Wenn Mary Middlefield sagt, dass sie nichts anderes kann als Musik, dann stapelt sie ziemlich tief: Je besser man sie kennenlernt, desto mehr Facetten offenbart sie und es gäbe sicherlich noch manches, das zur Lausannerin passen würde. Dolmetscherin zum Beispiel, denn sie spricht nicht weniger als sieben Sprachen.
Die Stimme, die Geschichten, der Sound – Mary Middlefield fesselt. Die 21-Jährige verfügt über eine aussergewöhnliche Reife und Ausdruckskraft.
Seien wir froh, dass sie sich mit Haut und Haar der Musik verschrieben hat, ansonsten würden wir etwas Schönes verpassen. Indie-Pop/Folk, der berührt. Eine Stimme, die fesselt. Und Songs, die zeigen, wie aus Schmerz und Trauer buchstäblich Blumen wachsen können.
«Thank You Alexander» heisst das Debütalbum des «SRF 3 Best Talents», das alles vereint.
Mary Middlefield und ihre Zauberkraft
Das Multitalent, das bürgerlich Maria Mitterfellner heisst, ist eine Tagträumerin. Das sei ihre ganz eigene Zauberkraft, sagt die Sängerin. So kommt man nicht umhin, sie als Fee zu sehen, die mit ihrem Sound die Welt ein bisschen hoffnungsvoller macht.
Mary Middlefield weiss, was sie will: Die Welt mit ihrer eigenen Musik erobern. Die Chancen stehen gut, dass es ihr gelingt.
Die 21-Jährige schürft dabei tief in ihrem Inneren, offenbart, wie sie gelitten hat, als sie von ihrem Ex verlassen wurde. Eine Liebeskummerplatte ist «Thank You Alexander» trotzdem nicht. Herzschmerz war nur der Auslöser und die Musik das Ventil für das Vergangene, um sich Schicht für Schicht zu befreien und loszulassen. Im Blick: eine rosige Zukunft.
Alexander steht als Metapher für ihren Ex-Freund
Natürlich heisst der Ex-Freund nicht wirklich Alexander, aber er hat unser «SRF 3 Best Talent» in die richtige Richtung geschubst. Mit ihm hat sie Gutes und Schlechtes in der Beziehung erlebt, er hat sie verlassen, in Trauer versetzt.
Auf den ersten Blick ist das alles negativ, trotzdem ist sie ihm dafür ewig dankbar: Ihr Ex habe ihr unbewusst geholfen, sagt Mary Middlefield. Deshalb steht der Name Alexander im Albumtitel als Metapher. Er steht für eine Person, die das Leben zum Besseren wendet.
Klassik ist Geschichte, Pop Berufung
Mary Middlefield erfindet nichts, übertreibt nicht. Die gebürtige Deutsche ist sich immer treu geblieben. Von klein auf war sie in der Klassik zu Hause, gewann Auszeichnungen und renommierte Preise für ihren Gesang, für ihr Geigenspiel. Der Klassik-Betrieb behagte ihr jedoch mit der Zeit nicht mehr. Zu eng waren teilweise die Vorstellungen, wie man eine Arie zu singen oder ein Stück zu spielen hat. Die Kritikerinnen und Kritiker urteilten manchmal hart. Zu hart für die sensible Musikerin.
Der Befreiungsschlag kam eher zufällig – zum unfreiwilligen Abschied vom Ex gesellte sich die Pandemie. Weil sie nichts zu tun hatte, begann die Musikerin in ihrem Zuhause in der Nähe von Lausanne, sich das Gitarrespielen beizubringen, eigene Songs zu schreiben.
Sie fühlte sich wieder wohl. Fand quasi auf einem Scherbenhaufen ihre Freiheit und ihre Berufung wieder. Ein Happy End und ein Neuanfang. Als Konsequenz kehrte sie der Klassik den Rücken, weil sie als Pop- und Folk-Musikerin ihr Herz auf der Zunge tragen und Musik machen kann, wie nur sie es richtig findet.