Die Kerzen in der dunklen Winternacht, der Tannenbaum, der Hoffnung auf Frühling macht – das sind Weihnachtsbräuche, die in der Schweiz Sinn machen. Wie wird anderswo gefeiert? Drei SRF-Korrespondentinnen und -Korrespondenten erzählen.
Uganda: Hühnchen im Bananenblatt
In Uganda drehe sich alles um die Familie und das Essen, erzählt Afrika-Korrespondentin Sarah Fluck. Die jungen Leute reisen aus den Städten nach Hause aufs Land und bringen spezielles Essen mit: Passionsfruchtsaft zum Beispiel, Guezli oder eine Flasche Whiskey.
Der Weihnachtstag starte mit einem Kirchenbesuch – dieser dauere bis zu vier Stunden. Danach wird das Haus hergerichtet: Die Kinder putzen, die Erwachsenen schlachten das Fleisch und kochen.
Familien sparen das ganze Jahr hindurch, damit sie sich dieses Hühnchen leisten können.
Auf dem Menü steht traditionell Hühnchen im Bananenblatt, dazu Kochbananenbrei. Dieses Festmahl sei den Menschen in Uganda sehr wichtig, sagt Sarah Fluck: «Familien sparen das ganze Jahr hindurch, damit sie sich dieses Hühnchen leisten können.»
Zum Festessen sind alle eingeladen, Familie und Nachbarn: «Das ist eine relativ lange Sache. Es sind vier, fünf Stunden, in denen man zusammen plaudert und sich austauscht». Am Abend lässt man den Tag bei Musik und Tanz ausklingen und die Kinder bekommen das eine oder andere «Geldnötli» zugesteckt. Nach der Party geht niemand nach Hause: In der Heiligen Nacht übernachten alle am selben Ort.
Chile: Affenschwanz und Grillade
Auch in Chile stehe die Familie im Zentrum, erzählt Südamerika-Korrespondentin Teresa Delgado. Man fahre mit Verwandten an den Strand und veranstalte grosse Grilladen.
Zwar gebe es in Chile auch Glühwein, dafür sei es aber eigentlich zu warm, findet Delgado. Viel besser passe der kalte «Affenschwanz»: ein Schnaps mit Rahm, Nelken und Zimt.
China: Deko ja, Christkind nein
In China sei Weihnachten eigentlich nicht so wichtig, da es nur wenige Christen gebe, erzählt China-Korrespondent Samuel Emch. Sehr wichtig hingegen sei Weihnachten für die chinesische Industrie: Drei von vier Spielzeugen unter europäischen und amerikanischen Weihnachtsbäumen stammen aus China.
Trotzdem sei das Fest auch dort angekommen, ähnlich wie bei uns Halloween, meint der Südostasien-Korrespondent Martin Aldrovandi: «In Shanghai hat es fast mehr Weihnachtslichter als zu Hause in der Schweiz».
Es gebe mittlerweile sogar Weihnachtsmärkte und Glühwein. Gefeiert werde aber nicht mit der Familie, sondern mit Freunden, und viele Pärchen nutzten die romantische Stimmung für Dates. Das grosse Familienfest folgt im Januar oder Februar: Dann ist nämlich das chinesische Neujahr.