Ein Manko hat ihn auf die Idee gebracht: «In der Schweiz kann man nirgends gute Tortillas kaufen», findet der gebürtige Mexikaner Carlos Ruiz. Seine Mutter habe ihm darauf das Originalrezept geschickt, aber er sei daran gescheitert. Beim Bedienen einer Kaffeekapsel-Maschine habe er sich gefragt, ob sich dieses Prinzip nicht auf einen Apparat übertragen liesse, der Fladenbrot bäckt.
2012 gründete Ruiz zusammen mit einem befreundeten Studenten, Jonas Müller, und dem erfahrenen Wirtschaftsingenieur Louis Frachon die Firma Flatev. Das Wort setzt sich zusammen aus «Flatbread» und «Evolution». Mehrere Medien berichteten über das Projekt, das inzwischen durch mehrere Patente geschützt ist.
Immer wieder Rückschläge
Danach blieb es länger ruhig – vordergründig. Im Hintergrund arbeiteten Ruiz und sein Team – etwa ein Dutzend Personen – mit Hochdruck. In den Räumen einer Haushaltmaschinen-Fabrik in Amriswil (TG) wurden vier Prototypen der Kapselmaschine gebaut. Immer wieder hatten die Entwickler mit Rückschlägen zu kämpfen: «Zum Beispiel als wir feststellten, dass sich die Kapseln in der Maschine nicht aufschneiden liessen», erinnert sich Entwicklungschef Jonas Müller. Eine zentrale Funktion, die nicht funktionierte. Nach intensivem Brüten habe man schliesslich eine Lösung für das Problem gefunden.
Intensiv pröbelt Flatev auch mit Kapseln und Teig. Auch hier war ein jahrelanges Experimentieren nötig, nun sei man soweit zufrieden, sagt Teamchefin Pamela Vazquez, auch sie übrigens eine gebürtige Mexikanerin. Es soll ein Teig ganz ohne chemische Zusatzstoffe werden, der aber trotzdem länger haltbar ist – keine einfache Aufgabe.
Start in Hotels
Die Entwicklungsarbeit ist in den letzten Zügen. Nächstes Jahr soll die Tortilla-Maschine auf den Markt kommen. Nicht in der Schweiz, das Flatev-Team hat die USA und deren grosse Latino-Community im Visier. Carlos Ruiz war dort monatelang für Tests und auf Investorensuche unterwegs. Fazit: Für den Hausgebrauch, wie anfangs geplant, lässt sich die Maschine wohl schlecht verkaufen. Grund: Sie ist zu massig, etwa so gross wie eine grosse Kaffeemaschine und mit einem Preis von 500 bis 600 Dollar wohl für die meisten auch zu teuer.
Deshalb wird das Gerät vorerst nur an Hotels geliefert. Dies aber tausendfach, dazu werden Millionen Kapseln ausgeliefert. Die Kapseln will Flatev in den USA produzieren, die Maschine in China - «weil es dort einfach günstiger ist», wie Müller sagt.
Investoren an Bord
Auch die Finanzierung des Projektes sei inzwischen auf gutem Weg, es seien unterdessen verschiedene Geldgeber an Bord, die sie unterstützten, sagen die jungen Gründer. Man könne sich unterdessen sogar einen bescheidenen Lohn auszahlen und sich deshalb voll auf das Projekt konzentrieren. Ob sich die Erfindung wirklich durchsetzt, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Carlos Ruiz träumt schon davon, dass dereinst Menschen rund um den Globus mit seinem Apparat Fladenbrote backen.