hausberg Monte Caslano an, wird man jedoch nicht enttäuscht. Im Frühling und Herbst ist es hier noch ruhig. Erst in den Sommermonaten herrscht auf der Minigolfanlage, an der Seepromenade und den Restaurants Hochbetrieb.

Mein erster Besuch im Tessin in diesem Jahr möchte ich gemütlich angehen. Ich entscheide mich für eine Runde um den Hausberg von Caslano. In gut einer Stunde ist der Monte Caslano, auf einem gut ausgebauten Weg, umrundet.

Es ist mehr ein Spaziergang mit Aussicht auf die Bucht von Caslano und Agno, die Seeenge von Lavena und Ponte Tresa, als eine konventionelle Wanderung. Das Herz-Kreislauf-System wird dennoch angeregt. Denn es ist einer von mehreren ausgeschilderten Cardiowalks im Tessin. Nahe der Stadt Lugano kann man für gut eine Stunde in die Natur eintauchen und gleichzeitig etwas für seine Gesundheit tun. Bei den Einheimischen ist der Rundweg sehr beliebt.

Hinweisschilder liefern Informationen zu Bewegung und Ernährung. Die Tessiner Cardiowalks sind in Zusammenarbeit mit dem Cardio Centro Ticino und einem Facharzt konzipiert und gestaltet worden.

Weitere Cardiowalks im Tessin

Box aufklappen Box zuklappen

Ascona: Entlang des Lago Maggiore, mit einer wunderschönen Aussicht auf die Natur.

Lugano-Centro: Ein städtischer Parcours, der durch das Zentrum, die Seepromenade und die Gärten führt.

Stabio: Eine Strecke, die von den lokalen Behörden gefördert wurde, um Outdoor-Aktivitäten zu unterstützen.

Gordola: Ein weiterer naturnaher Herz-Kreislauf-Parcours im Sopraceneri.

Chiasso: Der Pfad ist eine Vorort-Route. Er beginnt an der Promenade in der Via Sottopenz.

Caslano liegt am Lago di Lugano in der Nähe der Mündung des Flusses Magliasina. Das Dorf ragt wie eine Halbinsel in den See. Über dem Dorf erhebt sich der Monte Caslano (auch Sassalto genannt). Wer ihn auf dem Cardiowalk umrundet hat, kann mit oder ohne Pause gleich nochmal los.

Monte Caslano – ein Berg mit Optionen

Statt um, geht es dieses Mal auf den Berg. Der Monte Caslano ist auch bekannt für seine Farne. Rund 600 Arten von diesen Gefässpflanzen und mehr als 150 Moos- und Lebermoosarten zieren den Berg. Entdecken kann man diese Pflanzen auf einem ausgeschilderten, rund sieben Kilometer langen Lehrpfad, der zwischen Linden, Ulmen, Eschen, Robinien, Kirschen oder Kastanien-Bäumen den Hügel hinauf führt.

Herstellung von Pralinen mit fliessender Schokolade.
Legende: Schokoladen-Produktion in der Chocolat Alprose SA in Caslano. Keystone/Martin Ruetschi

Auf dem Rückweg ins Dorf kommt man an der Schokoladenfabrik, mit ihrem Schokoladenmuseum und dem Fabrikladen vorbei. Daran vorbeilaufen geht nicht – ein Halt ist hier für mich Pflicht. Das Degustieren der neusten Schokotrends will ich mir nicht entgehen lassen und für den Heimweg in die Deutschschweiz kann ich gut etwas Schokolade brauchen.

Tagesausflug statt Weltreise

Von Caslano aus bringt mich die Ponte-Tresa-Bahn in rund 45 Minuten an den Bahnhof von Lugano und in weiteren knapp zwei Stunden bin ich in Zürich.

Ponte-Tresa-Bahn

Box aufklappen Box zuklappen
Grauer Bahnwagen der Ponte Tresa Bahn auf der Strecke.
Legende: Seit 2007 fährt die Ponte-Tresa-Bahn im Viertelstundentakt. Heute mit neuen, modernen Zugkompositionen, die wie ein Tram aussehen. Keystone/Karl Mathis

Die Idee für eine Eisenbahnverbindung zwischen Lugano und dem italienischen Varese tauchte 1877 erstmals auf. Diese Zugverbindung wurde jedoch nie gebaut. Dafür begann man im Jahr 1910 mit dem Bau einer Schmalspurbahn von Lugano bis nach Ponte Tresa. Nach einer Bauzeit von rund zwei Jahren wurde die 12.2 Kilometer lange Strecke der Ferrovia Lugano-Ponte Tresa (FLP) eröffnet.

Die Bahn wurde zu einem wichtigen Verkehrsmittel der Region um Lugano. Während der beiden Weltkriege geriet die Bahn aber immer wieder unter finanzielle Schwierigkeiten, blieb aber bis heute bestehen.

Die Ferrovia Lugano-Ponte Tresa war einst eine von vier Schmalspurbahnen in der Region Lugano. In den 1960er-Jahren wurden aber bis auf die FLP alle Betriebe eingestellt.

Seit 2007 fährt die Ponte-Tresa-Bahn im Viertelstundentakt. 2021 wurden die alten Zugkompositionen durch neue, moderne Wagen ersetzt. Die alten Züge sind heute noch in Madagaskar im Einsatz.

Über die Strecke Ponte-Tresa-Lugano kommt ein grosser Teil, der knapp 75'000 Personen, die aus Italien täglich zur Arbeit in die Schweiz fahren, ins Tessin. Daher kommt es vor allem auf der Hauptstrasse zu täglichen Staus und Wartezeiten.

Seit der Eröffnung des 57 Kilometer langen Gotthard-Basistunnels ist ein Tagesausflug ins Tessin möglich geworden. Täglich fahren bis zu 260 Güter- und 70 Personenzüge durch das Jahrhundertbauwerk. Der Gotthard-Basistunnel wurde 2016, nach über 17-jähriger Bauzeit, eröffnet.

Radio SRF 1, 1.4.2025, 15:15 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel