Die Preise für Brennholz haben seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges und der drohenden Stromlücke stark angezogen. Das stelle die Schweizer Sägereien vor Probleme, sagt Michael Gautschi, Direktor vom Verband Holzindustrie Schweiz: «Wir sind beunruhigt, weil unsere Sägereien derzeit kaum Holz für Innenausbau-Produkte oder Eisenbahnschwellen bekommen.»
Wir haben viele Bestellungen, können aber nicht liefern...
Konkret geht es um Laubhölzer wie Buche, Eiche oder Esche. Diese sind für den Bau von Holzhäusern sehr beliebt. Die Nachfrage sei derzeit hoch, sagt Gautschi: «Wir haben viele Bestellungen, können aber nicht liefern, weil wir das entsprechende Holz nicht bekommen.»
«Holz sollte man mehrfach nutzen»
Gautschi schmerzt, dass aktuell mehr hochwertiges Holz als Brennholz verfeuert werde, statt dieses mehrfach zu nutzen. Zum Beispiel zuerst als Buchen-Balken für ein Holzhaus, und wenn das Haus dereinst abgerissen wird, würden aus den Balken Spannplatten und erst wenn diese kaputt seien, würden sie verbrannt. Kaskadennutzung heisst dies in der Fachsprache. So könne Holz sehr nachhaltig genutzt werden, so Gautschi.
Etwa vierzig Prozent wird als Brennholz genutzt und zehn Prozent ist Industrieholz.
Warum machen die Waldbesitzer nicht mit? Das Konsumentenmagazin «Espresso» fragt bei Florian Landolt nach. Er ist Mediensprecher von Wald Schweiz, dem Verband der Waldeigentümer. Er wehrt sich gegen den Vorwurf, dass die Sägereien kein Holz mehr bekommen würden: «Es geht nach wie vor etwa die Hälfte des Schweizer Holzes an die Sägereien. Etwa vierzig Prozent wird als Brennholz genutzt und zehn Prozent ist Industrieholz.»
Waldpflege ist seit Jahren defizitär
Landolt betont, dass die Pflege des Waldes aufwändig und teuer sei. Die Waldbesitzer – in der Schweiz gehören zwei Drittel des Waldes Gemeinden, Kantonen oder dem Bund – würden schon seit Jahren drauflegen. Dies weil die Preise für Holz im Keller seien. Nun gebe es endlich einmal einen Lichtblick: «Wenn Sie acht Franken mehr von Käufer A bekommen als von Käufer B, dann ist klar, an wen Sie liefern.»
Im Umkehrschluss heisst das: Die Sägereien müssten also mehr für das Holz bezahlen, dann würden sie es auch bekommen. Beim Preis gebe es tatsächlich noch Luft nach oben, gibt Michael Gautschi vom Verband Holzindustrie zu: «Wir müssen konkurrenzfähige Preise bezahlen, das ist klar.»
Dass die Sägereien beim Preis über die Bücher gehen, freut Florian Landolt von Wald Schweiz. In der Vergangenheit hätten die Sägereien das Holz nämlich oft zu günstig erhalten, beispielsweise nach schweren Unwettern: «Wenn es viel Sturmholz auf dem Markt hatte und es kaum eine Nachfrage gab, haben sich die Sägereien auch nicht über den zu tiefen Preis beklagt.» Für einmal seien jetzt die Waldbesitzer im Vorteil.