Israel hat seinen Act für den Eurovision Song Contest 2025 gefunden: Yuval Raphael gewann die israelische Castingshow «Rising Star» und tritt somit im Mai in Basel am grössten Musikwettbewerb der Welt an. Die 24-Jährige hat ihre Gesangskarriere erst im vergangenen Jahr gestartet.
Trotzdem ist ihr Name nicht unbekannt: Raphael hat den Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 überlebt und unter anderem bei einer Kundgebung in Zürich und vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf davon berichtet.
Sie versteckte sich unter Leichen
In einem Video der Nonprofit-Organisation Jerusalem Institute of Justice erzählt die Sängerin, wie sie das Massaker am Supernova-Festival im Süden Israels nahe der Grenze zu Gaza erlebte. Wie sie sich zusammen mit Freundinnen und Freunden in einem Luftschutzbunker unter Leichen versteckte und schliesslich gerettet wurde. Wie sie mit dem Leben davonkam, während 364 Menschen ihres verloren haben.
Was sie beschreibt, ist grauenvoll und eindrücklich. Inwiefern die Geschichte das Publikum und die Jury der «Rising Star» beim Voting beeinflusst hat, lässt sich nur vermuten. Aber sie schwingt bei Yuval Raphael immer mit, das wird sie auch am ESC in Basel.
Schon als Figur politisch
In der TV-Show performte die Sängerin bekannte Popsongs und gewann schliesslich mit Sam Smiths «The Writing's on the Wall». Eigene Musik hat sie noch keine veröffentlicht, auch ihren ESC-Beitrag schreibt sie nicht selbst. Der staatliche israelische Sender Kan 11 wolle Komponisten und Komponistinnen nun Zeit geben, Titel für sie einzureichen, wie es auf Eurovision.de heisst.
Die Figur Raphael scheint ungleich wichtiger zu sein als die Künstlerin Raphael. Mit ihrem Hintergrund im Israel-Gaza-Konflikt bekommt ihre Teilnahme am ESC unweigerlich eine politische Komponente – an einem Wettbewerb, dessen Regeln politische Statements untersagen.
Proteste gegen Israels Teilnahme
Schon 2024 sorgte Israels Teilnahme am ESC aufgrund des anhaltenden Konflikts in Gaza für Aufregung und zog Proteste nach sich – online, in den Strassen des Austragungsortes Malmö und in der Arena selbst, in Form von lautstarken Buhrufen während den Performances der israelischen Sängerin Eden Golan.
Deren Lied «Hurricane» hiess ursprünglich «October Rain», sowohl Titel als auch Lyrics bezogen sich auf den Terrorangriff vom 7. Oktober 2023. Die European Broadcasting Union, die den ESC organisiert, drohte Israel wegen des politischen Inhalts mit dem Ausschluss, woraufhin der Song angepasst wurde. 2025 ist nun die Künstlerin selbst bereits ein Politikum.
Zuspruch auf Social Media
«Ich möchte dem Publikum erzählen, was das Land, die Leute und ich durchgemacht haben», sagt Yuval Raphael gegenüber «The Times of Israel». «Ich möchte Stärke zeigen und bin bereit, die Buhrufe zu ertragen, die hundertprozentig kommen werden.»
Unter ihrer Verkündung als ESC-Teilnehmerin auf Instagram hagelt es hingegen Zuspruch und warme Worte – vielleicht auch, weil das Community Management negative oder zumindest hasserfüllte Kommentare fortlaufend löscht.
Die gerne zitierten Wetten zeichnen ebenfalls ein positives Bild: Israel wird aktuell eine Top-3-Platzierung vorausgesagt. Wobei die meisten der 37 teilnehmenden Nationen ihre Acts noch nicht bekanntgegeben haben, darunter auch die Schweiz.