Was haben der Film «Schellen-Ursli», die Fernsehserie «Frieden» und der Kinofilm über «Betty Bossi» gemeinsam? Requisiten aus dem thurgauischen Diessenhofen. Hier wurde aus dem damaligen «Restaurant Bahnhof» 2011 das «Haus zur Gewesenen Zeit». Monika Stahel sammelt seit Jahren historische Gegenstände aus den Jahren von 1900 bis 1970.
Kunststücke des Alltags
-
Bild 1 von 5. Geschichte in Geschichte. Das historische Gebäude des ehemaligen «Hotel Bahnhof» beherbergt die Sammlung Monika Stahels. Bildquelle: SRF.
-
Bild 2 von 5. Objekte des Alltags. Die diverse Sammlung deckt viele Alltagsszenarien ab. Bildquelle: SRF.
-
Bild 3 von 5. Kleider der Jahrzehnte. Aus der Zeit von 1900 bis 1970 sammelt Monika Stahel historische Kleider. Bildquelle: SRF.
-
Bild 4 von 5. Varianten. Verschiedenste Brillengestelle der Sammlung. Bildquelle: SRF.
-
Bild 5 von 5. Sportlich. Im Keller lagern historische Ski. Damals noch aus Holz. Bildquelle: SRF.
Zahlreiche Alltagsgegenstände füllen den Ort mit Geschichte. Der Zeitraum hatte sich aus den Interessen der ehemaligen Dekorateurin ergeben. Die Sammlung ist divers: von alten Büchern und Schultaschen über Röcke, Hemden, Brillen zu rund 600 Paar Schuhen. Es sind gebrauchte Gegenstände, die von deren Nutzen erzählen.
Besser löchrig statt edel
Alle Objekte wurden von Monika Stahel entweder in Brockenhäusern entdeckt oder waren Geschenke von Bekannten. Darunter mondäne Zylinder und edle Frauenkleider, aber auch ganz gewöhnliche Alltagsgegenstände. Ein Beispiel für ein besonderes Objekt: Ein Paar löchrige Wollsocken. «Das ist die grössere Rarität als ein Hochzeitskleid, das man sowieso aufbewahrt», meint Monika Stahel.
Sie liebt es, Dinge zu sammeln, die zerfallen. Das Echte, nicht das Perfekte sei das, was ihr wichtig sei. Das «Haus zur Gewesenen Zeit» ist darum auch nicht als rein statisches Museum angedacht.
Anfassen, anziehen, erleben
Die Zeitzeugnisse sollen belebt werden. Immer mal wieder organisiert die Sammlerin dafür sogenannte Inszenierungen.
Es ist nicht ein Theater, sondern ich bringe den Leuten das Museum vor die Füsse.
Letzten Sommer schickte Monika Stahel drei Frauen nach Schaffhausen, angezogen wie in früheren Zeiten. In ihrem Sinne mit Geschichte ein-, aber nicht verkleidet. «Verkleiden möchte ich niemanden». Ihr Ziel ist es, Leute in die Vergangenheit eintauchen zu lassen. «Es ist nicht ein Theater, sondern ich bringe den Leuten das Museum vor die Füsse».
Gelebtes Kulturerbe
-
Bild 1 von 4. Inszenierungen. Ein Bild einer Inszenierung von Monika Stahel. Viele Personen in Geschichte eingekleidet. Bildquelle: SRF.
-
Bild 2 von 4. Geflickt und durchlöchert. Auch sichtlich gebrauchte Gegenstände finden sich in der Sammlung. Bildquelle: SRF.
-
Bild 3 von 4. Alle Schichten. Hier findet man fast alles: Kleidungsstücke für Kopf bis Fuss. Für die innersten und äussersten Schichten. Bildquelle: SRF.
-
Bild 4 von 4. Oft vergessen. Schirme: Wesentlicher Teil der Alltags- und Designgeschichte der Schweiz. Bildquelle: SRF.
So auch bei einem grösseren Auftrag 2018 durch den Kanton Schaffhausen. Zum hundertjährigen Jubiläum des Generalstreiks stattete Monika Stahel Personen wie in der Zeit um 1918 aus.
Eine paradiesische Fundgrube
Gerade Theater oder Filmproduktionen sind froh um solche geschichtsträchtige Bestände. Bei historischen Filmen sind Sammlungen von Alltagsgegenständen von grossem Wert.
Eine bis ins Detail komplette historische Kostümausstattung zum Anfassen und Ausleihen ist für Kostüm und Set Design das Paradies.
Dem stimmt auch Regina Staiger zu. Sie ist von Beruf Gewandmeisterin und leitet bei SRF die Abteilung Kostüm&Styling. Orte wie das «Haus zur Gewesenen Zeit» hätten grosses Potenzial an Wissen und Inspiration. Dies für historische Schweizer Filme, Fotos und Theaterstücke. «Eine bis ins Detail komplette historische Kostümausstattung zum Anfassen und Ausleihen ist für Kostüm und Set Design das Paradies», meint die Gewandmeisterin.
So rannten die Kinder im Film «Schellen-Ursli» in Holzschuhen aus dem Hause Stahels über die Leinwand. Kleider und Accessoires lieh sich das TV-Drama «Frieden» und auch der baldige Kinofilm «Hallo Betty» greift auf den Bestand des Museums zurück.
Sammlungen wie das «Haus zur Gewesenen Zeit» sind nicht nur eine Fundgrube für Historienfilme. Es sind Orte, an denen ein essenzieller Teil Schweizer Alltagsgeschichte erhalten und gepflegt werden.