Federführend bei der ganzen Aktion ist die Firma PMS Öffentlichkeitswerbung aus Rapperswil (SG). Sie kontaktiert Gewerbetreibende einer Region und verkauft ihnen Werbeauftritte auf einer Informationstafel. Mit den Einnahmen wird ein öffentlich zugänglicher Defibrillator finanziert.
Am Beispiel des Projekts in der Luzerner Gemeinde Wauwil zeigt sich nun, dass PMS mit dem Defibrillatoren-Sponsoring offenbar ein lukratives Geschäft betreibt. Recherchen von «Kassensturz» belegen: PMS genierte in Wauwil Einnahmen von über 30'000 Franken. Die Auslagen für die Gegenleistungen wie Informationstafel und Defibrillator, betragen nur einen Bruchteil davon.
Empörung beim lokalen Gewerbe
Die Rechnung von «Kassensturz» sorgt bei den betroffenen KMU für Herzrasen. Vom Wirt, über den Fensterbauer bis zum Gesundheitsstudio: Alle haben PMS tausende von Franken bezahlt für eine Werbetafel und den Defibrillator. Das Gerät selber kostet keine 2000 Franken.
Daniela te Slaa vom Informatikunternehmen TST&T in Nebikon ist empört: «Man hat das Gefühl, es werde mit der Gemeinde oder mit einem örtlichen Verein zusammengearbeitet.» Statt in der Clubkasse des lokalen Fussballvereins landet das überschüssige Geld in den Kassen einer profitmaximierenden Firma.
Auch Doris Liniger, welche im Nachbardorf eine Gesundheitspraxis führt, fühlt sich ausgenutzt: «Dass man gutgläubige Leute über den Tisch zieht, welche Leben retten wollen, finde ich tragisch.»
Vorwurf: unanständige Bereicherung
Mit einer an sich guten Sache den lokalen KMU das Geld aus der Tasche ziehen. «Kassensturz» kontaktiert PMS mit dem Vorwurf der unanständigen Bereicherung und bittet den PMS-Geschäftsführer Beat Jäger mehrfach um ein Interview. Vergebens.
Schriftlich nimmt PMS Stellung und weist die Vorwürfe als «absolut unbegründet» zurück. Die Gegenleistung für die Einnahmen von über 30'000 Franken seien «grossflächige und günstige» Inserate auf der Tafel sowie ein kostenintensiver Miet- und Wartungsvertrag für den Defibrillator.
Auch auf mehrmaliges Nachfragen von «Kassensturz» will PMS die genauen Aufwände nicht kommunizieren. «Es ist einem Wirtschaftsunternehmen nicht zumutbar, seine internen Kalkulationen gegenüber dem Fernsehen offenzulegen», schreibt PMS. Grundlage für die Akquise sei immer eine Kooperationsvereinbarung, die mit der jeweiligen Institution abgeschlossen werde, in diesem Fall mit der Gemeinde Wauwil. Das Geschäftsmodell scheint auf jeden Fall zu funktionieren, seit Jahren.
Geschäftsmodell hat sich bewährt
«Kassensturz» kritisierte bereits 1998 solches Geschäftsgebaren. Letztmals 2012. Auch damals ging es um einen guten Zweck – um Autos für die Spitex. Und auch damals überstiegen die Werbe-Einnahmen die Auslagen um ein Mehrfaches. Ein ehemaliger PMS Mitarbeiter packte 2012 aus: «Man muss die Leute über den Tisch ziehen. Man verkauft etwas, was in keinem Verhältnis steht zum Ertrag.»
Kassensturz, 11.02.2020, 21.05 Uhr