Zum Inhalt springen
Audio
Streifen sind nicht gleich Streifen
Aus Espresso vom 13.07.2020. Bild: keystone/collage/symbolbilder
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 59 Sekunden.

«Espresso Aha!» Das Mysterium der schrägen Krawattenstreifen

Gestreifte Krawatten aus den USA sehen anders aus als unsere. Woran liegt das?

Ein Hörer des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» stellt fest, dass gestreifte Krawatten aus einheimischer und europäischer Produktion anders aussehen, als jene, die in den USA fabriziert wurden. Bei uns verlaufen die diagonalen Streifen immer von unten links nach oben rechts (vom Gegenüber aus gesehen), während sie in den USA in der Regel von oben links nach unten rechts führen. «Warum ist das so?», fragt sich der Hörer.

Bildvergleich

Regler nach links verschiebenRegler nach rechts verschieben
Legende:Von links unten nach rechts oben zeigt das schräge Krawattenmuster in Europa. In Amerika ist es genau andersherum.

Amerikaner drehen den Stoff zum Zuschneiden um

«Espresso» findet beim Zürcher Krawattenhersteller Peter Bachmann Antworten. Bachmann führt in dritter Generation einen Familienbetrieb mit 14 Angestellten. Er hat einst in den USA ein Praktikum absolviert und sich für «Espresso» auch in der Branche umgehört.

Der Grund für die unterschiedliche Streifen-Anordnung sei beim Zuschneiden zu finden, erklärt er: «Wir schneiden den Stoff von der Vorderseite her zu, in Amerika wird das von der Rückseite her gemacht.» Deshalb verlaufen die Streifen in anderer Richtung.

Theorien und Gerüchte

Warum das in den USA so gemacht wird, lässt sich nur vermuten. Eine Theorie: Die USA wollten sich beim Krawatten-Design einfach von England und Europa unterscheiden, so Bachmann.

Wer hat’s erfunden? Die Kroaten!

Box aufklappenBox zuklappen

Die Krawatte hat übrigens ihren Namen von den Kroaten. Als kroatische Söldner im 17. Jahrhundert für Frankreich im Dreissigjährigen Krieg kämpften, sollen sie sich Tücher um den Hals gebunden haben, die entfernt den heutigen Krawatten ähnelten. Andere Truppen übernahmen diese «Mode». Zum beliebten zivilen Mode-Accessoire wurde die Krawatte dann allerdings erst rund 200 Jahre später.

Eine andere Theorie setzt bei den Essgewohnheiten der Näherinnen und Näher an. Weil diese oft am Nähtisch zu Mittag essen und der Stoff deshalb fleckig werden könnte, müssen sie ihn zum Zuschneiden umkehren. Krawattenproduzent Bachmann hält solche Erklärungsversuche für unlogisch, denn schliesslich nütze das Umkehren zum Beispiel bei einem hellen Stoff gar nichts. Wenn schon, müsste man das Essen am Schneidetisch verbieten.

«Espresso Aha!»

Box aufklappenBox zuklappen
«Espresso Aha!»

Jeden Montag beantworten wir in der Rubrik «Espresso Aha!» eine Frage aus dem Publikum. Haben auch Sie eine? Senden Sie sie uns!

Und zum europäischen Streifenverlauf – aufsteigend von links unten nach rechts oben – gibt es die These, dass dies einen aufsteigenden Aktienkurs symbolisiere.

Zuschneiden im 45 Grad Winkel

Beim ungeschnittenen Stoff für die gestreiften Krawatten sind die Streifen übrigens noch gerade, sie seien so gewoben worden, so Bachmann. Zugeschnitten werde der Stoff dann aber im 45-Grad-Winkel. Nur so bleibe die Krawatte formschön und flexibel und lasse sich auch gut binden. Deshalb werden aber auch die Streifen schliesslich schräg.

  • Audio
    Die Krawatte - ein Accessoire im Wandel der Zeit
    aus Kontext vom 22.07.2018. Bild: Keystone
    abspielen. Laufzeit 3 Minuten 20 Sekunden.

    Sendung aus dem Archiv zum Thema Krawatte:

    Seit wann binden sich Männer und auch Frauen Krawatten um? «Kontext» zur Geschichte der Krawatte.

Espresso, 13.07.2020, 08.13 Uhr

Meistgelesene Artikel