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Botox, Brust-OP und Nasenkorrektur: Wie weit gehen wir für Schönheit?
Aus Mona mittendrin vom 11.09.2024.
Bild: SRF abspielen. Laufzeit 36 Minuten 5 Sekunden.

Freud und Leid der Chirurgie Schönheitsoperationen: Was, wenn sie misslingen?

Kurzer Eingriff, lange Freude – das ist der Wunsch bei Schönheits-OPs. Doch manchmal beginnt damit ein langer Leidensweg, der hohe Kosten fürs Gesundheitswesen verursacht.

«Ich freue mich jedes Mal, wenn ich mich im Spiegel sehe», erzählt Silvana (52) zwei Monate nach ihrer Nasenoperation begeistert. Hinter ihr liegt ein 15-jähriger Leidensweg – mit insgesamt vier Operationen.  

Es ist eine grosse psychische Last.
Autor: Silvana Patientin

Da Silvana mit der Form ihrer Nase unzufrieden war und zudem Mühe mit Atmen hatte, entschied sie sich damals für eine Nasenoperation. Doch der Eingriff verlief nicht wie geplant – die Nase rutschte nach vorne. Es folgten zwei weitere Operationen, die das Problem jedoch nicht beheben konnten. Alle Eingriffe wurden in der Schweiz durchgeführt.

Tagtäglich habe sie sich im Spiegel angesehen und sich einfach nicht mehr wohlgefühlt, erklärt Silvana. Sie hatte nach wie vor Mühe beim Atmen. Diese langjährige Odyssee sei eine grosse Last für die Psyche, auch für ihre Familie.

Sechs verschiedene Ärzte haben die 52-Jährige abgewiesen. Sie trauten sich nicht an die voroperierte Nase. Der plastische Chirurg Farid Rezaeian wagte es jedoch. Den erneuten Eingriff zahlte sie selbst. Eingriffe in Schönheitskliniken werden nicht von der Krankenkasse übernommen.

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Silvana leidet an ihrer Nase
Aus Mona mittendrin vom 11.09.2024.
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Für den Aufbau der Nase wurde ein Leichenteil, ein Rippenknorpel, aus den USA eingeflogen. «Solche Materialien sind in der Schweiz nicht erhältlich», erklärt ihr behandelnder Arzt Fardi Rezaeian von der Clinic Utoquai. Diese Knorpel stammen in der Regel aus den USA oder China.

Verwendung von Knorpel in der Chirurgie

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Die Verwendung von Rippenknorpel für Nasenrekonstruktionen ist in der plastischen Chirurgie eine etablierte Praxis. Sie wird vor allem bei komplexer Rhinoplastik (Nasenkorrekturen) angewendet.

Warum Rippenknorpel?

Rippenknorpel wird oft bevorzugt, da er stabiler ist als andere Knorpelquellen, wie etwa der Nasenscheidewand- oder Ohrknorpel, und in grösseren Mengen verfügbar ist. Das macht ihn ideal für umfangreichere Rekonstruktionen.

Solche Eingriffe werden vor allem dann notwendig, wenn etwa die eigene Nasenstruktur aufgrund von Verletzungen, Tumorentfernung oder früheren Operationen erheblich beschädigt ist.

Chirurgie im Wandel

Der Einsatz von Rippenknorpel stammt aus dem frühen 20. Jahrhundert. Die Methode wurde insbesondere durch den deutschen Chirurgen Jacques Joseph populär, der als Pionier der ästhetischen Rhinoplastik gilt. Heute wird der Knorpel meist autolog, also vom eigenen Körper des Patienten, entnommen, um Abstossungsreaktionen zu vermeiden.

In seltenen Fällen, bei denen dies nicht möglich ist, kommen auch fremde Rippenknorpel zum Einsatz, etwa von Leichenspendern. Allerdings birgt dies ein höheres Risiko für Komplikationen, wie Infektionen oder Abstossung.

Der ambulante Eingriff, der zweieinhalb Stunden dauerte, verlief erfolgreich. Zwei Monate nach der Operation sind keine Spuren mehr zu sehen.

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Die neue Nase ist eine ernorme Erleichterung
Aus Mona mittendrin vom 11.09.2024.
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Silvana kann es immer noch kaum fassen, dass ihr Arzt es tatsächlich geschafft hat. «Ich habe ein neues Selbstbewusstsein», meint Silvana strahlend.

Missglückte Schönheitsoperationen auf Kosten der Allgemeinheit

Oft werden Folgeoperationen nach einer Schönheitsoperation von der Grundversicherung der Krankenkassen finanziert. Dafür muss ein medizinischer Grund gegeben sein.

In der Schweiz werden zunehmend mehr Patienten, die nach Schönheitsoperationen an Komplikationen leiden, auf Kosten der Allgemeinheit nachoperiert.

Diesen Trend bestätigt auch Professorin Nicole Lindenblatt vom Universitätsspital Zürich: «Am USZ haben wir 2015 bis 2019 eine Studie gemacht, es wurden pro Jahr rund 40 Personen mit akuten Komplikationen nach Schönheitsoperationen behandelt.» Dabei sind diejenigen nicht eingerechnet, die mit dem ästhetischen Ergebnis unzufrieden waren und eine Korrektur wünschten.

Typische Komplikationen umfassen Infektionen, Nachblutungen oder geplatzte Wunden. «Am häufigsten müssen akute Komplikationen nach Brustoperationen oder körperstraffenden Eingriffen wie Fettabsaugungen oder Bauchdeckenstraffungen behandelt werden», erklärt die Chirurgin. Diese Fälle treiben die Gesundheitskosten in die Höhe. 

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Woher kommt der Hass gegen die Hässlichkeit?
Aus Sternstunde Philosophie vom 09.09.2024.
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Laut der Studie lagen die Kosten durchschnittlich bei rund 3000 Franken. «Diese Kosten werden von der Grundversicherung übernommen, sofern ein Krankheitswert vorliegt», sagt Lindenblatt. Denn grundsätzlich hat jede Person in der Schweiz, die medizinische Versorgung benötigt, das Recht auf Hilfe.

2013 stellte die ehemalige CVP-Nationalrätin Ruth Humbel jedoch dieses Prinzip infrage und brachte im Parlament einen Vorstoss ein. Sie wollte, dass die Folgekosten von Schönheitsoperationen nicht länger von der Grundversicherung getragen werden.

Humbel sagte damals: «Wer sich liften lassen will, soll das tun. Aber wenn dabei etwas schiefläuft, sollten die Reparaturkosten nicht von der solidarisch finanzierten Krankenversicherung übernommen werden.» Dieser Vorstoss fand im Parlament jedoch kein Gehör.

Grundversicherung deckt medizinische Notfälle

Diese Fälle treiben die Gesundheitskosten in die Höhe. Das Universitätsspital Zürich schätzt, dass die Behandlungskosten pro hospitalisierter Patientin bei rund 4000 Franken liegen.

«Diese Kosten werden in der Regel von der Grundversicherung übernommen, sofern ein eigener Krankheitswert vorliegt, sprich, wenn eine medizinische Dringlichkeit besteht», sagt Lindenblatt.

Nicole Lindenblatt

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Legende: uzh.ch

Nicole Lindenblatt ist Stellvertretende Direktorin der Klinik für Plastische Chirurgie am Universitätsspital Zürich.

Seit 2024 ist sie ausserdem Professorin ad Personam für Rekonstruktive Mikrochirurgie an der Universität Zürich.

Sie ist Mitglied der Schweizer Gesellschaft für Plastische, Rekonstruktive und Aesthetische Chirurgie (SGPRAC).

Das Schweizer Gesundheitssystem lehnt auch keine Menschen ab, die sich bewusst einem höheren Risiko aussetzen, wie zum Beispiel beim Fallschirmspringen, Skifahren oder Rauchen.

Eine Auswertung des Universitätsspitals Zürich zeigt, dass 80 Prozent der Patientinnen mit akuten Komplikationen nach einer Schönheitsoperation im Ausland operiert worden sind, nur 20 Prozent in der Schweiz.

Lindenblatt merkt an: «Die meisten der Patientinnen und Patienten in unserer Studie wurden in der Türkei, Tschechien oder Brasilien operiert.»

Die meisten der Patientinnen und Patienten in unserer Studie wurden in Brasilien operiert.
Autor: Nicole Lindenblatt Professorin Universitätsklinik Zürich

Schönheitsoperationen sind im Ausland deutlich günstiger als in der Schweiz. Viele Anbieter locken mit All-inclusive-Angeboten zu Dumpingpreisen. Diese ziehen auch Schweizerinnen und Schweizer an. 

Besser vorab informieren als nachher nachbessern

Worauf muss man achten? Lindenblatt empfiehlt: «Suchen Sie sich einen Chirurgen, der auf diesem Gebiet Erfahrung hat und über einen Facharzttitel für plastische Chirurgie verfügt.» 

Grundsätzlich darf jeder Allgemeinchirurg Schönheitseingriffe durchführen. Darum ist es wichtig, die Qualifikation des Arztes zu überprüfen.

Joyce Sonder von der Patientenstelle Zürich ergänzt: «Es ist wichtig, die Erfahrung des Fachpersonals zu recherchieren, insbesondere die Anzahl der durchgeführten Eingriffe.» Sie würden gerne auch Menschen beraten vor einer Schönheitsoperation: «Ein früher Austausch mit einer Patientenorganisation kann helfen, die möglichen Risiken besser einzuschätzen und sämtliche Fragen zum Eingriff zu klären.»

5 Tipps rund um Schönheitsoperationen

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  • Überprüfen Sie die fachliche Qualifikation der Ärztin/des Arztes und stellen Sie sicher, dass der Eingriff in einer zertifizierten Klinik erfolgt.
  • Recherchieren Sie die Erfahrung des Fachpersonals, insbesondere die Anzahl der durchgeführten Eingriffe.
  • Klären Sie die Kosten vor dem Eingriff, holen Sie einen Kostenvoranschlag ein und lassen Sie ihn unterschreiben.
  • Nehmen Sie eine Begleitperson zum Vorgespräch mit, um Missverständnisse zu vermeiden.
  • Holen Sie eine Zweitmeinung ein oder ziehen Sie alternative Behandlungsmöglichkeiten in Betracht.

Quelle: Patientenstelle Zürich

Silvana ihrerseits wusste vor ihrer ersten Nasenoperation nicht, dass die Patientenstelle solche Beratungen anbietet. «Hätte ich damals davon gewusst, hätte ich mich dort wahrscheinlich beraten lassen.» Ihre 15-jährige Odyssee wäre ihr vielleicht erspart geblieben. Jetzt hofft sie, dass andere von ihrer Geschichte lernen können.

Mona mittendrin in der Schönheitsklinik

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Legende: Chirurg Farid Rezaeian und Mona Vetsch mit Patientin SRF

Mona Vetsch begleitet Menschen, die sich einer Schönheitsoperation unterziehen.

Sie hinterfragt dabei, wie weit sie selbst bereit wäre, für ihre Schönheit zu gehen, und ob diese Eingriffe wirklich zu mehr Glück führen.  

Mona Mittendrin: Wie immer auf nichts vorbereitet, aber auf alles gefasst.

Mona mittendrin, 11.9.2025, 21:00 Uhr

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