Es war im Winter 2002, als Ursula Bohn in ihrem Wohnmobil einen Kollegen zum Brunch zu Besuch hatte. «Es hat mich schon lange gewundert, dass es für die Butterschachteln kein passendes Messer gibt. Immer hinterliess man in der Butter diese Löcher!» Dies war der Moment, in dem sich die damals 56-jährige Erfinderin an die Arbeit machte.
Mit Karton und Plexiglas herumgepröbelt
«Wenn schon, denn schon», hat sich die kleine, energiegeladene Frau gesagt. So will sie nicht nur das Butter-Abschneiden in der Butterschachtel optimieren, sondern auch gleich die Honigreste unter der Kante im Honigglas mit demselben Messer herausholen und dazu noch das Problem des Käseabschneidens dank einer tiefen Klinge und abgeschrägtem Griff lösen.
Immer wieder hätten ihr Bekannte Tipps gegeben, an wen sie sich wenden könnte, um weiterzukommen: «Bei einem Messerschmied liess ich schliesslich einen Prototyp herstellen. Dieses Messer kostete 300 Franken!» Mit diesem Prototyp habe sie weitergetüftelt, bis sie schliesslich jemanden fand, der ihr mit der vollendeten Form technische Zeichnungen anfertigte.
Produktion im grösseren Stil
Schliesslich fand Ursula Bohn im deutschen Solingen eine Firma, die ihr Brunch-Messer produzieren wollte. 2000 Stück hatte sie bestellt. «Bis dahin haben mich mein Hobby und die aufgewendeten Stunden etwa 30'000 Franken gekostet. Andere hätten sich für dieses Geld vielleicht Schmuck gekauft», wägt die Geschäftsfrau ab. Sie habe jedoch Spass gehabt und eine Menge gelernt.
In den etwa acht Jahren, in denen Ursula Bohn ihre Messer aktiv verkaufen konnte, habe sie etwa 14'000 Stück verkauft. Diejenigen mit Holzgriff zu 20 Franken das Stück, diejenigen mit dem edleren Corian-Griff zu 45 Franken.
Verkaufsstrategien an den Messen
In dieser Zeit zog die lebenslustige Erfinderin mit ihrem Wohnmobil von einer Messe zur nächsten und lernte, wie sie selber sagt, enorm viel über Verkaufstechniken. «Wenn ich erzählte, wie ich mein Messer entwickelte und zu seiner Vollendung brachte, kauften die Messebesucher häufig aus Sympathie.»
Und irgendwann sei die Zeit gekommen, sich nach einem Abnehmer umzuschauen, welcher das Geschäft mit dem Brunch-Messer übernehme. Sie hätte irgendwann genug gehabt vom Messeleben, Stände auf- und wieder abzubauen, die Leute ständig wieder von Neuem von ihrem Produkt zu überzeugen.
Brunch-Messer als Werbegeschenk
Schliesslich konnte die unterdessen 65-jährige Ursula Bohn ihre Erfindung samt Musterschutz des Patentanwalts an eine Firma für Werbegeschenke verkaufen. Produziert werde unterdessen nicht mehr in Europa, weiss sie zu berichten, sondern in China. «Das tut ein bisschen weh», aber sie verstehe es schon, so könne man ihr Brunch-Messer zu einem tieferen Preis verkaufen.