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Whatsapp-Falle Fakejob-Angebote: Whatsapp kann Scam-Nachrichten kaum filtern

Betrüger missbrauchen Namen von echten Schweizer Firmen. Doch Whatsapp und Co reagieren kaum darauf.

Seit Monaten fluten Whatsapp-Nachrichten die Schweiz, die den Empfängern einen Job anbieten. Wer darauf einsteigt verliert Geld. Im Fall von Peter M. sind es rund 15'000 Franken. Er hatte auf die Nachricht geantwortet und Interesse gezeigt. Danach wurde er von den Tätern geschickt manipuliert und zu immer höheren Einzahlungen verleitet. Darüber wie die Masche funktioniert, hat das Konsumentenmagazin «Espresso» hier berichtet.

Wie die Masche funktioniert: Ein konkretes Beispiel.

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«Hallo, ich bin Kate von Dubs & Partner Recruitment». Ob man immer noch auf Jobsuche sei, fragt Kate. Peter M. ist auf die Masche reingefallen hat so 15'000 Franken verloren.

Weil er sich kurz zuvor tatsächlich bei einem Stellenvermittler beworben hatte,  misstraut er der Nachricht zu wenig und schreibt zurück. Ein «Jeff» meldet sich per Whatsapp und führt ihn in den -simplen – Job ein. Peter M. muss sich auf eine Plattform einloggen und dort Konsumprodukte «boostern», sprich anklicken. Die Produkte würden so auf Verkaufsplattformen prominenter erscheinen, erklärt Jeff.

Obwohl er vor der Arbeit per Kryptowährung etwas einzahlen muss, probiert Peter M. die Sache aus: «Es war nicht viel Geld zu Beginn, rund 200 Franken. Und die konnte ich am Abend wieder abheben, plus 80 Franken Gewinn.» Weil es funktioniert, macht er weiter. Doch die Beträge werden immer höher: 1400 Franken, dann 4000, dann fast 10’000. Er zahlt aus Angst, die bereits geleisteten Zahlungen und Gewinne zu verlieren. Als das System nochmals gegen 20'000 Franken verlangt, dämmert ihm: Das ist ein einziger grosser Betrug.  

«Kassensturz» spricht mit mehreren Personen, die ebenfalls auf die Masche reingefallen sind und viel Geld verloren haben. In einem Fall sind es 60'000 Franken. Alle haben zu spät gemerkt, dass sie von den Agents geschickt manipuliert wurden.

Nicht nur Private, auch Schweizer Unternehmen sind geschädigt. Denn die Täter hinter dem Jobbetrug verwenden die Namen von echten Jobvermittlungs-Firmen. Das gaukelt Echtheit und Seriosität vor.

Weil sich wegen der Fake-Nachrichten hunderte von Personen bei ihm melden, musste Lukas Dubs, Inhaber von Dubs & Partner Recruitment, um den Ruf seiner Firma bangen. «Ich möchte natürlich nicht, schlechte Bewertungen auf Google haben oder negative Publicity, wie gewisse Konkurrenten das erlitten haben.»

Facebook reagiert nicht auf Meldung von Fake-Accounts

Sein Firmenname wird auch auf Facebook missbraucht. Dubs findet rund 30 Fake-Accounts, die vorgeben, bei Dubs und Partner zu arbeiten. Diese werden wohl eingesetzt, um potentielle Opfer zu rekrutieren. Dubs meldet sich mehrfach bei Facebook, fühlt sich aber überhaupt nicht ernst genommen: «Ich habe wirklich jeden Weg versucht. Von Facebook  und (dem Mutterkonzern) Meta habe ich aber überhaupt keine Rückmeldung bekommen.»

Andere Jobvermittlungs-Firmen berichten «Kassensturz», wie sie massenweise schlechte Google-Bewertungen erhalten haben, weil sie in den Abzocker-Mails genannt werden. Sich dagegen zu wehren, sei jedoch sehr schwierig.

Woher haben die Täter die Nummern?

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IT-Experte Peter Heinrich weiss auch, wie die Täter so viele Whatsapp-Benutzer anschreiben können: Sie gehen mit dem Prinzip Giesskanne vor: «Es hat in der Schweiz eine überschaubare Anzahl von möglichen Mobilfunknummern und die Trefferquote liegt so bei eins zu zehn. Das heisst, die Täter probieren automatisiert eine Nummer nach der anderen aus.»

Und was macht Whatsapp gegen den Missbrauch? Schweigen.

«Kassensturz» fragt bei Meta und Whatsapp nach, was gegen die enorme Flut von Fake-Nachrichten unternommen wird. Ob Filter eingesetzt und verdächtige Nummern gesperrt würden. Whatsapp beantwortet jedoch keine Fragen. Eine PR-Agentur verweist lediglich auf den allgemein gehaltenen Whatsapp-Hilfe-Bereich .

Dubiose Nachrichten im grossen Stil zu filtern, sei für Whatsapp auch kaum machbar, erklärt Peter Heinrich, Experte für Cyber-Security an der ZHAW. Dies weil die Nachrichten verschlüsselt sind, im Gegensatz zu E-Mails. Letztere seien für den Mail-Anbieter lesbar und könnten so auch gezielt ausgefiltert werden: «Bei Whatsapp ist genau das nicht möglich , weil die Nachrichten verschlüsselt sind. Entsprechend kann Whatsapp den Inhalt nicht anschauen und eben auch keine Filterung vornehmen.»

Allerdings: Whatsapp kann Nummern jederzeit sperren und tue das auch. Peter Heinrich empfiehlt deshalb, verdächtige Nachrichten unbedingt zu melden : «Damit Whatsapp überhaupt ein Indiz hat um diese Nummern zu sperren. Allerdings muss man dazu sagen, dass die Angreifer oder Kriminelle sehr viele solcher Nummern haben und entsprechend wird dann einfach die nächste genommen.»

Espresso, 28.11.23, 8:10 Uhr

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