Parkinson ist eine neurologische Erkrankung, bei der die Nervenzellen im Gehirn absterben. Bewegungsstörungen, Zittern und Schmerzen sind die Symptome. Heilen kann man Parkinson nicht.
Georg Kägi ist Facharzt für Neurologie am Kantonsspital St. Gallen. Im Interview spricht er über den aktuellen Forschungsstand und ob es in Zukunft Chance auf Heilung gibt.
SRF: Parkinson ist eine Krankheit, die man bis heute nicht heilen kann. Was macht die Behandlung so schwierig?
Georg Kägi: Parkinson ist eine neurodegenerative Erkrankung. Wie bei allen neurodegenerativen Erkrankungen hat sich die Forschung in den letzten Jahrzehnten sehr schwergetan, den Prozess zu verlangsamen. Das Verständnis für die Krankheit nimmt zu, und die Hoffnung, dass man die Krankheit verlangsamen kann, ist nicht mehr ganz unrealistisch.
Es wird viel zu Parkinson geforscht. Was war ein Meilenstein in den vergangenen Jahren?
Ein Meilenstein in den letzten Jahren war sicher das Verständnis der Krankheit, das sich seit dem Jahr 2006 stetig verbessert hat. Seitdem hat man realisiert, dass diese Krankheit im Nervengeflecht vom Darm oder in den Nerven, die zur Nase gehen, beginnt. Die zweite wichtige Erkenntnis war, dass Parkinson sich von Zelle zu Zelle ausbreitet. Wie das passiert und wie schnell das passiert, haben wir in den vergangenen Jahren immer mehr verstanden. Verstehen, wie die Krankheit voranschreitet, ist immer ein erster Schritt für die Entwicklung einer guten Therapie.
Wir wissen inzwischen, dass die mediterrane Ernährung einen positiven Effekt darauf hat, nicht an Parkinson zu erkranken. Regelmässige Kaffeetrinker und körperlich aktive Personen sind ebenso weniger gefährdet.
Behandeln kann man momentan nur die Symptome. Heilen oder verlangsamen kann man Parkinson nicht. Wird das mal möglich sein?
In den vergangenen Jahren 25 Jahren hat man in der symptomatischen Therapie sehr viele Fortschritte gemacht und kann die Symptome verbessern. Das hilft dem Patienten heute schon enorm viel. Dazugehört aber nicht nur Medikamente, sondern auch Therapien wie Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie. Das ganze Betreuungsteam als auch die Selbsthilfegruppen und Beratungsangebote von Parkinson Schweiz helfen den Patientinnen sehr. Ich denke schon, dass man in den nächsten zehn bis zwölf Jahren die Krankheit effektiv verlangsamen kann.
Aktuell arbeitet die Forschung an einem Impfstoff gegen Parkinson. Sind Sie da zuversichtlich?
Da sind wir schon noch eine Weile davon entfernt. Die Wissenschaft weiss, dass die abnormale Eiweissablagerung im Gehirn zunehmen. Die Idee vom Impfstoff ist, dass man Antikörper hat, die sich gegen das Eiweiss richten. Dazu hat es auch schon erste Studien gegeben, die leider bis jetzt negativ ausfielen. Die grosse Herausforderung ist, einen guten Antikörper zu entwickeln, der sehr präzis ist und nur das Eiweiss angreift. Weiter muss der Antikörper vom Blut ins Hirn gehen und darf dort keine Komplikationen auslösen.
Was kann man machen, damit man nicht an Parkinson erkrankt?
Wir wissen inzwischen, dass die mediterrane Ernährung einen positiven Effekt darauf hat, nicht an Parkinson zu erkranken. Regelmässige Kaffeetrinker und körperlich aktive Personen sind ebenso weniger gefährdet. Mittlerweile ist man zur Erkenntnis gelangt, dass es wahrscheinlich erbliche Faktoren gibt. Umwelteinflüsse wie Giftstoffe, Pestizide, Lösungsmittel und Luftverschmutzung können die Krankheit ebenso begünstigen. Die Pestizidproduktion hat in der westlichen Welt von 1990 bis 2016 um 70 Prozent zugenommen. Da ist die Gesellschaft gefordert, nicht nur zu wissen, dass das krank macht, sondern auch entsprechend zu handeln.
Das Gespräch führte Stefan Siegenthaler.