Hierzulande werden etwa elf Kilo Schokolade pro Jahr und pro Kopf verzehrt. Die Schokolade liegt uns also wortwörtlich im Blut. Aber wieso eigentlich? Wie kam es dazu, dass die kleine Schweiz, fernab von den Kakaobohnenplantagen zum Schokoladen-Hotspot der Welt wurde?
Eine kurze Geschichte der Schokolade
Ursprünglich kommt der Kakao aus den Regenwäldern von Mittel- und Südamerika. Die indigene Bevölkerung nutzte ihn als Getränk, Stärkungs- und Zahlungsmittel. Mit den spanischen Eroberern fand der Kakao seinen Weg an die europäischen Höfe. Später waren es Schweizer Missionare, die die Kakaobohnen nach Westafrika brachten.
Wie die Schweiz zum Land wurde, wo Milch und Schoggi fliesst
Das erklärt aber noch nicht, wie die Schweiz nun zum «Schoggi-Eldorado» wurde. Wir sind in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Zwei Entdeckungen revolutionieren die Schweizer Schokolade.
Daniel Peters Job als Kerzenhersteller wird gefährdet, als die Stadtbeleuchtung auf Gas wechselt. Seine Frau stammt aus der Schokoladenfamilie Cailler und so beginnt auch er, an Schokolade zu forschen. Zufälligerweise wohnen die Peters neben Henri Nestlé, dem Gründer des heute riesigen Konzerns. Dieser macht gerade ordentlich Geld mit seinem «Kindermehl». Und im Kindermehl steckt auch die Lösung für Peters Problem mit der bröseligen Schokolade: kondensierte Milch. Die Geburtsstunde der Milchschokolade. Die Milchschokolade hat einen top Ruf. Sie wird als gesund und nahrhaft beworben.
Die zweite bahnbrechende Erfindung ist die Conchier-Maschine. Diese Maschine erhitzt, rührt, walzt und bewegt die Schokoladenmasse. Als Resultat zieht man alle ungewollten Stoffe wie Bitterkeit und Säure aus der Schokolade heraus und behält alle feinen Aromen in der Schokolade drin. Erst dann wird sie so lecker und zartschmelzend. Vor der Conchier-Maschine war die Schokolade sandig, bitter und sauer.
Die Erfindung ist in dem Sinne eigentlich leicht erklärt: Die Maschine muss man einfach viel, viel länger umrühren lassen. Das grosse Wunder daran ist, dass Rodolphe Lindt es geschafft hat, dieses schlichte Geheimnis 20 Jahre lang zu hüten.
Die Zukunft der Schweizer Schokolade
Soviel zur Vergangenheit der Schweizer Schoggi. Doch wie sieht es in Zukunft damit aus?
Eine Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern forscht an der ZHAW an Schokolade aus dem Labor. Durch die Veränderungen der Welt und des Klimas und der gestiegenen Nachfrage braucht es neue Lösungen. Durch die Vermehrung von Kakaobohnen im Tank kann man Pflanzenschutzmittel einsparen, Umweltkontamination und Kinderarbeit verhindern und Transportaufwendungen reduzieren.
Ein bitterer Nachgeschmack
Die Labor-Schoggi würde also viele Probleme lösen. Doch wo genau liegen die? Besonders bei der Gewinnung der Kakaobohnen. Ghana und die Elfenbeinküste produzieren zwei Drittel des globalen Kakaos. Und doch haben viele der Kakaobauern noch nie Schokolade probiert. An einer günstigen Tafel Schokolade verdienen die sie umgerechnet gerade mal sieben Cent. Zudem sind Kinderarbeit und die Abholzung des Regenwalds postkoloniale Strukturen, die bis heute andauern.