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Ein umstrittenes Musikgenre Aufstieg und Fall des Nu Metal

Mit dem Comeback von Linkin Park ist ein Musikstil zurück auf der Landkarte, der Ende der 90er-Jahre unglaublich populär war, aber schnell alt wurde: Nu Metal. Dabei war schon damals nicht klar, wofür das Genre stand: Metal-Avantgarde oder toxische Männlichkeit? Eine Spurensuche.

1994 bildete eine musikalische Zeitenwende. Nach dem Tod von Kurt Cobain kühlte das Grunge-Fieber merklich ab. Gleichzeitig arbeitete sich in einem Vorort von Los Angeles eine Gruppe von weissen Kids an ähnlichen Themen ab: Auch sie sangen über ihre kaputten Familien, über Mobbing in der Schule und Selbstmordgedanken.

Dominic Dillier

Podcaster und Musikredaktor

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Dominic Dillier berichtet absolut subjektiv, dafür geschmackssicher über Entwicklungen und Tendenzen in der Rockwelt.

Kurz: die Probleme des Heranwachsens im Amerika der 90er-Jahre. Nichts Neues also. Wäre da nicht dieser grummelnde, düstere Sound. Diese heruntergestimmten Gitarren und Beats, die eigentlich aus dem Hip-Hop stammten. Dazu ein Sänger, der sich flüsternd und kreischend durch die Songs ackert.

Korn: Geburtshelfer des Nu Metal

Korn Sänger Jonathan Davis
Legende: Korn Korn-Sänger Jonathan Davis Keystone

Die Band nannte sich Korn. Der Sänger Jonathan Davis war ein ehemaliger Leichenbestatter und ihr Debut Album «Korn» gilt als Geburtsstunde des Nu Metal. In der Musik schwang die Schwermut von Nirvana genauso mit wie der Groove des Funk-Metal von Bands wie Faith No More oder den Red Hot Chili Peppers. Aber dieser Sound war trotzdem neu.

Da waren System of a Down, vier armenisch-stämmige Kalifornier, die halsbrecherischen Metal mit osteuropäischer Folklore anreicherten. Oder die düsteren Deftones aus dem benachbarten Sacramento, die mit ihrer emotionalen Wucht und Härte fesselten.

Fünf stilprägende Nu Metal Alben

Mit den chaotischen Slipknot tauchte ausserdem eine neunköpfige Gang auf, die brutaler, entschlossener und unberechenbarer war als jede andere Band der Szene. Mit furchterregenden Masken und einfarbigen Overalls und einem Sound zwischen Rap, Hardcore-Punk und Extreme Metal.

Die maskierte Band Slipknot
Legende: Slipknot Nu Metal-Horrorshow: Slipknot Keystone

Limp Bizkit: Toxisch männlich

Zur selben Zeit bildete ein Tätowierer namens Fred Durst in Florida eine Band aus lokalen Szenegrössen: Limp Bizkit schafften eine prollige und breitenwirksame Fusion von Rap und Metal – inklusive DJ an den Turntables. Durst war ausserdem bekannt für seine Provokationen.

Fred Durst im Publikum
Legende: Limp Bizkit Fred Durst von Limp Bizkit bei Woodstock 1999. Das Festival endete in einem Fiasko. Keystone

So stachelte er das Publikum während Limp Bizkits Auftritt bei Woodstock 1999 zu Tumulten an. Das Festival endete in einem Fiasko. Drei Tote, über tausend Verletzte und mehrere Vergewaltigungen. Für Beobachter war dies der Anfang vom Ende von Nu Metal. Die Ausschreitungen des Festivals wurden als Zeichen für die Gewaltbereitschaft und Frauenfeindlichkeit dieses Musikgenres gewertet.

Linkin Park: Zwischen Metal und Pop

Doch die Welle rollte ungeachtet dieser Probleme weiter. Bands wie Papa Roach, Staind, Crazy Town oder Creed eroberten rund um die Jahrtausendwende die Charts. Und niemand war dabei so erfolgreich wie Linkin Park, welche die Möglichkeiten des Genres clever nutzten und aus sanftem Rap, Gesang, Elektronik und Metal griffige Pop-Songs kreierten. Nu Metal war endgültig Mainstream. Das Album «Hybrid Theory» ist bis heute das meistverkaufte Rockalbum des 21. Jahrhunderts.

Linkin Park mit Chester Bennington
Legende: Linkin Park Zwischen Metal und Pop: Linkin Park mit dem verstorbenen Sänger Chester Bennington (links). Keystone

Limp Bizkit landeten kurz darauf mit dem The Who-Cover «Behind Blue Eyes» einen weichgespülten Radiohit und spätestens als Fred Durst und seine Band den Song bei Wetten, dass..? performten, war Nu Metal auserzählt. Mit dem Suizid des Linkin-Park-Sängers Chester Bennington 2017 schien das Genre endgültig tot. Ob ihr Comeback zu einem Revival von Nu Metal führt, wird sich weisen. 

SRF 3, 3.10.2024, 8:40 Uhr

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