Nach jahrelanger Verweigerung gegenüber der Streaming-Kultur, stehen seit dem 6. Dezember nun endlich auch die Alben der Berner Band Züri West auf Portalen wie Spotify, Apple Music oder Deezer.
Allerdings sind die Alben nicht komplett. Was fehlt, sind die meisten Song-Adaptionen. Sprich: Songs wie «I ha di gärn gha» (im Original von Prince), «Lue zersch wohär dass dr Wind wääit» (Lou Reed) oder «Wenn i di ned cha überrede» (Sugar) sucht man im Streaming-Angebot vergeblich.
Was ist das Problem?
Wer Songs von anderen Künstlern in ihrer Form verändert, aufnimmt und veröffentlicht, braucht die Einwilligung des Urhebers. Das haben Züri West mit grosser Leidenschaft über die Jahre immer wieder getan. Da man als ‘kleine Schweizer Band’ in den 1980er- und 1990er-Jahren praktisch chancenlos war, solche Einwilligungen zu kriegen, wendeten Züri West einen Trick an: Sie meldeten ihre bearbeiteten Songs (Adaptionen) bei der SUISA (Genossenschaft der Urheber und Verleger von Musik) als Cover-Versionen an. Also als eins zu eins nachgespielte Songs. Dabei verzichtete die Band auf jegliche Urheberrechtsansprüche.
Züri West sind damit über die Jahre hinweg gut gefahren. Beim Upload ihrer Werke auf die Streaming-Portale wurde es jetzt aber schwierig. Würden Züri West diese Cover-Versionen, die ganz klar Adaptionen sind, auf Spotify zur Verfügung stellen, bestünde das Risiko, dass sie von den jeweiligen Urhebern oder Rechte-Inhaber verklagt würden. Darum muss das Streaming-Publikum auf eine ganze Anzahl dieser Songs verzichten.
Wie geht die Band mit der Situation um?
Fünf Fragen an Züri-West-Manager Stefan Mischler:
SRF 3: War das Problem mit den Song-Adaptionen von Züri West der Hauptgrund, wieso man sich so lange weigerte auf Streaming-Plattformen präsent zu sein?
Stefan Mischler (Züri West): Nein. Das Problem haben wir erst erkannt, als es darum ging, die Songs hochzuladen. Bei nationalen Veröffentlichungen war das nie Thema. International sieht das anders aus.
SRF 3: Seid ihr jetzt stundenlang am Telefon und am Mails schreiben, um möglichst schnell alle Unklarheiten zu klären und von den Rechte-Inhabern das Okay für die Veröffentlichung zu kriegen?
Stefan Mischler (Züri West): Nein. Noch nicht. Wir treffen gewisse Vorabklärungen und checken ab, was es für Möglichkeiten gibt. Es ist eine ziemlich komplexe Angelegenheit. Vor allem, wenn es um das Urheberrechts-System der USA geht. Man muss sich gut überlegen, wieviel Aufwand man betreiben will.
SRF 3: Die bevorstehenden Abklärungen dauern wahrscheinlich Jahre und führen nicht in allen Fällen zum Ziel.
Stefan Mischler (Züri West): Das kann ich nicht beurteilen. Wie einfach oder schwierig diese Abklärungen laufen, wird sich zeigen.
SRF 3: Besteht die Gefahr, dass die Adaptionen künftig gar von den physischen Tonträgern verschwinden müssen?
Stefan Mischler (Züri West): Laut unserer Rechtsberatung nicht. Aber ich kann das zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschliessend beantworten. Im Moment gehen wir nicht davon aus.
SRF 3: Wie sehr stresst oder belastet diese Situation die Band?
Stefan Mischler (Züri West): Es ist komisch, weil wir wirklich der Meinung sind, dass wir alles so gemacht haben, dass es für alle stimmt. Wir haben diese Songs damals so angemeldet, dass alle Tantiemen zu den Urhebern fliessen. Wir haben also für die Bearbeitungen nie Urheberrechtsansprüche gestellt. Das Geld floss zu den Urhebern und das hat niemanden gestört.
Und jetzt?
Ich wünsche mir sehr, dass das digitale Zeitalter, welches Züri West gerade das Leben schwer macht, in nächster Zeit auch hilft, das Problem zu lösen. Schliesslich ist man durch die Globalisierung auch im Musikbusiness besser vernetzt und schneller in Kontakt mit den Entscheidungsträgern – den Rechte-Inhabern.
Es ist also gut vorstellbar, dass in nächster Zeit ein paar dieser Song-Perlen auch auf Spotify & Co. zur Verfügung stehen werden. Dass allerdings in absehbarer Zeit alle Züri-West-Alben vollständig auf den Streaming-Plattformen zu finden sind, halte ich für unwahrscheinlich.