Freitagabend, 20.40 Uhr, Stadion Letzigrund in Zürich. Da steht er. Ed Sheeran. Der Mann, der im Handumdrehen 96'000 Tickets verkaufte. Der Mann, den alle sehen wollen. In kurzen Hosen, mit schiefem Grinsen und Gitarre betritt der 27-jährige Superstar die Bühne und löst im ersten Moment wenig aus. Der Sound im Sport-Stadion ist grässlich bei den ersten Songs des Auftritts. Zum Glück sind Ed Sheerans Hits so gross, dass sich die 48'000 Fans dadurch nicht stören lassen und ihren Ed wohlwollend feiern.
Mit der Dunkelheit kommt die Magie
Auch der zurzeit erfolgreichste Popstar der Welt ist besser, wenn sich die Sonne verzieht und er mit Bühnenlicht arbeiten kann. Verträumt – ja schon fast andächtig – lauscht Zürich den ruhigen Tönen von Ed Sheeran und bejubelt sein musikalisches Handwerk frenetisch. Dabei reicht auch schon mal ein sauber intonierter Ton im Falsett.
Wenn ihr den Text zu diesem Song nicht kennt, seid ihr am falschen Konzert.
Nach dieser Ansage demonstriert Zürich eindrücklich, dass sich hier niemand an diesen Anlass verirrt hat.
Er gewinnt die Show zwischen den Songs
So schludrig Ed Sheeran hin und wieder mit der Live-Performance seiner Hits umgeht, so träf sind seine Ansagen zwischen den Songs. Wenn er sich über sein nichtvorhandenes Tanztalent lustig macht oder theatralisch darstellt, wie er als Konzertgänger, angewurzelt und mit offenem Mund seine Helden bestaunt, hat das nicht nur Klasse – es ist auch clever. Sheeran schafft so eine unglaubliche Nähe zu seinen Fans und zementiert sein Image als Anti-Star.
Die Sympathie, die ihm in diesen Momenten entgegensprüht, transportiert er gekonnt in die darauffolgenden Songs und fabriziert so eine Energie, welche es ihm als Alleinunterhalter ermöglicht, ein Stadion zu elektrisieren.
Ed Sheerans Zauberformel
Ed Sheeran ist im Besitz der Formel, die ein Pub-Konzert zum Stadion-Event aufblasen kann. Und zwar macht er das, ohne gänzlich auf Intimität zu verzichten. Gibt Ed Sheeran auf der Bühne den Pausenclown, macht er nämlich nicht den Pub grösser. Sheeran packt einfach für ein paar Moment ein ganzes Stadion in den kleinen Pub hinein.
Diesen Spagat vollführte er auch am ersten seiner beiden Letzigrund-Konzerte diverse Male. Es ist seine Paradedisziplin, auf welcher ein Grossteil von Ed Sheerans momentanem Live-Erfolg aufgebaut ist. Und es ist ein wichtiger Teil dessen, was uns an Ed Sheeran fasziniert.