Viet Dang ist noch im Bauch seiner Mutter, als seine Eltern ihre Sachen packen und ein Boot Richtung Malaysia besteigen. Sie fliehen vor dem Krieg in ihrer Heimat Vietnam, in der Hoffnung, das malaysische Festland lebend zu erreichen. Durch die Erzählungen seines Vaters hat Viet Dang die Flucht bildhaft vor Augen und zieht Parallelen zum Schicksal der Flüchtlinge aus Syrien:
Das Schiff war so gross wie eine Basler Fähre. Da waren 150 bis 200 Leute drauf, die zweieinhalb Tage auf dem Meer trieben. Ohne zu wissen, ob sie ankommen. Es ist vergleichbar mit der Syrien-Geschichte.
Seine Eltern erreichen Malaysia lebend, wo ihn seine Mutter dann auch zur Welt bringt. Hier verbringt Viet Dang seine ersten anderthalb Jahre. Der Kampf ums Überleben geht weiter:
Pro Kopf gab es 100 Gramm Reis pro Woche, einmal im Monat gab es 100 Gramm Trockenfisch.
Zu wenig für eine Familie mit einem Kleinkind. Viele Kinder sind damals gestorben. Er hat überlebt. Auch, weil eines Tages die rettende Nachricht aus der Schweiz kommt: Die Schweiz erklärt sich dazu bereit, die ganze Familie aufzunehmen. Klein Viet ist ein Jahr alt, als die Familie eine Wohnung im Basler Gundeli bezieht.
Zwei Asiaten sind einer zuviel
In Basel geht Viet Dang zur Schule. Beginnt zu tanzen. Dass er anders ist, als alle andern - zumindest optisch - fällt ihm nicht auf. Bis er in die Pubertät kommt und merkt, dass er sich von den andern Kids in diesem Punkt unterscheidet.
Die stehen ja alle gar nicht auf Asiaten!
Auch beim Tanzen merkt Viet Dang, dass er mit seinem wilden, exotischen Äusseren nicht unbedingt Pluspunkte sammelt.
Bewirbt er sich bei Fernsehkisten wie «Benissimo» ist sein auffallendes Aussehen ein Hindernis. Wenn auch andere Asiaten im Rennen sind, heisst es, die Asiatenkarte sei schon genommen. Als er beim Musiksender «VIVA Swizz» moderiert, bekommt der Sender Briefe von Zuschauern. Leute wie Viet würden nicht die Schweizer Bevölkerung repräsentieren, heisst es in diesen Briefen.
Damals hat Viet Dang eine wichtige Lektion gelernt: Als Tänzer musst du schön sein, aber du darfst dem Star die Show nicht stehlen, sagt er.
Heute wollen ihn Beyoncé und Justin Timberlake
Heute tanzt er für die ganz grossen Stars, schreibt für sie Choreografien und steht mit ihnen bei Events wie den Grammys oder den MTV Music Awards auf der Bühne. Seine Theorie: Etablierte Künstler, die wissen, wer sie sind, scheuen sich auch nicht, starke Charaktere zu sich auf die Bühne zu holen.
Etablierte Künstler stören sich nicht ab den speziellen Wesen links und rechts von ihnen.
Eigentlich wollte er L.A. schon «Goodbye» sagen
Fuss zu fassen in Los Angeles ist keine leichte Sache. Fünf lange Jahre pendelt Viet Dang zwischen der Schweiz und L.A. hin und her. Immer in der Hoffnung, drüben ein Engagement, eine Aufenthaltsbewilligung zu erhalten.
Als er ein letztes Mal in die Staaten geht, mit der Absicht, «Goodbye» zu sagen, läuft er einer Japanerin über den Weg. Sie fragt ihn, ob er Models laufen beibringen könne. Ja klar. Auch auf High Heels? Klar. Und so beginnt er für die japanische Version von Next Topmodel zu arbeiten. Über diesen Job kommt er auch an eine Aufenthaltsbewilligung in den USA.
Wie eine Weltreise, einfach anders
Ein Moment in seiner Karriere bleibt ihm ganz besonders in Erinnerung: Als er an den American Music Awards für Christina Aguilera vor einem Millionenpublikum tanzt.
Ganz vorne sassen Jennifer Lopez, Beyoncé, Gwen Stefani, Marc Anthony und all diese Leute. Normalerweise schaue ich diese Leute an. Das war für mich der grösste Flash!
Viet Dang hat noch mehr vor: Er will auf Tournee, die Welt mit einer grossen Künstlerin oder einem grossen Künstler bereisen und eine ganze Show lang auf der Bühne stehen - und nicht nur für ein oder zwei Songs.
Wie eine Weltreise, einfach anders. Eine Idee, wer der Star sein könnte, hat er schon: Madonna.
PS: Auch für Virus hat er schon getanzt...