Es ist Samstagmorgen, 2 Uhr in der Früh, ich dränge mich mit anderen Festivalbesuchern in das Gurtenbähnli ... Der «Gwunder» treibt mich. Ich will wissen, was mich unten bei der Talstation erwartet. So viel vorneweg: Ein Bild der absoluten Verwüstung ist ausgeblieben. Weder Alkoholleichen noch vollgekotzete Strassenabschnitte finde ich vor. Dafür anderes.
Diejenigen, die noch auf den Gurten wollen
Die ersten Menschen, die ich an der Talstation antreffe, sprechen mich sofort an: «Sorry, gehst du nach Hause? Darf ich dein Bändeli?» Eine der Suchenden erzählt mir, dass sie schon seit gut zwei Stunden Leute anspricht und wenn es sein müsse, werde sie bis 4 Uhr morgens damit weitermachen. «Ich war noch nie auf dem Gurten, ich will es einfach mal erleben, auch wenn es nur für 5 Minuten ist.»
Sie hat Glück. Uns kommen fünf Jungs entgegen, die das gegenteilige Ziel haben: Sie wollen ihre Bändel verkaufen. Beide haben danach ein Lachen auf dem Gesicht.
Diejenigen die nie auf dem Gurten waren
Ich gehe weiter und lande im «Heitere Fahne», ein Kulturlokal mit viel Glitter und Deko, das mich irgendwie an unsere Dorffasnacht, in Stein, erinnert. Das Lokal ist pumpenvoll. Überall sitzen oder liegen Menschen - verziert mit ganz viel Glitzer.
Was sie hier so machen, frage ich. «Wir geniessen den Abend, die Party, die Leute und haben eine gute Zeit.» Die eine Gruppe war noch nie auf dem Gurten aber findet es gut, dass es das Gurtenfestival gibt: «Wäre da oben auf dem Hügel kein Festival, dann wäre hier unten auch nicht so eine Party.»
Die Geschichte die ich nie vergessen werde
Ich treffe auf ein Mutter-Tochter-Gespann. Beide haben goldige Bänder im Haar und Glitzer im Gesicht.
Die Tochter ist müde und möchte nach Hause, die Mutter fährt sie. «Ich wäre länger geblieben, aber nach drei Tagen Feiern ist auch mal gut.» Die Mutter erzählt mir, dass sie heute am «Gugus Gurte» ihre «Hemmungen gemetzged» habe. Heiss konkret: Sie stand eine Dreiviertelstunde nackt im Kopfstand, sprach mit anderen Leuten über ihre Hemmungen, um diese abzubauen. Diese Information musste ich zuerst verarbeiten. Aber wieso eigentlich nicht?
Fazit:
Wenn oben auf dem Gurten die Bässe wummern, dann geht unten bei der Talstation des Gurtenbähnlis die Post ab. Nicht alle wollen nach oben, aber eins haben alle gemeinsam: Alle wollen eine gute Zeit. Und die kriegen sie hier wie es scheint.
Hier einige Impressionen von dieser Nacht: