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Unterwegs auf dem Rhein Wie ist das Leben an Bord eines Containerschiffs?

Schiff festmachen, Fracht sichern und Motoren warten – Mona Vetsch packt auf dem Containerschiff tatkräftig mit an. Sie erlebt hautnah den Alltag der Menschen, die wochenlang auf engem Platz zusammenleben und arbeiten. Dabei entdeckt sie die grosse Bedeutung des Rheins für Mensch und Handel.

«Die Dämmerung und der Sonnenaufgang sind für mich immer etwas Besonderes. Kein Tag auf dem Rhein gleicht dem anderen», sagt Kapitän Bernd Kuttruff. Er hat vor 40 Jahren die Leidenschaft für die Schifffahrt entdeckt.

Mit 2500 Tonnen Fracht fahren Kuttruff und seine vierköpfige Crew plus Mona Vetsch gemächlich mit 20 Kilometern pro Stunde auf dem Containerschiff von Basel nach Antwerpen in Belgien.

Auf dem 177 Meter langen Schiff transportieren sie eine breite Palette von Gütern: von Schokolade über Arzneimittel bis zu Kaffeekapseln – alles, was länger haltbar ist. Denn die Natur bestimmt den Zeitplan: Stürme, Hoch- oder Niedrigwasser können die Reise verzögern oder sogar zum Stillstand bringen.

Karte mit Route von Nijmegen nach Basel durch Belgien.
Legende: Das ist die Strecke von Basel nach Antwerpen (Belgien). SRF

Wenn alles reibungslos verläuft, erreicht die Crew Antwerpen in vier Tagen. Auf dem Weg liegen mehrere Schleusen und drei geplante Zwischenstopps.

Vater und Sohn

Unterstützt wird Bernd Kuttruff von seinem Sohn Patrick, der als zweiter Schiffsführer fungiert. Die beiden wechseln sich am Steuer alle sechs Stunden ab. So kann das Schiff ohne Unterbrechung fahren.

«So eine Brust habe ich», sagt Bernd stolz darüber, dass er seine Leidenschaft an seinen Sohn weitergeben konnte und die beiden ein eingespieltes Team sind.

Seit sieben Jahren teilen sich Bernd und Patrick nicht nur die Arbeit, sondern auch den begrenzten Lebensraum an Bord. Neben ihnen zählen Florin Stremlow, ein Steuermann mit Patent, Matrose Yanik Rosenast und Steuermann Jindrich Denk zur Crew.

Das Steuerhaus ist das Reich von Patrick und Bernd, derweil erledigen die anderen drei vielseitige Aufgaben an Deck: Motoren warten, an- und ablegen, Container überwachen, putzen, die Arbeit geht nie aus.

So ist das Leben an Bord

Die fünf Crewmitglieder leben wie eine Wohngemeinschaft zusammen. Jeder hat eine eigene Kabine, dazu gibt es ein gemeinsames Wohn- und Esszimmer sowie Badezimmer.

Gemeinsame Mahlzeiten sind selten, da die Schichten oft den Tagesablauf bestimmen. Landgang ist meist nur in Basel möglich. Gearbeitet wird in Schichten – drei Wochen am Stück, gefolgt von drei Wochen Freizeit.

Die Schichtarbeit macht es schwierig, ein Familienleben zu führen. Schiffsführer Bernd Kuttruff erinnert sich an Zeiten, als er monatelang von seiner Familie getrennt war. Er suchte sich für einige Jahre einen anderen Job, blieb der Schifffahrt aber immer treu.

Das hätte uns fast den Kopf gekostet!
Autor: Mona Vetsch Journalistin

Heute sind die Schichten kürzer, doch auch der 22-jährige Steuermann Florin Stremlow denkt bereits darüber nach, spätestens mit einer eigenen Familie eine neue Karriere einzuschlagen. Sein langfristiges Ziel bleibt dennoch der Schiffsführerposten.

Mona Vetsch darf das Steuer übernehmen und erleben, wie herausfordernd die Arbeit an Bord sein kann. Besonders brenzlig wird es, als das Schiff beinahe unter einer Brücke stecken bleibt. «Das hätte uns fast den Kopf gekostet», scherzt Mona im Nachhinein. Sie überlässt das Ruder lieber den Profis.

Der Rhein als Lebensader

Der Fluss ist für die Schweiz von enormer Bedeutung: Rund zehn Prozent aller Importe gelangen über den Rhein ins Land.

Schweizer Handelstor zur Welt

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  • Rund 10 Prozent aller Schweizer Importe passieren den Rhein
  • Über 300 Grossschiffe (Fracht- und Kreuzfahrt) fahren unter Schweizer Flagge
  • 30 Prozent aller Mineralölprodukte werden über die Rheinhafenterminals abgewickelt
  • 2018 wurde der Rhein in Basel 30 Zentimeter tiefer gemacht, um die Schifffahrt möglichst selten zu unterbrechen

Die Schifffahrt gilt als eine der effizientesten und umweltfreundlichsten Transportmethoden. Ein einziges Containerschiff ersetzt etwa 250 Lastwagen. Der Preis für die Natur ist dennoch hoch: Rückstände von Treibstoffen, Plastikmüll und der Ausbau von Wasserstrassen belasten den Rhein und seine Ufer. Lebensräume für Tiere und Pflanzen wurden vielerorts eingeschränkt. 

Fortschritte im Umweltschutz

In den vergangenen Jahren haben strengere Schutzauflagen und ständige Überwachung der Wasserqualität dazu beigetragen, die Belastung des Rheins zu verringern.

Projekte zur Renaturierung von Flussauen und der Einsatz moderner Technologien tragen dazu bei, den Rhein als wichtigen Transportweg und ökologisches Erbe zu bewahren.

Mona Mittendrin

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SRF 1, Mona Mittendrin, 5.3.2025, 21:00 Uhr

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