«Kompletthaarverlängerung in AAA Qualität und mit persönlicher Beratung für 294 Franken»: So wirbt ein Basler Coiffeursalon auf seiner Homepage.
Durch einen Facebook-Eintrag stiess die 18-jährige Joy Braun auf dieses Angebot. Schon lange träumt die junge Frau von kräftigem, langem Haar. Ihre eigenen Haare sind sehr dünn. Joy Braun rief im Salon an und erkundigte sich nach den Kosten. «Am Telefon wurde mir zugesichert, die Verlängerung koste nicht mehr als 400 Franken».
Plötzlich soll die Haarverlängerung 200 Franken mehr kosten
Doch am vereinbarten Termin lief nicht alles rund. Zunächst musste die junge Frau zwei Stunden warten, bis sie endlich an der Reihe war. Dann sollte die Behandlung plötzlich 600 statt wie vereinbart 400 Franken kosten. Seltsam auch, dass der Coiffeur Joy Braun unbedingt Locken frisieren wollte.
Auf dem Heimweg wurde dann klar, weshalb: «Mein Freund fotografierte meine Frisur von hinten und zeigte mir das Bild.» Die junge Frau traute ihren Augen nicht. Der Ansatz der Haarsträhnen war deutlich zu sehen, der Farbübergang ebenso.
Joy Braun reklamiert. Zwar probiert der Coiffeur, die missratene Haarverlängerung zu verbessern. Doch auch dieser Versuch misslingt. «Danach sah alles noch schlimmer aus», erinnert sich Joy Braun. Immerhin ist eine Kollegin bereit, ihr nach ein paar Tagen die Strähnen für wenig Geld herauszuschneiden.
Eine Haarverlängerung ist rechtlich gesehen ein «Werk»
Die enttäuschte Kundin verlangt vom Coiffeur Gianni Cuzzucoli ihr Geld zurück. Doch erst nach mehrmaligem Nachhacken ist er bereit, ihr 400 Franken zurück zu bezahlen. Dabei wäre die Rechtslage klar: Haarverlängerungen sind rechtlich sogenannte Werkverträge. Das hat das Bundesgericht im Jahr 2004 so entschieden. Ist ein Werk mangelhaft, kann der Kunde laut Gesetz sein Geld zurück verlangen. Und zwar den vollen Betrag.
Haarverlängerungen seien teuer und vor allem aufwendig, sagt der fünffache Coiffeur-Weltmeister Martin Dürrenmatt. Bei einer Vollhaarverlängerung müssten bis zu 40 Strähnen eingesetzt werden, eine Kundin müsse mit Kosten von bis zu 1000 Franken rechnen. Die Strähnen müssen zudem alle vier bis sechs Wochen vom Coiffeur an den Ansatz zurückgesetzt werden. Das kostet jedes Mal wieder 250 bis 300 Franken. Für Dürrenmatt ist deshalb der Preis auf der Homepage des Basler Coiffeurs Cuzzucoli «nicht realistisch».
Gegenüber «Espresso» schreibt Gianni Cuzzucoli, er fühle sich von seiner ehemaligen Kundin zu Unrecht an den Pranger gestellt. Er bekomme für seine Arbeit viele sehr gute Rückmeldungen. Den günstigen Preis begründet Cuzzucoli mit einer tieferen Marge als jene der Konkurrenz. Bei den Haarverlängerungen verdiene er an seinen Kundinnen weniger, als andere.
Der Coiffeur hat schon viele Kundinnen enttäuscht
Ganz so zufrieden scheinen aber dennoch nicht alle seine Kundinnen zu sein. «Kassensturz» berichtete bereits vor vier Jahren über Gianni Cuzzucoli. Der Coiffeur verkaufte seinerzeit über das Schnäppchen-Portal Groupon über 200 Gutscheine für Haarverlängerungen. Doch offenbar hatte er für die vielen Kundinnen zu wenig Zeit. Viele beklagten sich über Pfuscharbeit und verlangten ihr Geld zurück. Diese Zeiten seien vorbei, schreibt Cuzzucoli. Heute würde er keine Schnäppchen-Gutscheine für Haarverlängerungen mehr verkaufen.
Der Traum vom vollen, langen Haar ist nicht nur teuer. Oft bleibt es ein Traum. «Eine Haarverlängerung ist nicht für jede Frau zu empfehlen», sagt Coiffeur-Weltmeister Dürrenmatt. Bei Frauen mit sehr dünnen, kurzen oder beschädigten Haaren liessen sich kaum befriedigenden Resultate erzielen.
Wichtig sei deshalb immer eine persönliche Beratung vor Ort. Bei der Suche nach einem geeigneten Coiffeur sollte man sich auf keinem Fall vom Preis leiten lassen sondern sich auf persönliche Empfehlungen stützen.