In ihrem Werbevideo gibt Ikea ein grosses Versprechen: Sämtliches Holz für ihre Möbel sei legal abgeholzt, die Holzgewinnung habe keinen negativen Einfluss auf die Umwelt. Stimmt das wirklich? «Kassensturz» geht auf Spurensuche, anhand der Ikea-Kommode Brimnes, eingekauft für günstige 80 Franken.
Die Spur führt «Kassensturz» nach Rumänien, in die Möbelfabrik Ecolor. Dort wurde die Brimnes-Kommode hergestellt. Das Unternehmen möchte weder mündlich noch schriftlich Fragen zur Herkunft des Holzes beantworten. Ein Lastwagen auf dem Firmengelände und ein Portier verraten dem «Kassensturz»-Reporter aber: Einer der wichtigsten Zulieferanten von Ecolor ist Kastamonu, ein grosser Player in der rumänischen Holzindustrie.
Dieser Wald war ein funktionierendes Ökosystem. Jetzt ist alles zerstört – für immer.
Förster werden mit Gewalt ruhiggestellt
Zusammen mit dem rumänischen Umweltaktivisten Gabi Paun von der Organisation Agent Green besucht «Kassensturz» zwei Rodungsplätze von Kastamonu. Ein gefährliches Unterfangen. Die rumänische Forstwartgewerkschaft registrierte in einem Jahr 650 gewaltsame Übergriffe, sechs Förster wurden umgebracht.
Vor Ort zeigen sich traurige Bilder: Überall Strünke von über 100 Jahre alten Bäumen, teilweise oder ganz abgeholzte Wälder. «Die machen hier einen Kahlschlag», sagt ein deprimierter Gabi Paun. Und weiter: «All diese alten Bäume waren ein funktionierendes Ökosystem. Es gab Braunbären, Luchse, Wölfe und tausende andere Tierarten. Jetzt ist alles zerstört – für immer.»
Die Firma Kastamonu bestreitet, von den beiden genannten Rodungsflächen Holz bezogen zu haben und betont, nur minderwertiges Holz für die Spanplattenherstellung zu verwenden.
Der rumänische Staat ist Teil der Zerstörung, es gibt keine Hinweise, dass die Regierung das Problem löst.
Staat lässt Holzmafia gewähren
Holzschlag in begrenztem Umfang ist zwar erlaubt, aber nicht in diesem Ausmass. Eine wissenschaftliche Untersuchung von Umweltorganisationen zeigt, dass die Fläche rumänischer Lauburwälder in den vergangenen 15 Jahren um zwei Drittel geschrumpft ist. Die rumänische Umweltbehörde sagt, jeder zweite Baum sei illegal geschlagen. Konsequenzen für die Holzfäller gibt es kaum, die Holzmafia macht ungehindert weiter. Für Gabi Paun ist daher klar: «Der rumänische Staat ist Teil der Zerstörung, es gibt keine Hinweise, dass die Regierung das Problem löst.» Ikea bezieht rund vier Prozent des gesamten Holzbedarfes aus diesem Land.
Illegales Ikea-Holz aus der Ukraine
Aber nicht nur aus Rumänien. Recherchen der englischen NGO Earthsight bringen ans Licht, dass auch aus dem Nachbarland Ukraine illegal geschlagenes Holz regelmässig und nachweislich im Ikea-Kanal landet. 2018 geschahen allein in einer Region 109 illegale Rodungen. Viel von diesem Holz landet bei Ikea, wie Angestellte der staatlichen Waldunternehmung bestätigen.
Wir nehmen die Vorwürfe mit Besorgnis entgegen und werden den Fällen nachgehen.
Ikea nimmt die Vorwürfe mit Besorgnis entgegen. Das Unternehmen werde den Fällen nachgehen. Zwar sei bekannt, dass es sich vor allem bei der Ukraine um ein «Hochrisikoland» handle. Dennoch will sich Ikea nicht aus diesem Land zurückziehen, da damit der Umwelt nicht geholfen sei. Ikea betont, auf keinen Fall illegal geschlagenes Holz verarbeiten zu wollen.