Angst vor Bananen – mag im ersten Moment wie ein Witz klingen, für Paulina Brandberg ist es das aber nicht. Im Gegenteil. Die schwedische Gleichstellungsministerin hat eine Bananenphobie. Ihre Mitarbeitenden müssen sämtliche Orte, wo sich Brandberg aufhält, von Bananen befreien. Die Folgen sind sonst starker Ekel, Übelkeit oder Angstzustände.
Paulina Brandberg ist mit ihrer Phobie nicht allein. Angststörungen sind gemäss der Universität Zürich eine besonders häufig auftretende psychische Krankheit. Rund 15 bis 20 Prozent aller Schweizerinnen und Schweizer sind davon im Laufe ihres Lebens betroffen.
Fachkräfte gehen davon aus, dass mindestens jede und jeder Zehnte bereits eine Panikattacke erlebt hat, schreibt die Universität Zürich. Für Frauen ist die Gefahr, an einer Angststörung zu erkranken, doppelt so gross wie für Männer.
Angst vor Situationen und Objekten
Im Fall der schwedischen Ministerin handelt es sich um eine spezifische Phobie. Damit gemeint ist die Furcht vor und Angst in bestimmten Situationen und vor Objekten. Die Situation oder das Objekt werden möglichst gemieden, und bei Exposition entwickelt sich die Angst sehr schnell.
Psychotherapeutin Aba Delsignore hat häufig mit spezifischen Phobien zu tun. Die Bandbreite der Ängste ist dabei gross: «Es gibt beispielsweise Leute, die Angst haben vor roten Haaren oder Männern mit Bart», sagt sie. Verbreitet sind vor allem die Furcht vor Tieren, grosser Höhe und Gewittern sowie Naturgewalten.
Erdnussbutter, Knöpfe oder Zahlen
Es gibt auch viele seltene Phobien. Dazu gehören die Angst vor Zahlen (Numerophobie), die Angst vor Knöpfen (Koumpounophobie), die Angst vor schönen Frauen (Venustraphobie), die Angst vor der Farbe Gelb (Xanthophobie) oder die Angst vor Erdnussbutter, die am Gaumen festklebt (Arachibutyrophobie).
Als Ursache für eine spezifische Phobie wird ein Zusammenspiel aus verschiedenen Faktoren vermutet. Dazu gehören die genetische Veranlagung, Erziehung oder auch traumatische Erlebnisse.
Phobien nach einem Trauma
Der Ursprung muss nicht immer in der Kindheit liegen, sagt Psychotherapeutin Aba Delsignore: «Jemand hat eine schwierige Phase im Leben, beispielsweise der eigene Vater liegt im Spital. Dann entwickelt die Person eine Angst gegen Desinfektionsmittel. Das gibt es auch.»
Grundsätzlich muss nicht jede Art der Phobie behandelt werden. «Entscheidend ist, wie sehr die betroffene Person unter der Phobie leidet und wie eingeschränkt sie davon ist», sagt Delsignore. Wer von seiner Angst bestimmt wird, kann sich therapieren lassen. Mithilfe der progressiven Expositionstechnik werden Betroffene schrittweise mit ihrer Angst konfrontiert, bis sie realisieren, dass die Gefahr nicht real ist.