Es sind beliebte Ikea-Produkte: Das Babybett Sniglar, der Stuhl Ingolf oder die Kivik-Sofas – und in ihnen allen stecken laut der Umweltorganisation Greenpeace «Verbrechen gegen die Natur». Es geht, wie so oft bei Ikea, um Holz: Greenpeace kritisiert in einem neuen Bericht, dass Ikea weiterhin mit Zulieferern zusammenarbeite, die Holz aus rumänischen Urwäldern verwenden würden. Das hätten Recherchen ergeben, bei denen Ikeas Lieferkette überprüft worden sei. Und zwar von Abholzungsstellen über Holzdepots bis hin zu Transport und Verarbeitungsfabriken.
Greenpeace nennt mehrere Zulieferer namentlich, die man mit der Abholzung von Urwald in Verbindung habe bringen können. «Diese Zulieferer produzieren teilweise exklusiv für Ikea», sagt Joëlle Hérin gegenüber dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Sie ist Expertin für Kreislaufwirtschaft bei Greenpeace.
Umweltschützer fürchten Verlust europäischer Urwälder
Es geht in der aktuellen Kritik von Greenpeace an Ikea nicht um illegalen Holzschlag. Vielmehr ist die Umweltorganisation ganz grundsätzlich der Meinung, Ikea müsse sich komplett von Urwald-Holz verabschieden. «Ikea behauptet, sich der Nachhaltigkeit verpflichtet zu haben. Dann muss Ikea auch sicherstellen, dass kein Holz aus Primär- und Altwäldern in ihre Lieferkette gelangt», so Joëlle Hérin.
Die schier endlosen Waldflächen der Karpaten – ein grosser Teil davon liegt in Rumänien – sind ökologisch besonders wertvoll. Nicht nur Greenpeace, auch andere Umweltorganisationen wie beispielsweise der WWF betonen deren Artenreichtum.
In den Karpaten sind Braunbären, Luchse und Wölfe beheimatet. Auch hunderte Vogelarten fliegen durch die Wälder, in denen sich Bäume finden, die bis zu 180 Jahre alt sind. Gerade auch deshalb werden sie oft als «grüne Lunge Europas» bezeichnet: «Diese alten Bäume speichern CO₂ deutlich besser als jüngere Bäume», sagt die Umweltschützerin.
Greenpeace: «Ikea muss Teil der Lösung werden»
In dem Bericht stellt Greenpeace konkrete Forderungen an Ikea: Das Unternehmen dürfe nicht länger Zulieferer berücksichtigen, die Holz aus den besonders schützenswerten Urwäldern verarbeiteten. Ikea müsse dies mit konkreten Massnahmen sicherstellen und allenfalls die Zusammenarbeit mit solchen Zulieferern beenden.
«Wir wollen, dass Ikea Teil der Lösung wird», sagt Joëlle Hérin. Dass das Problem der Urwald-Abholzung auch andere Möbelhändler betrifft, ist sich Greenpeace bewusst. «Aber die grössten Händler erzielen die grösste Wirkung, wenn sie Teil der Lösung werden.»
Ikea nimmt Greenpeace-Bericht «sehr ernst»
Auf Anfrage von «Espresso» heisst es von Ikea Schweiz, man nehme «Informationen über mögliche Verstösse gegen interne und externe forstwirtschaftliche Anforderungen sehr ernst». Das Unternehmen versichert, die Informationen des Greenpeace-Berichts zu überprüfen. Illegales Holz und schlechte Forstwirtschaftspraktiken hätten in der Ikea-Wertschöpfungskette keinen Platz. Man gehe entsprechenden Hinweisen nach und ergreife Massnahmen, wenn Unregelmässigkeiten festgestellt würden. Auch die Beendigung von Geschäftsbeziehungen schliesst Ikea nicht aus.
Da man den vollständigen Greenpeace-Bericht noch nicht erhalten habe, könne man sich nicht im Detail dazu äussern. Greenpeace sagt gegenüber «Espresso», Ikea habe «alle relevanten Informationen des Berichts» erhalten.