Ein junger Mann zieht mit seiner Freundin aus dem Kanton Zürich in den Aargau. Da fällt ihm in den sozialen Medien das Portal «Dateideen.ch» auf. Es verspricht Insider-Freizeit-Tipps für Paare – massgeschneidert für die jeweilige Wohngegend der Kundinnen und Kunden.
«In der Werbung ist zum Beispiel die Rede von einem Wasserpark oder einem privaten Spa mit Badehaus im Wald. Das hat mich angesprochen», erzählt der Mann im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Für rund 25 Franken löst er ein digitales Büchlein mit 52 Tipps für den Aargau.
Verpflanzter Erlebnis-Bauernhof, trockener Bade-Plausch
Doch schnell macht sich Ernüchterung breit. Das Portal empfiehlt ihm unter anderem Pizzerias und eine Minigolf-Anlage. «Sachen, die man schnell auch selbst im Netz findet.» Dazu taucht etwa die Jucker-Farm auf – ein bekanntes Ausflugsziel am Pfäffikersee, Kanton Zürich – von wegen regional und Insider. «Dateideen.ch» – oder wohl eher die Software dahinter – verpflanzt den Erlebnis-Bauernhof einfach nach Uerkheim (AG).
Auch andere Empfehlungen sind schlicht und einfach falsch: So etwa ein angebliches «Wellness und Spa» in Würenlingen – mitnehmen: Badehose und Badetuch. Im Bild: Ein romantisch beleuchtetes Becken in einem Gewölbe. In Tat und Wahrheit befindet sich an dieser Adresse aber eine Gesundheits- und Schönheitspraxis. Bei ihnen brauche man keine Badehose, es gebe kein Schwimmbecken, erklärt das Eigentümer-Ehepaar irritiert. Bislang seien allerdings noch keine «Dateideen.ch»-Kunden vor der Türe gestanden.
Der Kunde findet diese Hochstapelei schlicht frech. Er platziert seine Kritik direkt bei «Dateideen.ch», erhält aber nur eine allgemeine Antwort. Auch eine andere Kundin, die sich bei SRF gemeldet hat, ärgert sich über das Portal. Auf der Bewertungsplattform «Trustpilot» finden sich weitere kritische Kommentare.
«Copy – paste» für Österreich
Schnell entdeckt man: Die gleiche Seite gibt es auch in Österreich. Und siehe da: Hüben wie drüben wird das Gleiche vorgegaukelt. Unter der Rubrik «Über uns» erzählt das Gründerquartett Simon, Tim, Maren und Lucy, wie es sich beim Surfen in Spanien kennengelernt habe und dann zurück in der Heimat auf die Idee gekommen sei, ein Portal mit Ausgehtipps «von Locals für Locals» zu gründen. Auf der schweizerischen Seite und in der österreichischen Version ist der Text Wort für Wort identisch – mit Ausnahme des Heimatlandes.
Auch von den lobhudelnden Fünf-Stern-Kommentaren auf der Seite darf man sich nicht blenden lassen. Mal schwärmt ein Robin aus Winterthur, mal ein Robin aus Kärnten – dank KI hat der österreichische Text eine entsprechende Dialekt-Färbung und in der Schweizer Version ist etwa von «Züri» die Rede.
Schaut man ins Impressum, wird auch klar, weshalb so viele der lokalen Empfehlungen fehlerhaft sind: Es steckt eine Marketingfirma aus Dubai dahinter.
«Lucy»: «Tut uns aufrichtig leid»
Und wohl aus Dubai trifft auch eine Mail von «Lucy» bei SRF ein. Sie gibt sich reumütig: «Wir möchten uns aufrichtig entschuldigen, falls einige unserer Angebote Verwirrung oder Unzufriedenheit verursacht haben. Es ist uns bewusst, dass wir in diesem Fall hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind.» Man werde die kritisierten Punkte prüfen und weiter untersuchen.
Man wird den Eindruck nicht los, dass auch diese Antwort nicht viel mehr ist als KI-generierte Schaumschlägerei.