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Localsearch droht KMU wegen Vertrags-Chaos mit Betreibung
Aus Espresso vom 27.05.2024. Bild: imago / shotshop
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Chaos bei Swisscom-Tochter Localsearch verärgert KMU

Nach einer Vertragsänderung hagelt es Mahnungen und Betreibungsandrohungen. Das betroffene Unternehmen verzweifelt fast.

Das Thurgauer Unternehmen Muldenzentrale OTG AG weiss nicht mehr weiter: Die Recycling-Firma hatte 2021 einen Vertrag über drei Jahre mit der Verzeichnisplattform Localsearch unterzeichnet. Kostenpunkt: insgesamt 31’000 Franken. Die Swisscom-Tochter Localsearch ist dafür besorgt, dass Unternehmen im Internet gefunden werden und Kunden zum Beispiel Termine direkt buchen können.

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Weil die Thurgauer Firma aber mit dem Ergebnis der Dienstleistungen unzufrieden war, suchte sie Anfang 2024 das Gespräch. Man einigte sich darauf, in der verbleibenden Zeit noch eine Google-Kampagne zu lancieren, anstelle eines anderen Postens im Vertrag. Zusätzliche Kosten sollten für die Muldenzentrale dabei nicht entstehen.

Neuer Vertrag führt zu Verwirrung und Betreibungsandrohungen

Eine Localsearch-Mitarbeiterin hatte die neue Vereinbarung mit dem Geschäftsleiter der Recycling-Firma, Rolf Brühlmann, ausgehandelt. In einer Mail dieser Mitarbeiterin wird die Umschreibung des Budgets bestätigt. Angehängt ist ein neuer Vertrag, welcher Rolf Brühlmann zu unterschreiben hat: «Ich habe den Vertrag unterzeichnet, weil ich davon ausging, dass der neue Vertrag das Budget des alten Vertrags übernimmt.» Die gesamten 31’000 Franken hatte die Firma mittlerweile vollständig bezahlt.

Ich will keine Betreibung im Haus.
Autor: Rolf Brühlmann Geschäftsleiter Muldenzentrale OTG AG

Kurze Zeit später flattern aber neue Rechnungen ins Haus. Und noch etwas später Mahnungen und Betreibungsandrohungen. Klärungsversuche der Geschäftsleitung scheitern: «Ich will keine Betreibung im Haus», sagt Rolf Brühlmann gegenüber «Espresso» genervt.

Localsearch bedauert die Unannehmlichkeiten

Das SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» interveniert bei Localsearch und will wissen, weshalb das betroffene Unternehmen weitere Rechnungen erhalten habe. Die Medienstelle schreibt: «Unsere Kundenberaterin hat gemäss den Wünschen von Herrn Brühlmann die besprochenen Änderungen in unserem Kundenverwaltungssystem erfasst. Leider gab es bei der Umsetzung aber einen technischen Fehler, wodurch eine falsche Rechnungsstellung ausgelöst wurde. Die beanstandete Rechnung wird selbstverständlich storniert und muss nicht bezahlt werden.» Grosse Erleichterung daraufhin bei der Muldenzentrale OTG AG.

Zu früh gefreut 

Doch nur einen Tag später erhält Geschäftsleiter Rolf Brühlmann bereits wieder eine Rechnung über 6000 Franken von Localsearch. Und noch einmal konfrontiert «Espresso» die Medienstelle der Swisscom-Tochter, welche prompt reagiert und von einem erneuten Fehler im System spricht: «Wir bedauern dies sehr und können den erneuten Ärger von Herr Brühlmann nachvollziehen.»

Und weiter heisst es, man habe aufgrund der geltenden Verträge mit den gewünschten Änderungen nun aber die korrekte Endabrechnung gemacht und es sei noch eine «geringe Restforderung» offen. Es geht um einen Betrag von insgesamt knapp 3000 Franken.

Nun bleibt auch «Espresso» langsam etwas ratlos zurück. Nach erneuter Intervention bei der Medienstelle heisst es schliesslich, es würden zwar unterschriebene Verträge vorliegen, welche die Forderung der Restsumme rechtfertigen würden: «Da es aber andere Versäumnisse unsererseits gegeben hat […] zeigen wir uns kulant und verzichten auf die Restforderung.» Fazit: Wer mit Localsearch streitet, braucht definitiv einen langen Atem.

Espresso, 27.5.2024, 8:10 Uhr

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